Weiden in der Oberpfalz
07.04.2019 - 13:25 Uhr

Kongress in Weiden: Rotes Kreuz fordert Schutzgeld

100 Millionen Euro fordern das Rote Kreuz und weitere Hilfsorganisationen von der Bundesregierung für ein gemeinsames Konzept zum nationalen Krisenmanagement. Kernstück ist die Errichtung von zehn Materiallagern für den Katastrophenfall.

Das Rote Kreuz fordert Geld vom Bund: Kongressleiter Dieter Hauenstein, Ingo Roeske (Wasserwacht), DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt, BRK-Präsident Theo Zellner und BRK-Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk (von links). Bild: eig
Das Rote Kreuz fordert Geld vom Bund: Kongressleiter Dieter Hauenstein, Ingo Roeske (Wasserwacht), DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt, BRK-Präsident Theo Zellner und BRK-Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk (von links).

Auf die ganz große Katastrophe, einen flächendeckenden Stromausfall etwa oder einen Anschlag auf die Trinkwasserversorgung, einen Cyber-Angriff oder eine Pandemie, ist das Land nicht annähernd vorbereitet. Das hat auch auf dem 11. Bayerischen Katastrophenschutz-Kongress in der Weidener Max-Reger-Halle niemand bestritten. Das weit größere Problem als die menschlichen Rettungskräfte, die nach Angaben der Hilfsorganisationen trotz Nachwuchssorgen noch in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen, ist die Bereitstellung des erforderlichen Materials.

Ein Stromausfall kündigt sich nicht an; solche Katastrophen geschehen von einer Sekunde auf die andere. Den Hilfsorganisationen steht aber aktuell nicht in derselben Geschwindigkeit das notwendige Material (Hygieneartikel, Lebensmittel, Feldbetten, Decken usw.) zur Verfügung. Abhilfe soll das Konzept zum nationalen Krisenmanagement schaffen, das unter der Federführung des Roten Kreuzes erarbeitet wurde. Die geplanten zehn Materiallager können dabei nur ein erster Schritt sein, denn diese könnten jeweils maximal 5000 Menschen versorgen, insgesamt also 50 000 Menschen, was weit entfernt ist von dem Ziel der Bundesregierung, dass wenigstens für ein Prozent der Bevölkerung (ca. 800 000 Menschen) eine Versorgung über einen gewissen Zeitraum hinweg gewährleistet sein muss.

Zehn solcher Lager gab es jahrzehntelang in Deutschland, diese wurden jedoch nach Ende des Kalten Krieges aufgelöst. Restbestände werden vom Roten Kreuz verwaltet; allein der Erhalt der nur rudimentären Bestände kostet den Worten der DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt zufolge jedes Jahr mehrere hunderttausend Euro. Für BRK-Präsident Theo Zellner ein untragbarer Zustand: „Der Staat muss von dem Gedanken wegkommen: Die machen das schon.“ Und Hasselfeldt fügt an: „Unsere Mitgliedsbeiträge und Spenden sind für anderes vorgesehen.“

Zellner wie Hasselfeldt sehen eigenem Bekunden nach den Staat in der Pflicht. Für die etwa 100 Millionen Euro für die zehn Materialzentren, zwischen 15 und 20 Millionen verteilt auf die nächsten fünf Jahre, will sich laut Hasselfeldt Bundesinnenminister Horst Seehofer einsetzen. Sie gibt zu, enttäuscht gewesen zu sein, dass im Haushalt 2019 kein Ansatz dafür habe verwirklicht werden können, sie setze nun aber umso größere Hoffnung auf den Doppelhaushalt 2020/21.

Der BRK-Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk veranschaulicht die bestehenden Defizite an einem - im Vergleich zu einem Katastrophenfall harmlosen - Beispiel: Bei dem Flüchtlingsansturm 2015 habe man sich über Nacht vom kanadischen Roten Kreuz 6000 Feldbetten leihen müssen.

 
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