Weiden in der Oberpfalz
30.10.2019 - 11:06 Uhr

Mehr Lebensqualität dank autofreier Stadtbereiche

Was viele für eine Utopie halten, hat ein Architekt und Stadtplaner schon in drei verschiedenen Städten realisiert. Autos für einen Monat aus einem Stadtbereich zu verbannen, hat sich in allen Fällen bewährt.

Kreativdirektor und Stadtplaner Konrad Otto-Zimmermann. Bild: Bühner
Kreativdirektor und Stadtplaner Konrad Otto-Zimmermann.

Der Vortragsabend beim Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing begann mit aktuellen Verkehrsbildern aus der Sedanstraße in Weiden. Und am Ende des Vortrags wurden die Zuhörer gefragt: „Was können wir in Weiden tun?“ Dazwischen war der Vortrag eines Kreativdirektors zu hören, der schon aufgrund seiner Ankündigung auf einen außergewöhnlichen Abend schließen ließ.

Stadtplaner Konrad Otto-Zimmermann aus Freiburg berichtete im Martin-Schalling-Haus über seine Projekte. Unter der Überschrift „Stadtquartiere in Bewegung“ wurden Modelle vorgestellt, bei denen für einen Monat lang Autos komplett aus einem größeren Stadtbereich („Quartier“) verbannt wurden. Als Projektleiter hat Otto-Zimmermann diese Aktionen in der südkoreanischen Stadt Suwon, in Johannesburg in Südafrika und in Kaohsiung in Taiwan entworfen und begleitet. In allen Fällen handelt es sich um Städte mit mehr als einer Million Einwohner.

Seine Zuhörer stimmte Otto-Zimmermann zunächst mit einigen Argumenten ein, über autofreie Stadtbereiche nachzudenken. „Verkehrswende ist in aller Munde. Staus, Luftverschmutzung, Klimawandel, Kosten und Bewegungsmangel sollten uns zum Nachdenken bringen.“ Und er wies darauf hin, dass „die Kapseln aus Metall zu 95 Prozent leer herumstehen“ und rechnete vor, „dass ein großer SUV das 160-fache Volumen eines durchschnittlichen Fahrers einnimmt“. Auch habe die Vergangenheit gezeigt, „sobald man eine Straße autofrei macht, findet dort soziales Leben statt“.

Der Referent berichtete über seine Erfahrungen mit den Projekten genannt „Eco Mobility“ und zeigte dazu zahlreiche Bilder. Am Anfang hätte immer eine Vision gestanden. Zwei bis drei Jahre sei alles vorbereitet worden. Viele tausend Freiwillige hätten mitgewirkt. Autos wurden ersetzt durch kleine Elektrofahrzeuge und Fahrräder. Die Polizei fuhr mit Segways. Das Wichtigste sei jedoch, dass die Projekte von der Spitze der Verwaltung und der Politik getragen und geleitet wurden. Zu den Erfolgsrezepten zählt Otto-Zimmermann auch „politischer Mut, Charisma und Führungsstärke und die Beteiligung möglichst aller Bewohner und Beteiligten". Selbstverständlich sei auch ein verfügbarer Finanzetat erforderlich, meinte der Referent. Motivation für alle war auch die Durchführung internationaler Kongresse, Konzerte und Kulturveranstaltungen während der Projektlaufzeit. Phasen des Zweifels und das Starkwerden von Projektgegner konnten so begegnet werden.

Otto-Zimmermann sieht in allen drei Fällen auch nach Abschluss der Projekte eine „bleibende Lebensqualität entstanden“. Es kam zu verkehrsberuhigten Zonen, Bepflanzungen, Parkverboten und insgesamt zu einer „enormen Abnahme des Verkehrs“. Nachhaltigkeit sei auch mehrere Jahre nach Projektende gewährleistet.

Konrad Otto-Zimmermann im Vortrag in Weiden. Bild: Bühner
Konrad Otto-Zimmermann im Vortrag in Weiden.
 
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