"Wir haben unsere Handwerker nicht gedrängt. Qualität geht vor Schnelligkeit", betont der ehemalige Kreishandwerksmeister Karl Arnold. Er ließ sich als Handwerker in die Pflicht nehmen, stellte sich als Vorsitzender des Fördervereins zur Verfügung, der die längst überfällige Sanierung der Hochzeits- und Handwerkerkirche in die Hand nehmen musste.
Ihm, der nicht in der Pfarrei St. Josef verwurzelt ist, ist es wohl auch zu danken, dass der Förderverein sich letztlich von den damaligen Diskussionen in den Pfarreigremien abkoppeln konnte: Nach der Profanierung der Klosterkirche von St. Augustin (im August 2010) war von offizieller Seite bereits vier Monate später der Bau einer Kapelle in Weiden-Ost vorgesehen. Bei einer Pfarrversammlung im Januar 2011 rückte der langjährige Mesner Werner Wilzek, "das wachsame Auge von St. Sebastian", die unübersehbaren, schweren Schäden am Mauerwerk und Dachstuhl von St. Sebastian in den Fokus: Die Handwerkerkirche, zugleich älteste katholische Kirche Weidens (erbaut 1480 bis 1486), bedurfte selbst dringendst der Handwerker.
Es gründete sich zunächst ein Aktionskreis, der durch die Veränderung in der Pfarrei (neue Kirchenverwaltung) plötzlich mit neuer Unterstützung rechnen konnte. Allerdings machte mit der Erkrankung von Stadtpfarrer Andreas Uschold der Pfarrerwechsel in St. Josef zunächst einen Strich durch die Rechnung: Die nötige Sanierung von Pfarrhof und von St. Sebastian konnte die Pfarrei nicht gleichzeitig schultern. Da die Schäden an der Dachkonstruktion von St. Sebastian sich immer deutlicher auf das Mauerwerk auswirkten, und weitere Risse auftraten, bestand dringender Handlungsbedarf, den auch Statiker und das Landesamt für Denkmalpflege bestätigten.
Angestoßen von Egid Mühlbauer, der oft in St. Sebastian die Messe zelebriert, bildete sich am 15. April 2015 ein überaus aktiver und engagierter Förderverein, der über Jahre um Unterstützung warb und die Planung für die Außensanierung begleitete. Aber erst zu Pfingsten 2017 erhielt St. Josef aus Regensburg die stiftungsaufsichtliche Genehmigung für das Projekt. Damit gelang der lang erhoffte Durchbruch.
Neben der Diözese, der Denkmalpflege, der Landesstiftung, neben Bezirk und Stadt Weiden sicherte der Förderverein die Sanierung von St. Sebastian. Mit rund 200 000 Euro brachte er allein den Eigenanteil auf, den die Kirchenstiftung St. Josef zu tragen hat. Höhepunkte des Eröffnungsgottesdienstes um 10 Uhr und des Empfangs sind der Dank an die Spender sowie die Übergabe einer beachtlichen Summe an Stadtpfarrer Markus Schmid, die "zweckgebunden" für St. Sebastian anzulegen ist. Schließlich ist eine nötige Innensanierung absehbar.
Über die Zukunft des Fördervereins selbst ist noch nicht entschieden. Die führenden Persönlichkeiten um Karl Arnold, Egid Mühlbauer, Falk Knies, Theo Spies, Hans Kaltenecker und Wolfgang Lindner fühlen sich in der Pflicht. Jetzt geht es darum, die Nutzung der Hochzeits- und Handwerker-Kirche, die unter der Sanierung zurückgefahren wurde, wieder zu intensivieren. Das kirchliche Leben soll in St. Sebastian blühen.
Womöglich alles saniert: Vom Dachstuhl bis zur zwischenmenschlichen Beziehung
Die „Stadtpfarrei“ St. Josef gilt als schwierig. Das hat historische Wurzeln, liegt im umstrittenen Verkauf des Josefshauses, am Bau des neuen Pfarrheims. Auch die Sanierung von St. Sebastian sorgte für Diskussionen. Sie konkurrierte zunächst mit dem offiziell von Pfarrgremien und Diözese abgesegneten Neubau einer Kapelle in Weiden-Ost (2011/2012). Erst mit dem Wahlen der Kirchenverwaltung im November 2012 kam St. Sebastian entscheidend voran: Alle Kritiker des Projekt fielen durch. Nun standen die Befürworter im Wort.
Es war schließlich der Förderverein „Rettet St. Sebastian“, der ab 2015 den Weg zur Sanierung von Weidens ältester katholischen Kirche öffnete: Er sammelte das nötige Geld, um der Kirchenstiftung die Finanzierung von St. Sebastian zu ermöglichen. Die Sanierung des Pfarrhofes war aber zunächst vorzuziehen.
Wenn Stadtpfarrer Markus Schmid und Ruhestandspfarrer Egid Mühlbauer, der Initiator des Fördervereins, am Samstag gemeinsam am Altar den Abschluss der Sanierung feiern, so könnte das auch ein Zeichen sein, dass das schwierige Verhältnis in St. Josef zwischen Pfarrer, Pfarrgremien und Gläubigen „saniert“ ist.
Josef Johann Wieder