„Erst das Lied entkernen, dann mit Leben und Rhythmus füllen“, beschreibt es Mulo Francel am Freitagabend im Vereinshaus Weiden. Klingt erst einmal lapidar, ist in der Umsetzung aber grandios. Auf Einladung des Versicherungsmaklers Richthammer steht das Ensemble für ein Benefizkonzert zugunsten des „Lions“-Projektes „Not und Leid in Weiden“ auf der Bühne. Zwei Stunden lang nehmen die vier Musiker die Zuhörer nicht nur mit auf eine abwechslungsreiche Fahrt "Hoch auf dem gelben Wagen“, sondern auch zu waghalsigen Ausflügen auf dem „Flying Carpet“ und zu einer Begegnung mit Ikarus.
Musik in sich aufsaugen
Natürlich kann man sich die Mühe machen, um akribisch genau hinzuhören und dann zu interpretieren: Ist das ein Tango? Und das, ist das nicht lupenreiner Jazz? Hört man hier nicht auch Klezmer durch? Alles geschenkt. Entspannen, die Musik schwingen lassen und in sich aufsaugen – das ist die Devise an diesem Abend. Die Gedanken entwickeln sich von selbst, die Musik inspiriert dazu, dass in den Köpfen der Zuhörer Bilder entstehen. "Quadro Nuevo", eines der wohl außergewöhnlichsten Instrumental-Quartette der Welt, verführt das Publikum in ein ganz besonderes Musikuniversum. Wer nicht dabei ist, verpasst etwas.
Beweisen müssen die Musiker niemandem etwas. Mulo Francel (Saxofone, Klarinetten), Andreas Hinterseher (Akkordeon, Vibrandoneon, Bandoneon), D. D. Lowka (Kontrabass, Percussion) und Evelyn Huber (Harfe, Salterio) präsentieren sich als Meister an ihren Instrumenten – und ergeben ein harmonisches Ganzes. Das Zusammenspiel auf der Bühne gleicht einem leidenschaftlichen Rendezvous, bei dem die Zuhörer „Mäuschen“ spielen. Regelrechte „Duelle“ – mal zärtlich, mal impulsiv – liefern sich Huber und Lowka mit ihren Instrumenten. Und bei Francel muss man sich an diesem Abend immer wieder fragen: Wann holt der eigentlich Luft?
Der Abend wird zu einem Kopfkino, es wird erzählt von inspirierenden Orten, an denen die Musiker Einflüsse fremder Kulturen aufnehmen, um sie in ihre Musik zu integrieren – Orient, Italien und Griechenland sind solche Beispiele. Durch humorvolle und wohl dosierte Ansagen – meistens von Mulo Francel – erfahren die Konzertbesucher sehr viel darüber. Ein besonderes Augenmerk legt das Ensemble an diesem Abend auf das neue Album „Volkslied Reloaded“, auf dem sich "Quadro Nuevo" gemeinsam mit dem "Münchener Rundfunkorchester" neue und unbekannte Instrumental-Versionen von Volksliedern vorgenommen hat. Das Ergebnis reißt auch in Weiden mit und lässt die Zuhörer staunen, wenn „Wohlauf in Gottes schöne Welt“, „In einem kühlen Grunde“, "Die Gedanken sind frei" und „Der Mond ist aufgegangen“ erklingen – ganz neu, ganz frisch, ganz verzaubernd. Eine Musik, die in keine Schublade passt und es auch nicht soll.
Zuhörer gefesselt
Elegant, leicht und immer doch hochkonzentriert zelebrieren die Musiker den Abend und erschaffen Klangteppiche, die den richtigen Weg in die Herzen und Seelen der Zuhörer finden. Ja, es ist wirklich unmöglich, von "Quadro Nuevo" nicht gefesselt zu sein. Die Hingabe der vier Künstler zum Instrument, zur Musik und zum Publikum wird mit langem Applaus belohnt.
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