Eines der Fotos auf dem Boden zeigte eine menschliche Figur, die ihre Hände gegen den Kopf presst und Mund und Augen angstvoll aufreißt: „Der Schrei“, das wohl bekannteste Gemälde von Edvard Munch. Der norwegische Maler soll selbst unter einer Psychose gelitten haben, erklärte Psychologin Sabine Frischholz von der Beratungsstelle für seelische Gesundheit.
Das Psychoseseminar „Psychose & Kreativität“ endete in der Volkshochschule vor dem Hintergrund, dass es in der Kunstgeschichte zahlreiche Beispiele für außergewöhnliche kreative Menschen mit Psychoseerfahrung gibt. Schließlich leide etwa ein Prozent der Bevölkerung im Laufe seines Lebens an einer Psychose.
Die wichtige Ressource Kreativität war daher Thema des Austauschs. Die Teilnehmer saßen im Kreis. Zunächst berichtete Inge-Anna Bergmann, wie dieser Erfahrungsaustausch zwischen Therapeuten und Betroffenen entstanden sei, wie Psychose und Kreativität zusammenhängten. Sie hinterfragte, was Kreativität zur Genesung und langfristigen Stabilisierung beitragen könne, wie „Schübe“ mit dieser Therapiemethode erfolgreich verhindert würden.
Das Seminar richtete sich an Psychoseerfahrene, Angehörige und Fachleute. Es ging um Selbstfindung. Kreativität im Sinne der Beratungsstelle: Malen, Schreiben, Dichten, Modellieren und vieles mehr. Eine Seminarateilnehmerin beschrieb den Weg in die Psychose: „Du verlierst Freunde, die Nichtkranken lehnen dich ab. Du musst erst wieder lernen, was in deinem Leben wichtig ist. Darauf musst du dich dann konzentrieren.“ Sie habe es geschafft, könne mit ihrer Krankheit leben, sagte die Betroffene, die unter Schizophrenie leidet. „Man wird demütiger. Ich kann sagen, dass ich psychisch krank bin. Und das in aller Öffentlichkeit." Weil sie aufgrund ihres Krankheitsbildes berufsunfähig sei und nicht mehr arbeite, fühle sie sich frei. Losgelöst vom beruflichen „Hamsterrad“, in dem Leistungsbezogene ihr Heil suchten. Geld? Titel? „Ich bin da raus. So was ist mir nicht mehr wichtig“, sagte die früher erfolgreiche Marketing-Managerin.
Ein anderer Seminarteilnehmer berichtete von seiner Gotteserfahrung vor einigen Jahren, die ihm helfe, seine Krankheit zu bestehen. Auch andere hätten ihr Heil in Gott gefunden. „Gott ist real. Was für ein Segen.“
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