„Der menschliche Körper ist faszinierend“ und „wir Menschen sind so wunderbar unterschiedlich“, stellte Privatdozent Dr. Werner Heinz in seinem Vortrag in der Reihe „Chefarzt im Gespräch“ allgemein fest. „Onkologische Behandlung – weit mehr als Chemotherapie“ lautete das Thema des Abends. Ausdrücklich wies Dr. Heinz darauf hin, dass der menschliche Körper noch immer sehr rätselhaft sei. Oftmals müssten einmal eingeschlagene Behandlungswege wieder geändert werden, deshalb sei „der Wunsch des Patienten ein zentraler Punkt“.
Heinz machte auch deutlich, dass es meistens nur eine Kombination verschiedenster Therapiearten erfolgreich sei. „Der Tumor muss genau gekannt werden, bevor eine Therapie begonnen werden kann.“ Patienten müssten, bis es soweit ist, auch Geduld aufbringen. Wichtig sei auch immer, die Begleiterkrankungen genau zu kennen. Operiert werde immer dann, wenn es möglich ist und wenn sich Vorteile für den Patienten ergeben.
Fälschlicherweise würden viele glauben, dass Krebstherapie vor allem Chemotherapie sei. Dennoch wollte der Referent den Zuhörern die Angst vor der Chemotherapie nehmen und stellte fest, dass ein Klinikaufenthalt dabei nur selten erforderlich sei. Verordnet würden dabei Tabletten oder Infusionen oftmals in Kombination mit Strahlen oder Antikörpertherapie. Wie sehr Krebstherapien individuell am Klinikum in Weiden individuell ausgerichtet werden, machte der Referent mit der Schilderung des Ablaufs in der Tumorkonferenz deutlich. „Da sitzen 20 bis 30 Onkologen, Chirurgen, Strahlentherapeuten und Vertreter vieler anderer Einzeldisziplinen in einem dunklen Raum mit wenig Sauerstoff“, berichtete Heinz mit leichtem Augenzwinkern. Über jeden einzelnen Patient werde dort diskutiert, bevor dann die jeweils individuellen Therapien festgelegt werden.
Welche davon am Klinikum zum Einsatz kommen, erklärte der Privatdozent ausführlich anhand von Schaubildern. Ausführlich erläutert wurden neben der Chemotherapie die Antikörper-, Antihormon- und Immuntherapien, meistens am Beispiel der Wechselwirkung zwischen den gesunden und den Tumorzellen. Einzelne Therapien greifen ausschließlich die Tumorzellen an, andere stellen die Funktionsfähigkeit der Abwehrzellen des Immunsystems wieder her. Immuntherapien könnten die „Therapien der Zukunft sein“ wurde gesagt und auf die CR-T Zell-Therapie verwiesen. Dabei wird Zellen aus dem Blut entnommen, genetisch verändert und danach vermehrt und später wieder dem Patienten injiziert. „Aber dazu muss noch viel geforscht werden“, bemerkte Heinz. Dass einzelne Krebstherapien immer größere Erfolge aufweisen, wurde anhand von sogenannten Überlebensdiagrammen beim Einsatz bestimmter Krebsmedikamente bei schwerwiegenden Krebserkrankungen bewiesen. „Bei der Immuntherapie sind wir jetzt bei 40 Prozent, die fünf Jahre überleben“, verdeutlichte Heinz. Deutlich machte er aber auch klar, dass es neben der direkten Tumortherapie auch immer ergänzende Behandlungen geben müsse. Beispiele sind Psychotherapie, Schmerztherapie, Ernährungstherapie. „Bewegung und ein aktives Leben ist auch immer wichtig“, sagte der Mediziner. Weil Krebserkrankungen häufig mit Gewichtsabnahme verbunden sind, stellte Dr. Heinz fest: „Ich bin der einzige Arzt, der seinen Patienten sagen darf, dass sie dick und fett werden sollen“. Aber: „Nicht übertreiben“, fügte er hinzu.
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