Weiden in der Oberpfalz
21.06.2018 - 19:01 Uhr

Kein Kuscheln bei Krätze

Es juckt heftig und ist für Betroffene sehr unangenehm. Die durch Milben hervorgerufene Hauterkrankung Krätze kommt häufiger vor, als man denkt. Aktuell gibt es einen Fall an einer Weidener Schule.

Hautärzte und manche Apotheken halten Infoblätter zur Therapie von Krätze bereit. Die Milbe bohrt Kanäle unter die Haut. Ihre Absonderungen lösen juckende Hautausschläge aus. Schönberger
Hautärzte und manche Apotheken halten Infoblätter zur Therapie von Krätze bereit. Die Milbe bohrt Kanäle unter die Haut. Ihre Absonderungen lösen juckende Hautausschläge aus.

(shl) Die Schulleitung der Staatlichen Wirtschaftsschule Weiden hat die Eltern bereits vor ein paar Tagen in einem Schreiben und mit einem Infoblatt zum Krankheitsbild informiert. Eine weitere Verbreitung sollte schnell unterbunden werden.

Martina Auer-Bertelshofer, stellvertretende Schulleiterin, lobt in diesem Zusammenhang das vorbildliche Verhalten des Schülers. "Die Eltern haben uns sofort informiert, als die Diagnose des Arztes vorlag. Wir haben dann das Gesundheitsamt informiert, die Klasse und die Eltern. Die haben alle bedächtig reagiert. Es gab nur wenig Nachfragen." Mit der Krätze sei es wie mit den Kopfläusen. "Das Thema offen und zeitnah ansprechen. Damit ist allen geholfen." Für die Lehrerin ist dies der erste Krankheitsfall an der Schule, den sie mitbekommen hat.

Es sei auch bisher der einzige, wie Dr. Johannes Weig vom Gesundheitsamt auf Nachfrage bestätigt. Die Krätze (medizinisch "Skabies") komme weltweit vor. Genaue Zahlen über die Verbreitung in Deutschland und in der Region könnten aber nicht genannt werden. "Es besteht hier keine Meldepflicht", wie Weig erklärt. "Kenntnis über das Auftreten von Krätze erhalten wir meist aus Gemeinschaftseinrichtungen zur Betreuung von Kindern und Jugendlichen, also Kindergärten und Schulen. Hier auftretende Fälle müssen uns nach dem Infektionsschutzgesetz mitgeteilt werden", sagt der Gesundheitsexperte. "Seit Jahresbeginn sind uns aus Schulen und Kindergärten in unserem Einzugsbereich Stadt Weiden und Landkreis Neustadt 12 Fälle bekannt geworden."

Das geht unter die Haut

Schwierig sei es meistens, die auftretenden Symptome richtig zu deuten, da die Beschwerden erst nach zwei bis fünf Wochen auftreten. Brennen der Haut und Juckreiz seien häufig erste Anzeichen, sagt Weig. Krätzmilben bohren sich in die menschliche Oberhaut und legen dort Kot und Eier ab. Vor allem Zwischenräume von Fingern, Fußzehen, Handgelenke, Knöchel, Achseln würden befallen. Die Haut reagiere nach einiger Zeit mit stecknadelkopfgroßen Bläschen.

Dass Milben für das Jucken verantwortlich sind, macht es für Betroffene nicht leichter. Ähnlich wie bei Kopfläusen rümpft die Gesellschaft schnell die Nase und spricht von mangelnder Hygiene. Mitnichten. Krätze hat es schon immer gegeben. "Die Milben verbreiten sich über Hautkontakt von Mensch zu Mensch. Zum Beispiel beim Schlafen in einem Bett, gemeinsamen Spielen, beim Kuscheln oder bei Hilfe bei der Körperpflege", so der Experte. Ein kurzes Händeschütteln führe in der Regel nicht zu einer Übertragung, beruhigt der Arzt. Auch eine Übertragung durch gemeinsam genutzte Decken sei eher selten.

Wäsche heiß waschen

Im Verdachtsfall sollten Betroffene sofort einen Arzt aufsuchen und den Kontakt zu anderen Menschen einschränken. Außerdem Kleidung täglich wechseln und Bettwäsche, Handtücher bei mindestens 60 Grad waschen. Außerhalb des Wirtes könnten Milben noch zwei Tage überleben. Schul- oder Kindergartenbesuch seien erstmal tabu.

So unangenehm der Hautausschlag sein kann, "für die Behandlung gibt es wirksame Medikamente wie Salben oder Tabletten", weiß Dr. Weig. Nach 24 Stunden sei man nicht mehr ansteckend. Und mit einem ärztlichen Attest dürften die Betroffenen dann auch bald wieder in die Schule gehen. Angemerkt

 
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