Vor der Coronakrise herrschte Alltag. Je nachdem, was man mit dem Begriff sagen will, gibt der Alltag Menschen Sicherheit. Oder langweilt sie. Oder strapaziert ihre Beziehungen. Etwas gehört aber zum Alltag: Wiederholungen von Ereignissen. Derselbe Trott tagein, tagaus. Auf die Spitze treibt diese Zeitschleife der Hollywood-Klassiker „Und täglich grüßt das Murmeltier“, in dem der Hauptdarsteller einen Tag wieder und wieder erlebt.
Alltag erfahre auch ich – in Nichtkrisenzeiten. Das liegt am synchronen Zeittakt des Lebens. Ich treffe dieselben Menschen an der Schulbushaltestelle. Rufe meinem Erstklässler immer die gleichen Worte hinterher. Winke denselben Autofahrern zu, die vorüberfahren. Ich höre jeden Morgen denselben Ausschnitt aus dem Radioprogramm auf dem Weg nach Weiden. Und stelle mich in eine bestimmte Ecke des Parkhauses, weil andere bereits voll sind.
Und nun ist er weg, dieser Alltag. Ich könnte parken, wo ich will. Wenn ich nicht gerade Home-Office mache und daher weder Auto fahre noch Radio höre. Ich grüße keinen Busfahrer und winke niemandem mehr. Dass da etwas fehlt, merke ich erst Wochen später. Am Tag 1 nach der Krise werde ich nichts Besonderes machen. Ich will nur erleben, wie er sich anfühlt – der Moment, in dem der Alltag mich wieder hat.
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