Was noch vor wenigen Jahren nicht vorstellbar war, wird in der Jahresbilanz der Arbeitsagentur Weiden und der Jobcenter Weiden-Neustadt und Tirschenreuth sehr deutlich: Die Langzeitarbeitslosigkeit sinkt überdurchschnittlich. Arbeitsagenturchef Thomas Würdinger legte die Zahlen vor: Demnach sank die Langzeitarbeitslosen im Mittelwert des vergangenen Jahres insgesamt um knapp 200 Personen oder rund 14 Prozent, während die Zahl der Arbeitslosen insgesamt nur um knapp 11 Prozent zurückgegangen ist.
Ausschlaggebend dafür war ein kräftiger Rückgang der Arbeitslosigkeit im Bereich des Sozialgesetzbuches II (Hartz IV) von gut 14 Prozent. In diesem Bereich ist seit Jahren der Langzeitarbeitslosenanteil besonders hoch. Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (Sozialgesetzbuch III) dagegen lag das Minus in der Arbeitslosigkeit nur bei knapp 7 Prozent. Die Arbeitslosenzahlen beider Gruppen unterscheiden sich in der Region nur noch unwesentlich. Sie liegen knapp über 2000.
Dass der Rückgang der Langzeitarbeitslosigkeit weiter anhält, das erwarten die Leiter der Jobcenter Weiden-Neustadt, Peter Witt, und Tirschenreuth, Leonhard Merkl, in Anbetracht des neuen Teilhabechancengesetzes für Langzeitarbeitslose. Mit der Gesamtentwicklung von Arbeitsmarkt und Beschäftigung im vergangenen Jahr zeigten sich die Vertreter der Arbeitsverwaltung sehr zufrieden. "Seit jetzt fünf Jahren hält der Rückgang des Arbeitslosenbestandes an", stellte Würdinger fest. Erkennbar sei, je länger der Wirtschaftsaufschwung anhält, desto besser löse er Schritt für Schritt auch die verhärteten Strukturen der Arbeitslosigkeit auf.
Noch stärker spiegle sich der Konjunkturaufschwung aber im Beschäftigungswachstum wider, so Würdinger. Gut 2100 neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze seien innerhalb eines Jahres zusätzlich entstanden. Die Beschäftigtenzahl im Arbeitsagenturbezirk Weiden erreichte ein neues Allzeithoch von 85 200. Mit dazu beigetragen habe laut Würdinger, dass jeder zweite zusätzliche Arbeitsplatz mit einem ausländischen Arbeitnehmer besetzt werden konnte. Einen besonders großen Anteil dabei haben Arbeitnehmer aus Tschechien. Mit einem Anteil von 8,4 Prozent tschechischer Arbeitnehmer an allen Beschäftigten übertrifft der Landkreis Tirschenreuth jetzt sogar den bisherigen Spitzenreiter Cham. "Könnten die gemeldeten 2500 freien Arbeitsstellen besetzt werden, entstünde für die Region eine zusätzliche Wertschöpfung von circa einer Milliarde Euro", rechnete Würdinger vor. Und er fügte noch eine weitere Erfolgsmeldung aus seinem Jahresbericht hinzu: Unter Berücksichtigung der Faktoren Arbeitslosigkeitsrückgang, Beschäftigungswachstum und Zunahme des Bruttoinlandsprodukts liege der Agenturbezirk Weiden an erster Stelle aller Agenturbezirke der alten Bundesländer.
Zuhörer bei der Vorlage der Arbeitsmarkt-Erfolgsbilanz waren der Bundestagsabgeordnete Uli Grötsch und der Landtagsabgeordnete Christoph Skutella. Sie diskutierten im Anschluss an die Erfolgsmeldungen über weiter bestehende Handlungsansätze auf dem Arbeitsmarkt. Auch dafür hatte Würdinger Zahlen mitgebracht. "16,3 Prozent der Arbeitslosen zwischen 15 und 25 Jahren haben keinen Hauptschulabschluss", lautete eine Feststellung. Außerdem hätten "49,7 Prozent aller Arbeitslosen bis 25 Jahren keine abgeschlossene Ausbildung".
Handlungsbedarf sieht Grötsch bei den arbeitslosen Alleinerziehenden. Wenig profitiert hat der Ausbildungsstellenmarkt laut Würdinger vom konjunkturellen Aufschwung. Dieser sei vorrangig durch rückläufige Jahrgangszahlen und durch den Trend zum Studium geprägt. Eine immer größer werdende Lücke zwischen der Bewerberzahl und den gemeldeten Ausbildungsstellen - im Vorjahr über 800 - belege diese Entwicklung.
Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen von Arbeitsagentur und Jobcenter müssten sich vorrangig auf das Thema Bildung und Weiterbildung konzentrieren, denn quantitative Kräftereserven seien weitestgehend ausgeschöpft.













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