Weiden in der Oberpfalz
04.03.2024 - 14:05 Uhr

Lesung mit Musik beim Weidener Kunstverein

"OBI oder das Streben nach Glück" – oder zu wenig Platz: Bei der Lesung von Radiomoderator Karl Bruckmaier platzt der Kunstraum jedenfalls aus allen Nähten.

Karl Bruckmaier bei der Lesung im Kunstverein. Bild: Kunz
Karl Bruckmaier bei der Lesung im Kunstverein.

Bei der Eröffnung der Ausstellung "OBI oder das Streben nach Glück" machte Wolfgang Herzer am Freitagabend einmal mehr deutlich, dass Weiden ein eigenes Kunsthaus braucht. "Sonst werden die Perlen der Kunst an der Stadt vorbeigehen", sagte er. Denn die Kapazitäten in den bestehenden Räumlichkeiten sind gering genug, wie sich bei der Lesung von Karl Bruckmaier abzeichnete. Die Resonanz war riesengroß. Der Kunstraum platzte aus allen Nähten. Wohl auch deshalb, weil der Buchautor mit der knarzenden Stimme Moderator und Hörspielregisseur bei Bayern 2 ist.

Den Zuhörern stand mit der Lesung über die Baumaterialsammlung eine spannende Reise in einen Mikrokosmos bevor. Es sollte ein Baumarkt-Sound-Happening werden. Zur Verwirklichung hatte Bruckmaier seine beiden Freunde, den Fotografen Wilfried Petzi, und den Musiker Johannes Haslinger mitgebracht. Mit-Autor Petzi trat mit seinen Bildern den Beweis an, dass sich an jeder Straßenecke eine praktizierende Ästhetik des Widerstands gegen das Geschmacksdiktat der Eliten findet. Das könne reaktionär oder willkürlich sein, manchmal vielleicht auch nur banal. Bruckmaier beweist: Es gibt ihn noch, diesen unüberschaubaren Feldversuch in Sachen Selbstverwirklichung. Es existieren diese Leute, denen die Gebote des guten Geschmacks egal sind.

Der 1956 in Niederbayern geborene Bruckmaier studierte Kommunikations- und Politikwissenschaften und arbeitet seit 1978 fürs Radio. Eines seiner schönsten Projekte, das er für den Bayerischen Rundfunk gemacht habe, sei das 14-teilige Hörspiel "Die Ästhetik des Widerstands", erzählte er seinem Weidener Publikum. Dass Bruckmaier einer von denen ist, die dafür stehen, woran sie glauben, beweist ein Blick in seine Bilanzbuchhaltung. "Diese Woche habe ich einen Brief bekommen vom Random House Verlag, wo die CD-Box erschienen ist und ich habe 5,85 Euro für die Verkäufe im letzten Jahr erhalten." Die spontane Reaktion seiner Tochter auf das Zusatzeinkommen: "Es ist nicht nichts." Das habe ihn ermuntert weiterzumachen. "Für mich ist das ein Ansporn."

"Man muss nicht wie Adele 94 Konzerte verkaufen und die große Absahne machen." Nein! "Die alltägliche Kultur, das was die Kultur mit dem Leben macht, ist in solch einem Großprojekt nie vorhanden. Das was heute hier passiert und morgen wo anders passiert und alle gehen beglückt nach Hause, zeigt, wie einfach es ist, etwas zu transportieren, dass einem selber ein Anliegen ist." Begleitet von Bildern zum Text las er dann aus seiner "Widerstandsgeist-Analyse", wie Herzer formulierte, und brachte auf den Punkt, um was es ihm geht. Jedenfalls nicht um jene Welt, die man aus den Vorabendserien kennt. Als Zugabe las er noch ein paar launige Texte vor.

 
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