Auch wenn er aus der Zeit gefallen scheint, hat er längst seinen Platz im Pantheon der genialen 1920er- und 1930er-Interpreten gefunden: Max Raabes Vorbilder sind die großen Ballsaal-Helden, die mit flotten Kompositionen vor beinahe schon 100 Jahren nicht nur das deutsche Publikum erobert haben. Mit ihnen vereint Raabe die bedingungslose Liebe zur Musik. Am Donnerstagabend lockte der galante Sänger im Stimmfach Bariton mit seinem "Palast Orchester" 900 Besucher zum "Wer hat hier schlechte Laune"-Konzert in die voll besetzte Max-Reger-Halle.
Durch Raabe und seine nasale Stimme nahmen die alten Lieder neue Fahrt auf und bekamen so eine ganz eigene Färbung. Er mäanderte in seiner Songauswahl zwischen den Pinien in Argentinien, Kuba, Frankreich und dem Berlin in den Goldenen Zwanzigern. Beim Publikum blieben aber vor allem die Ohrwürmer im Gehörgang hängen. Leider gab es davon nur eine Handvoll. Material wie "Mein Gorilla hat ne Villa im Zoo" oder der Gassenhauer vom "Kleinen, grünen Kaktus" wurde deshalb auch frenetisch beklatscht.
Auch das gehörte zum Programm: Raabe und seine geniale Orchestertruppe - steif wie ein Puppentheater - setzten in der Mehrzahl auf neu interpretierte Lieder, die man eher selten hört. Das unterstrich die hohe musikalische Qualität des Ensembles und schaffte ein umfassendes Zeitbild. Bekannte Nummern wie "Veronika der Lenz ist da" blieben leider auf der Strecke. Trotzdem vereinte das Programm melodiöse Arrangements sowie fröhlich-freche Texte dies- und jenseits des Atlantiks.
Die meisten Sing-Geschichten wirkten im Vergleich zur heutigen Schlagerkultur recht intelligent. Deshalb strömen die Fans ja auch zu Raabes Konzerten. Einige Besucher kamen, passend zur Musik, im Retro-Look der 1920er-Jahre. Fliege, Hosenträger, Charleston-Kleid, Great Gatsby Accessoires inmitten von "Sweet Dreams" und dem Vogelgezwitscher beim kubanischen Rumba.
Technik und Moderne haben einige Lieder inhaltlich längst überholt, wie Raabe deutlich macht. "Da singt sich der Verehrer draußen die Seele aus dem Leib und die Angebetete kriegt wegen der Doppelverglasung drinnen nichts davon mit." Das Ensemble hatte viel zu bieten. Zwei mitreißende Stunden Show und Musik. Aber auch die eine oder andere Binsenweisheit. "Ein Mann hat einen Plan, aber will man es genau, fragt man eine Frau." Solche Sätze packt Raabe gerne zwischen seine Lieder. Meist ohne Sinn und Zweck. Denn, wie der Meister zugab: "Mit dem nächsten Stück hatte das nichts zu tun."
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