„Kinder brauchen in den Kindertagestätten beides, männliche und weibliche Erzieher“, sagt Jessica Schubert, stellvertretende Leiterin des Kinderhauses Tohuwabohu in Weiden. Schließlich hätten Männer und Frauen einen unterschiedlichen Zugang zu den Kindern. Der Feststellung der Kinderpädagogin dürfte kaum jemand aus dem Expertenkreis widersprechen. Doch Schubert ist derzeit eine der ganz wenigen Kindergartenleiterinnen in der gesamten Region, die tatsächlich auch einen männlichen Erzieher unter ihrem Personal aufweisen kann.
Der in Baden-Württemberg fertig ausgebildete Jugend-und Heimerzieher Kevin Postic absolviert derzeit sein Anerkennungsjahr im Kinderhaus Tohuwabohu in Weiden. „Endlich einmal können wir am Boys' Day auch einen männlichen Erzieher präsentieren“, freut sich Karin Hartung, Beauftragte für Chancengleichheit bei der Agentur für Arbeit in Weiden. Das Kinderhaus Tohuwabohu gehört zu den bisher fünfzehn Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen, die am Boys' Day ihre Türen für interessierte Schüler öffnen. „Es dürfen gerne noch mehr Einrichtungen werden“, sagt Hartung. Sie organisiert den Boys' Day zusammen mit ihren Kolleginnen Monika Langner von der Stadt Weiden, Tamara Prause vom Landkreis Neustadt/WN und Christina Schönberger vom Jobcenter Weiden-Neustadt. Ziel dieses Berufsorientierungstags ist es, deutlich mehr Jungen als bisher für Erziehungs- Gesundheits-, oder Sozialberufe zu gewinnen.
„Wir müssen davon wegkommen, dass Männer fast immer nur die typischen traditionellen Männerberufe wählen.“ Dieses geschlechterspezifische Berufswahlverhalten führt beispielsweise dazu, dass Kinder alleinerziehender Mütter oftmals bis in die späten Jugendjahre hinein nur weibliches Erziehungspersonal erleben, berichtet die Kinderhausleiterin Schubert. Dass Kevin im Tohuwabohu arbeitet freut sie ganz besonders. „Die Kinder sind auf ihn fixiert“, stellt sie fest. Schließlich „klettert der auch mal auf einen Baum“.
Erzieher Kevin sieht auch zukünftig sein Aufgabenfeld im Bereich der Kindertagesstätten und will – anders als mancher Ausbildungskollege – nicht in ein Jugendheim wechseln. Dass „die Bezahlung schlecht ist“, nimmt Kevin in Kauf. „Bei der Arbeit mit kleinen Menschen kriegt man immer etwas zurück“, erzählt er und „Man sieht, wie ein Kind wächst“. Für Kevin tragen die meisten Menschen typisch weibliche und typisch männliche Eigenschaften in sich. Deshalb könne man sich auch im Beruf für die eine oder andere Seite entscheiden. „Auch ich habe als Mann viele weibliche Eigenschaften.“
Sein jetziger Beruf hat sich allerdings erst nach vielen Umwegen herauskristallisiert. Nach dem Abitur im Jahre 2012 arbeitete er unter anderem ein Jahr lang in einem selbstverwalteten Jugendhaus. Später brach er bereits nach einem Semester ein Studium der Kulturwissenschaften und Soziologie ab. „Aber irgendetwas Soziales sollte es schon werden“ und deswegen begann Kevin die Ausbildung als Jugend- und Heimerzieher. Heute wohnt er in Bechtsrieth und hat selbst zwei Kinder.
Schüler die den Erzieher am Boys' Day kennenlernen wollen, müssen sich auf der Internetseite www.boys-day.de für das Tohuwabohu anmelden. Auch für die anderen am Boys' Day teilnehmenden Erziehungs-, Gesundheits- und Sozialeinrichtungen kann man sich auf dieser Internetseite anmelden.
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