Weiden in der Oberpfalz
08.11.2021 - 13:23 Uhr

Meisterkonzert: Symphonieorchester des BR begeistert in Weiden

Es war ein fulminanter Auftritt zum 60. Geburtstag der Weidener Meisterkonzerte: Das Symphonieorchester zeigte am Sonntag musikalische Weltklasse. Dazu tragen auch ein "Jungspund" als Dirigent und die Max-Reger-Halle bei.

Mit Solo-Violinist Frank Peter Zimmermann stand ein Virtuose seines Fachs auf der Bühne Bild: stg
Mit Solo-Violinist Frank Peter Zimmermann stand ein Virtuose seines Fachs auf der Bühne

So manch einer lässt es am 60. Geburtstag bekanntlich gewaltig krachen. Mitunter arten diese Feierlichkeiten auch aus, so dass man sich an das Fest am nächsten Tag nicht mehr erinnern kann. Auch die Weidener Meisterkonzerte hatten am Sonntag zur großen musikalischen Feier in die Max-Reger-Halle geladen: Genau 60 Jahre nach dem allerersten Meisterkonzert stand mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks eine Weltklasse-Formation auf der Bühne. An den formidablen Auftritt der Musiker wird man sich noch lange zurückerinnern, da wurde ein regelrechter musikalischer Pflock eingeschlagen. Feiern geht also auch ohne Katerstimmung am nächsten Tag.

Nachdem die vergangene Meisterkonzerte-Saison komplett der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen war, war die Freude bei den Verantwortlichen umso größer, dass man sich jetzt treffen und gemeinsam der Musik lauschen könne. Das machte auch Christoph Thomas, Vorsitzender des Vereins, bei der Begrüßung deutlich und warb zeitgleich dafür, die Meisterkonzerte durch eine Mitgliedschaft zu unterstützen. Mit gut 60 Musikern war das Symphonieorchester angereist, schon allein optisch gab die Formation ein beeindruckendes Bild ab. Das Orchester legte aber erst recht in den folgenden zwei Stunden einen Klangteppich aus, den die Zuhörer äußerst gerne beschritten und den man eigentlich nicht mehr verlassen mochte.

Ganz junger Dirigent

Neben dem Orchester bedarf es noch weiterer Garanten für einen rundum gelungenen Konzertabend: Da ist zum einen der Dirigent, mit dem gerade einmal 25-jährigen Klaus Mäkelä ein richtiger „Jungspund“, der allerdings alles mitbrachte, was ihn in naher Zukunft ohne Zweifel zu einem ganz Großen seiner Zunft werden lässt. Wahrnehmbar, aber nicht zu dominant, fordernd, aber die Musiker keineswegs bedrängend, dirigierte er durch die Werke des Abends. Drei große Werke standen auf dem Programm: Béla Bartóks „Rhapsodie für Violine und Orchester Nr. 2“, SZ 90, dann die „Suite concertante für Violine und Orchester“ von Bohuslav Martinů sowie nach der Pause Gustav Mahlers Symphonie Nr. 4 in G-Dur. Das identische Programm war bereits Anfang Oktober im Herkulessaal in München gespielt worden, nun also die – einmalige – Wiederholung in der vermeintlichen Provinz.

Max-Reger-Halle gar nicht provinziell

Dass die Max-Reger-Halle allerdings alles andere als provinziell ist, wurde bereits nach den ersten Klängen deutlich: Die immer wieder hochgelobte Akustik in dem Saal war auch an diesem Abend eindrucksvoll spür- und erlebbar. Für die Werke Bartóks und Martinůs bedurfte es natürlich auch eines Solo-Geigers: Mit Frank Peter Zimmermann stand jemand auf der Bühne, der einen virtuosen Dialog nicht nur mit dem Orchester, sondern auch mit dem Dirigenten führt. Mal leichtfüßig, dann wieder bestimmt ging er die Raffinessen der Werke an und erfasste damit den Charakter der Kompositionen. Dem Publikum gefiel das aufs Beste, was sich in langem und kräftigem Applaus niederschlug. Dieses regelrechte Tosen belohnt der Künstler mit einer Zugabe – einem Adagio von Johann Sebastian Bach. Und es wurde wieder still im Saal.

Über Mahlers Symphonie Nr. 4 und der Intention des Komponisten ließe sich freilich viel erzählen: Das würde aber nicht annähernd die Strahlkraft von dem wiedergeben, was die Symphoniker hier musikalisch boten. Feinstes Pianissimo bis hin zu wuchtigem Fortissimo – es waren schier unendliche harmonische Weiten, zu denen das Orchester und sein Dirigent einluden. Gekrönt wurde Mahlers Werk im 4. Satz von der Solopartie „Wie genießen die himmlischen Freuden“ der Sopranistin Christiane Karg, die den Einsatz von der kurzfristig erkrankten Anna Lucia Richter übernahm. Am Ende herrschte dann einige Sekunden ergriffenes Schweigen im Saal, bevor der Applaus mit voller Vehemenz aufbrandete.

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Weiden in der Oberpfalz03.11.2021
Hintergrund:

Die weiteren Meisterkonzerte

  • 21. November 2021, 17 Uhr: Klavierduo Yaara Tal & Andreas Groethuysen
  • 14. Dezember 2021, 20 Uhr: Pianist Igor Levit
  • 16. Januar 2022, 17 Uhr: Varian Fry Quartett
  • 5. März 2022, 20 Uhr: Sonderkonzert 30. Geburtstag Max-Reger-Halle, Arte Ensemble und Dominique Horwitz
  • 18. März 2022, 20 Uhr: Chorwerk Ruhr
  • 20. Mai 2022, 20 Uhr: Quatuor Van Kuijk Streichquartett
  • Weitere Infos unter www.weidener-meisterkonzerte.de, Karten unter www.nt-ticket.de

Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Klaus Mäkelä eröffnete die Reihe der aktuellen Weidener Meisterkonzerte
 
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