In einer Pressemitteilung gab die Kliniken Nordoberpfalz AG am Donnerstag die ersten Ergebnisse einer Aufsichtsratssitzung bekannt. "Oberstes Ziel bleibt weiterhin die Sicherung der kommunalen Trägerschaft", heißt es. Dazu müsse ein harter Sanierungskurs eingeschlagen werden, der auch strukturelle Änderungen im gesamten Unternehmen fordert.
Unmittelbar betroffen sind die Standorte Vohenstrauß und Waldsassen. So erfolgt nach Bewältigung der Corona-Pandemie keine Wiederaufnahme des Betriebs der Orthopädischen Rehabilitation in Waldsassen. Der Standort Vohenstrauß scheidet zum nächstmöglichen Zeitpunkt aus der akutstationären Versorgung aus.
Für den Vohenstraußer Bürgermeister Andreas Wutzlhofer ist das ein schwerer Schlag. "Das Krankenhaus begleitet mich schon 62 Jahre lang", sagt Wutzlhofer auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien. "Natürlich wäre es mir lieber gewesen, das Haus zu erhalten, doch man darf die Augen vor den Defiziten nicht verschließen", gibt er zu bedenken. Das Schlimmste für ihn wäre, wenn der Schlüssel für immer umgedreht und weggeworfen würde. "Komplett zusperren wäre ein Supergau. Mit einer vernünftigen Alternative kann ich mich jedoch anfreunden."
Dies sieht auch der Aufsichtsrat des Klinikums so. Für beide Standorte sind mehrere Szenarien der Nachfolgenutzung im Gespräch und werden geprüft. Dazu zählen ein Intersektorales Gesundheitszentrum, die Integration von Arztpraxen, die Umwidmung in eine Kurzzeitpflegeeinrichtung oder weitere alternative Nachfolgenutzungen. Entsprechende Gespräche laufen bereits und werden jetzt weiter intensiviert, heißt es weiter in der Mitteilung des Klinikums.
An beiden Standorten sind die kommunalen Verantwortungsträger eng in die weitere Planung eingebunden. Die Kliniken Nordoberpfalz AG wird an beiden Standorten in der Übergangsphase fachlich begleiten, jedoch in Zukunft nicht mehr als Betreiber oder Liegenschaftsverwalter der neuen Versorgungseinheiten auftreten.
"Uns fallen diese Einschnitte menschlich und fachlich enorm schwer, da wir wissen, was die Teams - berufsgruppenübergreifend - vor Ort in den vergangenen Jahren für hervorragende Arbeit geleistet haben. Aus dem Blickwinkel des wirtschaftlichen Überlebens des Unternehmens jedoch sind diese einschneidenden Schritte unabdingbar notwendig", sagt Dr. Thomas Egginger, Vorstand der Kliniken Nordoberpfalz AG.
Existenzgefährdende Situation
"Es ist uns als Kliniken Nordoberpfalz AG und unseren Gesellschaftern einfach nicht mehr möglich, die seit Jahren praktizierte Unterfinanzierung im Gesundheitswesen und damit des Krankenhauswesens in den bisherigen Strukturen zu kompensieren. Das hat uns in eine dramatische, existenzgefährdende Situation gebracht, der wir nun mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln begegnen."
Für das Personal vor Ort werden gemeinsam mit dem Betriebsrat aktuell die Möglichkeiten eines Einsatzes an anderen Standorten der Klinik geprüft. "Im Allgemeinen haben wir den Betriebsrat früh über die Gesamtsituation des Unternehmens, insbesondere auch die wirtschaftliche, informiert. Jetzt gilt es, gemeinsam mit Hochdruck daran zu arbeiten, die besten Lösungen für unsere Kollegen zu finden", betont Egginger.
Außerdem wurde beschlossen, die Gynäkologie und Geburtshilfe am Krankenhaus Tirschenreuth, die zur Bewältigung der Corona-Pandemie kurzfristig ans Klinikum Weiden verlagert wurde, wieder zu eröffnen.
Weitere Maßnahmen
Der Sanierungsplan umfasst auch die Prüfung vieler anderer Bereiche innerhalb des Klinikverbunds, wie beispielsweise Anpassung von medizinischen Leistungsspektren, Optimierungspotentiale in Prozess- und Organisationsthemen oder dem Einkauf. Zudem sind auch bereits viele weitere Maßnahmen eingeleitet oder umgesetzt worden.
Verhandlungen laufen
Das Krankenhaus Vohenstrauß verfügt derzeit über 40 Betten, in der Orthopädischen Rehabilitation Waldsassen sind es 50. In beiden Häuser arbeiten rund 65 Vollzeitkräfte. Die Realisierung eines IGZ (Intersektoralen Gesundheitszentrums) wird seitens der Kliniken Nordoberpfalz AG sowohl für Waldsassen als auch für Vohenstrauß weiterhin angestrebt. Der Freistaats hat bereits positive Zeichen für eine Umsetzung signalisiert.
Derzeit laufen die Verhandlungen mit den Kostenträgern. Unabhängig vom Standort wird die Umsetzung jedoch nicht durch die Kliniken Nordoberpfalz erfolgen. Der Klinikverbund hat aber eine enge fachliche Begleitung zugesichert.
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