Weiden in der Oberpfalz
05.10.2018 - 17:31 Uhr

Motoren sprechen jede Sprache

Im Ausland lernen oder arbeiten konnten bisher fast nur Studenten oder Arbeitnehmer. Immer mehr Betriebe ermöglichen jetzt auch ihren Auszubildenden einen Auslandsaufenthalt. So schickt zum Beispiel ATU seine Lehrlinge nach Frankreich.

Azubis von ATU nach Rückkehr von ihrem Auslandsaufenthalt. Mit dabei auch die Berichterstatterinnen Dunja und Lisa-Marie (Erste und Zweite von rechts in der vorderen Reihe) Bild: Bühner
Azubis von ATU nach Rückkehr von ihrem Auslandsaufenthalt. Mit dabei auch die Berichterstatterinnen Dunja und Lisa-Marie (Erste und Zweite von rechts in der vorderen Reihe)

Die duale Ausbildung wird für Bewerber immer attraktiver. Einige Betriebe bieten ihren Auszubildenden bereits während der Ausbildung einen Auslandsaufenthalt an. Dazu gehört auch ATU zusammen mit ihrer A.T.U-Academy in Weiden. „Ich habe mich einfach mal für Frankreich beworben, obwohl ich kein Französisch spreche“, berichtet Dunja Schramm, Auszubildende in der Kfz-Mechatronik bei ATU im letzten Ausbildungsjahr. Und Dunja hatte Glück. Zwei Wochen lang durfte die angehende Kfz-Mechatronikerin mit sechs Azubis in einem ATU-Schwesterbetrieb in Frankreich verbringen.

Für Dunja war Norauto in Bessoncourt ausgewählt worden. Norauto betreibt ein ähnliches Geschäftsmodell wie ATU. In einer Kick-Off-Veranstaltung wurden die Auszubildende über Sprache, Kultur und Verkehr in Frankreich vorbereitet. Allerdings mehr als ein paar Worte Französisch zu lernen sei dabei nicht möglich gewesen, erzählt Duja. „Alle Mitarbeiter haben mich sehr herzlich empfangen, von Vorurteilen gegen Ausländer war überhaupt nichts zu spüren“. Dunja brauchte nicht nur zuschauen, sondern wurde bereits in der Werkstatt eingesetzt. Schließlich sind Motoren überall gleich. „Wenn ich eine Bezeichnung nicht verstanden habe nahm ich mein Handy und fragte nach bei Google“, erzählt die Auszubildende. Klebezettel mit französischen Namen an den Werkzeugen halfen ebenfalls. „Es war schon ein bisschen Abenteuer“, fasst sie ihren Auslandsaufenthalt zusammen.

Ähnliches berichtet auch ihre Kollegin Lisa-Marie Burghoff. Die Auszubildende wird Kauffrau im Einzelhandel und war bei Norauto in Colmar im Verkauf. Vieles sei in Frankreich anders. Zum Beispiel könnten die Kunden selbst am Tablet anhand ihrer Autonummer das passende Ersatzteil identifizieren und aus dem Regal im Autozubehör-Shop kaufen. Autonummern sind in Frankreich mit den technischen Daten des Fahrzeugs hinterlegt.

Auch die anderen „Auslandskolleginnen“ berichteten bei einem Workshop über ihre Erlebnisse. Dazu waren sogar die Kollegen aus den französischen Partnerunternehmen nach Weiden gekommen. „Wir wollen die Ausbildung attraktiver machen“, sagt ATU-Ausbildungsleiterin Jenny Fröbel. Die Auslandsaufenthalte dienten auch dem „menschlichen Zusammenwachsen im Konzern“ und sie entsprechen der Führungsleitlinie im Unternehmen „Fördern und entwickeln“. "Und dass wir von Frankreich gelernt haben, zeigt das neue Shop-Konzept", betont Markus Meißner, Leiter der ATU-Unternehmenskommunikation.

Längst bieten auch andere Unternehmen in der Region ihren Auszubildenden während der Ausbildung einen Auslandsaufenthalt. So zum Beispiel Constatia Hueck Folien in Pirk. Eurokaufleute verbringen regelmäßig im dritten Ausbildungsjahr drei Wochen in Spanien bei Constantia Tobepal, berichtet Cornelia Uschold vom Pirker Unternehmen. Aufgeschlossen zeigt sich zum Beispiel auch die Samhammer AG. Erst kürzlich sei eine Auszubildende, die auch ein duales Studium absolviert, in Vietnam gewesen, berichtet Rebecca Anzer. Zahlreiche Möglichkeiten für Auslandsaufenthalte während der Ausbildung bieten auch die Staatlichen Berufsschulzentren.

 
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