Damit die Rednerbeiträge akustisch verstärkt wurden, verteilten Ordner bunte Trillerpfeifen an die Teilnehmer der Kundgebung vor dem Alten Rathaus in Weiden. Diese nutzten sie auch kräftig, zum Beispiel als Nina Krehl zum Widerstand aufrief. „Wehrt euch gegen jeden Faschismus hier im Land!“, rief sie der Menge zu. „Auf die Barrikaden!“ Sie wünschte sich ein ähnliches Lichtermeer wie bei der großen Demo gegen Rechts im Januar 2024, als 2.500 Menschen bei Regen vor das Alte Rathaus gezogen waren und viele von ihnen ihre Handys „anknipsten“. Diesen Wunsch erfüllte ihr die Menge auch.
Am Mittwochabend gedachte das Oberpfälzer Bündnis für Toleranz und Menschenrechte der zehn Todesopfer des rechtsextremen Terroranschlags von Hanau vor fünf Jahren. Nach Angaben des Veranstalters versammelten sich 700 Menschen auf dem Oberen Markt. Die Polizei schätzte die Teilnehmerzahl auf 300. Die Temperaturen waren ziemlich kühl. Sieben querstehende Polizeifahrzeuge sicherten die Zufahrtsstellen zur Kundgebung ab. „Omas gegen Rechts“ hielten ihre Schilder hoch, viele mit der Aufschrift „Kein Platz für Nazis“.
Veranstaltungsleiter Moritz Egeter erklärte noch einmal, warum sie zu dieser Kundgebung aufgerufen hatten. „Wir wollen ein starkes Zeichen gegen den Rechtsextremismus setzen. Wir wollen nach Berlin und an die Bundesregierung signalisieren, dass eine breite Schicht der Bevölkerung es nicht gut findet, wenn mit Rechtsextremisten gemeinsam im Bundestag abgestimmt wird.“ Außerdem wolle man keine Gesetze akzeptieren, die mit rechtsextremistischen Stimmen beschlossen würden.
Schreckliche Bilder
Rund 20 Redner und Musiker hatten sich angekündigt. Die Ladefläche eines Lastwagens diente als Rednerbühne. Veit Wagner eröffnete die Veranstaltung und erinnerte an die schrecklichen Bilder vor fünf Jahren in Hanau. Er sprach vom bitteren und unermesslichen Leid der Betroffenen und Angehörigen. „Die Mitte muss sich finden und kraftvoll reagieren, die breite Mitte unserer Gesellschaft, die starke Mitte der Parteien.“ Es sei wichtig, die Probleme anzupacken, sagte er. „Wir sind hier zusammengekommen, weil wir die Energien stärken wollen: gegen Rassismus und Diskriminierung.“
Wagner prangerte auch staatliches Versagen an. 13 von 19 Polizisten jener Nacht seien Mitglieder rechtsextremer Chatgruppen gewesen. Während er die Namen der Opfer verlas – ihre Porträts waren rechts neben der Bühne aufgestellt – zündete Nina Krehl jeweils eine Kerze an. Ronja „Künstler“ Künkler sang politisch motivierte Lieder. Ein bunt zusammengewürfeltes Blechbläserensemble spielte dazu. Oberbürgermeister Jens Meyer wiederholte seine Parole „Nicht mit uns!“, wie er sie schon einmal vor einem Jahr in die Menge gerufen hatte. Er würdigte das großartige Engagement der Veranstalter.
Nicht nachgeben
„Wer unsere Werte angreift, wer Zwietracht sät, wer spalten will: der wird auf unseren entschlossenen Widerstand treffen.“ Immer offener würden extremistische Kräfte auftreten und versuchen, die Demokratie von innen heraus zu beschädigen, sagte der Rathauschef. „Wenn wir in blinden Aktionismus verfallen oder populistischen Forderungen nachgeben, dann treiben wir nur weiter Keile in unsere Gesellschaft.“
Weiden sei ein leuchtendes Beispiel für ein friedliches Miteinander, sagte er. Hier lebten Menschen aus 120 Nationen zusammen. „Nicht gegeneinander, sondern miteinander.“ Der Oberbürgermeister betonte weiter, Weiden sei wach, bunt und tolerant. Hans-Peter Pauckstadt-Künkler erklärte, es sei endlich an der Zeit, dass sich eine große Mehrheit im Land gegen all die Populisten abgrenze, die meinten, sie sprächen für die schweigende Mehrheit des Volkes. „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Auch die Würde von Migranten und ihrer Familien.“
Das Recht, seine Meinung zu äußern und zu verbreiten, berechtige nicht dazu, angebliche Tatsachen zu verbreiten, die nachweislich nicht stimmten, sagte Pauckstadt-Künkler, der „Weiden ist bunt“ vertrat. „Wer Nazisymbole und Naziparolen verwendet, äußert keine Meinung, sondern begeht eine Straftat.“ Für den DGB sprach Kreisverbandschef Josef Bock von der IG Metall. Er sagte: „Unsere Gedanken sind auch bei allen Familien der Opfer beim Anschlag in München.“
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