Der Klarinettist Thorsten Johanns und die Pianisten Diana Ketler hatten sich im Vorfeld abgesprochen, einen Kammermusikabend lang nur Raritäten zu spielen. Sie nahmen an, dass selten oder noch nie gehörte Stücke einen Auftritt spannender machten. Deshalb begannen sie das Max-Reger-Konzert im Alten Rathaus am Mittwoch mit einer Romanze in F-Dur von Marie-Elisabeth von Sachsen-Meiningen. Die Adlige hatte Reger über ihren Vater persönlich kennengelernt, schätzte aber ihre wirkungsvolle Komposition selber als nicht sehr gut ein. "Komponistinnen waren in dieser Zeit die Ausnahme", sagte Johanns.
Wegen massiver Schraub- und Bohrgeräusche - die Glühweinbude unmittelbar hinterm Alten Rathaus bekam gerade als Krone die Heilige Familie aufgesetzt - begann der Musikabend mit zehn Minuten Verspätung. Petra Vorsatz nutzte die Verzögerung, um auf die Etatberatungen im Rathaus am Vortag einzugehen. Die Kultur komme nicht gut weg, bedauerte sie. Immer wieder höre sie, Reger sei nicht Mozart. Das stimme natürlich. "Mozart machte Popmusik, Reger stand an der Schwelle der Klassik zur Moderne." Er habe in vielen Genres gewirkt. Und darauf sollte die Stadt stolz sein.
Danach konnte das Konzert endlich beginnen. Die Attraktivität Regerscher Musik unterstrich sein "Albumblatt Es-Dur", eine delikate Interpretation eines Tagebuchs, das von der Klarinette butterweich geschrieben wurde. Mit Regers Sonate As-Dur ging es in die Pause.
Den zweiten Teil eröffnete wiederum Reger. Das Duo spielte eine weitere Miniatur, seine spritzige "Tarantella g-Moll", die nur wenigen bekannt gewesen sein dürfte, die aber ebenso reizend klang, wie sein Albumblatt und gleichsam Regers magische Klangwelt beleuchtete. Zum Finale führten Johanns, bekannt durch seine stilistische Vielseitigkeit, und Ketler, die sich leidenschaftlich für die Musik in den baltischen Ländern einsetzt, die Sonate f-Moll von Johannes Brahms auf.
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