Wenn besondere Konzertereignisse anstehen, darf man getrost damit rechnen, dass die Nachfrage im Vorfeld entsprechend groß ist. Die Weidener Meisterkonzerte hatten am Samstagnachmittag das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zu Gast. Und der Besuch aus München erfreute sich äußerst großer Resonanz. Die Max-Reger-Halle war ausverkauft. Was freilich nicht verwunderlich war angesichts des Bekanntheitsgrads und der Qualität dieses groß besetzten Orchesters. Die Erwartungen des Publikums waren riesig und wurden voll erfüllt.
Das Konzert eröffnete eine etwas aus der Mode geratene Jugendarbeit des Bankierssohns Felix Mendelssohn Bartholdy. Denn zu Mendelssohns Sinfonien, denen man heute nur noch selten begegnet, zählt zweifellos die viersätzige "Reformations-Sinfonie", Werk 107. Die Komposition ist auch bekannt als Symphonie Nr. 5 d-Moll. Im letzten Satz verarbeitete der Spross einer jüdischen Familie den wohlvertrauten Choral "Ein feste Burg".
Mit der Wiedergabe der Sinfonie stellte sich der Mann am Pult, Daniel Harding, als ein bedeutender Mendelssohn-Dirigent vor. Unter Hardings Dirigat löste das Werk mit seiner Fülle an bewegenden und mitreißenden Akzenten helles Entzücken beim Publikum aus. Geschrieben hatte es der Komponist anlässlich der Berliner Reformationsfeierlichkeiten 1830. Aber das Organisationskomitee hatte die Sinfonie abgelehnt. Die Uraufführung fand 1832 in Berlin statt.
Schon das Eröffnungswerk hat dem Konzert ein Niveau gegeben, das den Weidener Klassik-Freunden wohl noch lange in Erinnerung bleiben wird. Nach der Pause widmete sich das Rundfunkorchester dem österreichischen Spätromantiker Gustav Mahler. Für "Das Lied von der Erde" hatte sich das Ensemble die beiden Solisten, den Tenor Andrew Staples und die Mezzosopranistin Fleur Barron mit auf die Bühne geholt. Beide boten ein Höchstmaß an technischer und stilistischer Perfektion.
Mahler soll dieses Werk in panischer Verfassung geschrieben haben. Es handelt sich um einen Zyklus von sechs Gesängen. Die teilweise hymnisch gestalteten Liedtexte entstammten Hans Bethges Gedichten aus "Die chinesische Flöte". Der Komponist beherrschte sein Handwerk. In der Anwendung der Mittel hatte er sich zwar zurückgehalten, glich diese Maßhalten aber mit ein wenig Schwärmerei und Lyrik aus, was das Orchester mit viel Intensität umsetzte. Der gewaltige Beifall dürfte den Orchesterleiter und seine riesige Musikerschar tief beeindruckt haben.
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