Zu sehen gab es optische Landstriche und Abenteuer mit der Neigung, alles Stabile aufzulösen. Man konnte nur noch staunen, während sich die Motive ständig bewegten, sich neu erfanden und schließlich weggefegt wurden wie durch einen kräftigen Windstoß. Die russische Künstlerin gehört zur absoluten Königsklasse der Sandkunst. Sie ist unumstritten die „Queen of Sand“, wie die Besucher der Max-Reger-Halle am Samstagabend erkannten. Rund 700 begeisterte Zuschauer aller Altersstufen begleiteten den britischen Gentleman Phileas Fogg, seinen Diener Passepartout, die indischen Prinzessin Aouda und Inspector Fix auf eine spaßige und fesselnde Abenteuerschau.
Auf den Schwingen der Phantasie ging es um den Gewinn einer Wette. Einsatz: 20 000 britische Pfund. Und das war im 19. Jahrhundert eine Menge Geld. Jules Vernes hatte seinen 1873 veröffentlichten Roman unter dem Typus einer Entdeckungsreisebeschreibung verfasst. Die Route der gehetzten Reisegruppe verlief über Frankreich, Italien, Indien, China und Amerika.
Irina Titova gelang es mit Zuhilfenahme von Feinsand dem Traum Foggs, seine Wette zu gewinnen, Gestalt zu geben. In Ermangelung von Farbe war es für das Publikum ein Braun-Weiß-Erlebnis, das die Künstlerin auf eine Glasscheibe zauberte, um es per Overhead-Projektion auf Leinwand zu bringen. So konnten die Zuschauer jede ihrer Finger- und Handbewegungen beobachten und mitverfolgen, wie sich die Gestalt fremdländischer, exotischer Anblicke immer wieder veränderte.
Der Zuschauer wurde zum Träumer. Eine Stimme aus dem Off lieferte den Erzählstrang, der mit Musik untermalt war. Die Augen hingen gefesselt am Zusammenwirken von Linien und Hell-Dunkel-Motiven, deren Orchestrierung in den zarten Händen der Sandmalerin lag. Die Russin malte mit wenigen Fingerstrichen eine jubelnde Menge, lachende Chinesen und entwickelte aus Zeppelin und Zifferblatt am Ende einen triumphierenden Phileas Fogg.
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