Pünktlich um acht Uhr begannen sie mit Trommeln, Pfeifen und Klatschen, auch laute Buh-Rufe waren zu hören. Am Dienstagmorgen versammelten sich rund 100 Demonstranten vor der Max-Reger-Halle, um ihrem Unmut gegen die geplante Stromtrasse Süd-Ost-Link freien Lauf zu lassen. Organisiert von der "Bürgerinitiative Landkreis Neustadt/Waldnaab und Weiden gegen die Monstertrassen", richtete sich der Protest besonders gegen die Bundesnetzagentur (BNetzA) sowie die Vorhabenträger "Tennet" und "50Hertz". Mit Plakaten und Bannern an der Demo beteiligt waren auch Vertreter der Linkspartei und der Grünen, des Bayerischen Bauernverbands (BBV) sowie von ÖDP und dem Bündnis für Atomausstieg und Erneuerbare Energien (Büfa).
Netzagentur und Vorhabenträger haben am Dienstag gemeinsam mit dem mehrtägigen Erörterungstermin in Weiden für den Abschnitt C im Bereich zwischen Hof und Schwandorf begonnen. Bis spätestens Freitag können Privatpersonen nun ihre Einwendungen gegen die Trassenplanung persönlich vorbringen und mit den Verantwortlichen diskutieren – doch genau daran scheiden sich die Geister.
Kritik am Termin
"Wir wollen gegen den Erörterungstermin demonstrieren. Er ist völlig falsch platziert", beschwert sich Josef Langgärtner von der Bürgerinitiative über den Zeitpunkt. "Es ist die letzte Woche vor den Ferien, wir sind mitten in der Erntezeit, es müssen wertvolle Urlaubstage verplempert werden, um teilnehmen zu können. Und die, die keinen Urlaub bekommen, werden ausgeschlossen. Geht´s noch, Bundesnetzagentur?"
Auch Hans Winter, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands im Kreisverband Neustadt-Weiden echauffiert sich: "Diese Anhörung ist eine absolute Farce. Die Landwirte haben die Mähdrescher schon laufen, es ist Erntezeit und viele haben keinen Urlaub. Etliche Bauern können ihre Einwände nicht vorbringen. Wir sind stark verärgert."
Wald wird "Todesstreifen"
Winter übt nicht nur Kritik an der Einbindung der Öffentlichkeit, sondern auch an der Trasse selbst. Weil es sich um ein Erdkabel handelt, wird dieses "hässliche Narben in unserer Landschaft" hinterlassen und "Schneisen im Wald" zur Folge haben. "Einen Wald könnte man überspannen, aber ein Erdkabel durch den Wald zerstört ihn." Weil die Trasse bis zu einem Kilometer breit sein wird, sei sie ein "Einfallstor für Wind und Sonne". Dadurch würde der Boden austrocknen und sich das Gebiet zu einem "Todesstreifen" entwickeln, so der Bauernvertreter. Weil viele seiner Verbandskollegen diese Bedenken nicht vorbringen könnten, sagt Winter: "Wir fühlen uns nicht ernst genommen, ja, sogar leicht verarscht."
Auch Karl Bärnklau, Grünen-Fraktionschef im Stadtrat Weiden, greift zum Mikrofon: "Auf dem Verhandlungsweg ist die Trasse nicht mehr zu stoppen. Aber politisch sehr wohl. Der Widerstand wirkt." Man dürfe im Protest nicht nachlassen, ruft er die Demonstranten zu Beharrlichkeit auf.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.