Kurz vorm letzten Piks im Impfzentrum Weiden: Ende Dezember ist Schluss

Weiden in der Oberpfalz
26.12.2022 - 12:46 Uhr
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Nach gut zwei Jahren wird der Betrieb in allen 80 bayerischen Impfzentren eingestellt. Auch das Impfzentrum in Weiden schließt am 31. Dezember. Doch was passiert mit Mitarbeitern und Räumen? Und wohin sollen sich Impfwillige künftig wenden?

Keiner will mehr gegen das Coronavirus geimpft werden? Von wegen. 30 bis 40 Impfwillige kommen derzeit täglich ins Impfzentrum des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) für Weiden und den Landkreis Neustadt/WN, um sich dort ganz unkompliziert und ohne Terminvereinbarung impfen zu lassen. Es herrscht Regelbetrieb an der Ulrich-Schönberger-Straße. „Jetzt zum Ende hin kommen wieder mehr. Es waren aber auch schon viel weniger“, berichtet Sebastian Seibert, Verwaltungsleiter des Impfzentrums.

Bis der Betrieb zum Jahresende eingestellt wird, hält die Einrichtung in Weiden weiterhin neun verschiedene Impfstoffe vorrätig, wenn auch nur noch in geringen Mengen. Impfdosen, die nicht mehr verbraucht werden, werden nach Auskunft Seiberts an impfende Ärzte verteilt. In Zukunft soll die Regelversorgung der Bevölkerung durch Hausärzte und Betriebsärzte sichergestellt werden. Einige Apotheken impfen weiterhin. Das Impfzentrum wird dann nicht mehr benötigt, meint die Politik. Auch das Angebot der kostenlosen Impfsprechstunde des BRK in Weiden endet dann ersatzlos.

Und was passiert dann mit den Mitarbeitern? In Spitzenzeiten sind für die Impfkampagne rund 180 Mitarbeiter im Einsatz gewesen, weiß Seibert. Inzwischen sind es noch etwa 40. „Den Beschäftigten im Impfzentrum war es von vorneherein klar, dass sie befristete Verträge für die Dauer des Betriebs bekommen. Anfangs rechneten wir mit drei Monaten. Dass es dann zwei Jahre werden, war für uns selber auch überraschend“, betont Sebastian Seibert. Ein Teil der Mitarbeiter des Impfzentrums bleibe beim BRK-Kreisverband beschäftigt. Der andere Teil habe ab Januar neue Anstellungen.

Aktuell haben Impfzentrumsleiter Seibert und seine Stellvertreterin Birgit Scheuner alle Hände voll zu tun mit der Rückführung von Vermögensgütern wie die EDV-Ausstattung und weitere Anschaffungen, die in den vergangenen beiden Jahren für den Betrieb des Impfzentrums relevant gewesen sind. Diese Güter, vom Freistaat Bayern einst mitfinanziert, gehen zurück an die Kreisverwaltungsbehörden nach Neustadt und Weiden. Die endgültige Rückabwicklung des Impfzentrums geht im Januar 2023 über die Bühne. Für Seibert und seine Kollegin gilt es dann, die Akten der Impfkampagne zu verwalten. In den vergangenen zwei Jahren sind stattliche 200 Regalmeter Aktenordner angefallen, die zum Teil noch bearbeitet und abschließend an das Bayerische Gesundheitsministerium weitergeleitet werden. Dort werden die Unterlagen für zehn Jahre aufbewahrt.

Und was passiert mit den Impfräumen? Sie erhalten wieder ihre reguläre Bestimmung von vor der Corona-Pandemie. Der Gebäudeteil, in dem noch bis Jahresende Impfungen durchgeführt werden, wird wieder zum Lehrsaal. Auch die Büros, die aktuell noch für Beratungen und zur Datenerfassung für die Impfungen genutzt werden, bekommen ihren ursprünglichen Zweck zurück.

Ab Februar kehrt der Verwaltungsleiter des Impfzentrums selbst wieder zurück zu seiner regulären Aufgabe – zum Rettungsdienst. Bei dem Gedanken daran spricht Seibert vom viel besungenen lachenden und weinenden Auge. „Es waren sehr aufreibende Jahre“, blickt Seibert zurück. Der Auftrag, ein Impfzentrum aufzubauen und zu betreiben, sei eine Aufgabe gewesen, an die man gemeinsam herangewachsen sei. Schließlich hatte niemand damit Erfahrung. Anfangs wurde jede Person, die den Impfstoff entgegennahm, polizeilich überprüft. Leider habe es auch Fälle von Ärger und Hass gegeben, mit denen er und die Mitarbeiter im Impfzentrum umgehen mussten. Gerne erinnert er sich jedoch an die Dankbarkeit, die ihm und seinem Team von der Bevölkerung entgegengebracht wurde. Unterm Strich gehe eine aufregende Zeit zu Ende. „Es bleibt schon ein Stück Herzblut daran hängen“, sagt Seibert und wünscht sich für die Zukunft, „dass wir generell gesellschaftlich wieder zu einer gewissen Normalität zurückkehren“.

Info:

Zahlen und Fakten zum Impfzentrum für Weiden und den Landkreis Neustadt/WN

  • erster Impftag: 27.12.2020 mit 36 Impfungen
  • 170.000 Impfungen innerhalb der vergangenen zwei Jahre mit den Außenstellen Pressath und Vohenstrauß
  • zudem Impfungen in Altenheimen durch mobile Impfteams
  • 180 Mitarbeiter in Spitzenzeiten, aktuell 40 Mitarbeiter (Medizinische Fachkräfte und Verwaltungskräfte)
  • letzter Impftag: 31.12.2022
  • letzte Impfsprechstunde 31.12.2022 von 15 bis 18 Uhr
 
 

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