Die Tochter eines Tabakkaufmannes wird zum internationalen Star und zur deutschen Ikone. Doch privat hat das Broadway-Märchen für Hildegard Knef kein Happy-End. Das Stück "Für mich soll's rote Rosen regnen", das am Freitag in der Regionalbibliothek Premiere feierte, ergründete mit entwaffnender Offenheit vor einer Spiegelwand Erfolge und Abgründe der Knef.
Die Autoren James Edward Lyons und William Ward Murta lassen dabei die reife Künstlerin, Chansonniere und Buchautorin mit ihrem jüngeren Ich kommunizieren. Unter der Regie von Till Rickelt blenden Doris Hofmann (die junge Hilde) und Claudia Lohmann (die reife Knef) zurück ins Jahr 1975: Die 50-Jährige sitzt an ihrer Schreibmaschine und wirft ein zerknülltes Blatt nach dem anderen in den Papierkorb. Ihre Lebensbeichte. Die Karriere ist auf dem Höhepunkt, privat sieht alles anders aus. Dem Krebs knapp entronnen, vom Mann verlassen, blickt sie in den Spiegel der eigenen Vergangenheit.
Da trifft sie auf ihr jüngeres Ich, das sich von Thomas Basy, der im Hintergrund am Piano sitzt, loslöst und auf sie zubewegt: Zwei Frauen, eine Person. Sie bauen ein facettenreiches Spiel auf, und es gelingt, dem Publikum den Magnetismus dieser Knef unverfälscht zur Geltung zu bringen. Anfängliche Überheblichkeit wird zum Abglanz innerer Zerrissenheit. Rickelt und seine beiden Protagonistinnen verdeutlichen in langen, besonnenen Annäherungen der beiden Frauen die Notlage der älteren Knef. Durch kluge Einsätze auf der Bühne und die beeindruckenden schauspielerischen Leistungen empfindet der Zuschauer den Zwiespalt der Grande Dame nach. Gemeinsam unternehmen sie eine Achterbahnfahrt des eigenen Lebens - vom schwierigen Verhältnis zur Mutter und zum Stiefvater, der Aufnahme in die Filmakademie Potsdam-Babelsberg während der Nazizeit und den traumatischen Erlebnissen Ende des Zweiten Weltkrieges in Berlin bis hin zur Heirat mit einem US-Offizier und dem Versuch, als Schauspielerin in Hollywood Fuß zu fassen. Deutlich zeigt sich Knefs Hang zum Konventionsbruch nach ihrer Rückkehr in die Heimat.
Die erneute Flucht in die USA bringt den Durchbruch als Sängerin am Broadway bis zur zweiten Karriere als Chanson-Sängerin und Autorin in der BRD. In der Auseinandersetzung der Knef mit ihrem jüngeren Ich spiegelt sich die rastlose Suche nach der Harmonie und dem verlorenen Glück der frühen Kindheit.___Weitere Vorstellungen am 1. und 2. Februar in der Regionalbibliothek.





















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