Weiden in der Oberpfalz
14.01.2024 - 17:04 Uhr

Max Reger in der Fangerles-Variante

Eine ungewöhnliche Interpretation der Werke Max-Regers erlebten am Freitagabend die Zuschauer in der Weidener Michaelskirche. Lässt sich Reger tanzen? Die Ausgangsfrage beantwortete das rasante Stück deutlich mit Ja.

Alles nur eine Frage des Tanzes: Guido Badalamenti und David Cahier. Bild: Kunz
Alles nur eine Frage des Tanzes: Guido Badalamenti und David Cahier.

Dass die Michaelskirche ein offenes Ohr für experimentelle künstlerische Darbietungen hat, ist bewiesen. Egal ob es ein Clown mit roter Nase war, der hier mal die Passion Christi nachspielte oder, wie am Freitagabend, eine pantomimische Hatz zur Orgelmusik durchs Kirchenschiff. Dieses Tanzkonzert zum Max-Reger-Jubiläum fand sich wieder, irgendwo zwischen Mainstream und Kerkelingschem "Hurz".

Weil zu Orgelmusik in einer Kirche Foxtrott, Tango oder Rock'n'Roll auch eher unpassend sind, haben sich der Italiener Guido Badalamenti und der Franzose David Cahier etwas anderes einfallen lassen. Nämlich eine Art Fangerles-Spiel zweier Lausbuben in der Kirche. Die Kanzel rauf und runter. Räuber und Gendarme-Verstecke auf der Orgelempore. Der zeitgenössische Tanz verlangte den beiden viel Fantasie ab.

"Dürfen wir bitten? - Reger getanzt". Das Orga-Team der Max-Reger-Tage hatte das Motto aufgestellt und hinterfragt, ob Orgelmusik auch tanzbar sei. Für Reger-Spezialist und Organist Bernhard Haas und die Münchner Choreografin Roberta Pisu war das keine Frage. Natürlich! Den Beweis trat das Duo an. Lange Hälse gab's im Publikum. Immer wieder stand jemand auf, wollte wissen, wo sich das tänzerische Gerangel der beiden Protagonisten gerade abspielte. Kaum waren sie oben beim Organisten, jagten sie auch schon wieder quer durchs Kirchenschiff, das in seinen Ausmaßen komplett zur Bühne wurde, um schlussendlich im Altarraum auf zwei Stühlen zu enden.

Die freischaffende Choreografin Pisu hat bereits viele Stücke inszeniert. So kreierte sie am Münchner Gärtnerplatztheater "Minute Made, "De Amore" und "Je Suis Faust" oder mit der Philharmonie am Gasteig die Uraufführung von "Momo". Auch Haas ist ein Hochkaräter. Er gewann zahlreiche Preise bei internationalen Orgelwettbewerben.

Der Abend begann mit Max Regers Präludium und Fuge cis-Moll, widmete sich dann Johann Sebastian Bach, Franz Liszt und den "Vier Winden" von Ernst Krenek. Zum Finale spielte Haas die Sonate c-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy und Regers Präludium und Fuge F-Dur.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.