Weiden in der Oberpfalz
12.10.2020 - 14:07 Uhr

Nackter Patient randaliert auf dem Dach des Klinikums

Heftig randaliert und dadurch drei Polizeibeamte verletzt hat ein nackter 20-Jähriger am Sonntag am Klinikum Weiden. Der Mann war von Dach zu Dach geklettert und warf Steine auf Polizisten, Fahrzeuge, Passanten und benachbarte Gebäude.

Der Randalierer gelangte am Sonntag vom Dach des Klinikums über eine Feuerleiter auf die Glasbrücke und ging über diese auf das Dach der Kinderklinik. Vom Dach warf er Steine auf Autos, Passanten, Gebäude und Polizisten und widersetzte sich der Polizei so heftig, dass drei Beamte verletzt wurden. Bild: Gabi Schönberger
Der Randalierer gelangte am Sonntag vom Dach des Klinikums über eine Feuerleiter auf die Glasbrücke und ging über diese auf das Dach der Kinderklinik. Vom Dach warf er Steine auf Autos, Passanten, Gebäude und Polizisten und widersetzte sich der Polizei so heftig, dass drei Beamte verletzt wurden.

Laut Polizeibericht hatte der 20-jährige Patient, der sich zur Behandlung einer akuten Erkrankung im Klinikum befunden hatte, am Sonntag gegen 13 Uhr versucht, das Krankenhaus über den Haupteingang zu verlassen. Er sei allerdings noch behandlungsbedürftig und nur mit einem Patientenkittel bekleidet gewesen, heißt es weiter. Deshalb habe der Sicherheitsdienst versucht, den Mann am Verlassen des Hauses zu hindern. Damit sei der Patient allerdings nicht einverstanden gewesen.

Stein zerschlägt Fenster

Der junge Mann nutzte laut Polizei einen Feuerlöscher, um mehrere Türen aufzubrechen. Durch ein Fenster im Innenhof gelangte er laut Michael Reindl, Sprecher des Klinikums, über eine Feuerleiter an der Außenseite der großen Glasfront im Foyer auf das Dach des Klinikums. Als die ersten vom Klinikum gerufenen Polizeibeamten vor Ort eintrafen, habe er angedroht, vom Dach zu springen. "Eine Ingewahrsamnahme auf dem Dach scheiterte. Hierbei verlor der 20-Jährige seinen Patientenkittel", heißt es im Polizeibericht. Der Mann habe gezielt Steine vom Flachdach auf die Einsatzkräfte geschmissen und weitere Kieselsteine aus einer großen Höhe von rund 15 Metern auf Polizeibeamte, Passanten, Fahrzeuge und benachbarte Gebäude geworfen.

Laut Polizeisprecher Mario Schieder haben sich bereits Geschädigte bei der Polizei gemeldet. "Da könnte aber noch einiges kommen", so Schieder. Einer der Steine sei durch die Fensterscheibe eines Hauses in der Söllnerstraße geflogen und habe einen hinter dem Fenster sitzenden Bewohner nur knapp verfehlt. Ein Polizist sei durch einen Stein leicht am Rücken verletzt worden. Doch dabei blieb es nicht.

Polizistin dienstunfähig

Der 20-Jährige flüchtete laut Polizei auf das Dach der Kinderklinik und schleuderte auch von hier aus Steine auf Fahrzeuge und Personen darunter. "Aus etwa drei Metern Höhe sprang er schließlich vom Dach, kletterte über eine Mauer und gelangte so auf die Sebastianstraße", schreibt Polizeisprecher Thomas Fritsch in seinem Bericht. Dort habe er eine Polizeibeamte so gewaltsam zur Seite gestoßen, dass die dadurch verursachten Verletzungen ambulant im Klinikum behandelt werden mussten. Die Polizistin sei nach aktuellem Stand bis Mittwoch nicht dienstfähig, bestätigt Mario Schieder auf Nachfrage.

Erst in der Sebastianstraße sei es mehreren Polizeibeamten gelungen, den nackten Mann unter Anwendung von unmittelbarem Zwang festzunehmen. Dadurch seien ein weiterer Polizist sowie der Randalierer leicht verletzt worden. Wegen des offensichtlichen psychischen Ausnahmezustands und einer laut Schieder "deutlichen Eigen- und Fremdgefährdung" sei der Mann schließlich zur Begutachtung einem Facharzt in der Psychiatrie Wöllershof übergeben worden.

10.000 Euro Schaden

Nach dem bisherigen Ermittlungsstand richtete der 20-Jährige einen Schaden von mindestens 10.000 Euro an. Gegen ihn werde nun unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung und des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte ermittelt. Im Einsatz waren mehrere Streifen der Weidener Inspektion sowie der Verkehrspolizei Weiden.

OnetzPlus
Amberg05.10.2020
Im Blickpunkt :

Zeugenaufruf, Statistik und Tipps der Polizei

  • Nach Angaben von Polizeisprecher Mario Schieder gab es zahlreiche Zeugen der Randale am Klinikum. Die Polizei bittet Personen, die Schäden an ihren Gebäuden oder Fahrzeugen feststellen, die im Zusammenhang mit diesem Geschehnis stehen, sich bei der Polizei Weiden zu melden: 0961/401-0. Sie bittet auch darum, Video- und Bildaufnahmen des Vorfalls zur Verfügung zu stellen.
  • Die Zahl der Angriffe auf Weidener Polizeibeamte hält sich laut Schieder seit sechs Jahren auf "relativ konstantem Niveau, mit circa 50 Fällen pro Jahr". Die Zahl der Verletzungen bei Beamten durch Einsätze habe sich in Weiden "leicht nach oben" bewegt und liege "im kleinen zweistelligen Bereich". Dabei handle es sich meist um leichte Verletzungen, die keinen Dienstausfall nach sich ziehen.
  • Wer einen Vorfall wie den am Sonntag beobachtet, dem rät der Polizeisprecher: "Nicht selbst tätig werden. Das Handy zücken, um die 110 zu wählen, nicht um zu filmen. Und Gaffen geht gar nicht." Polizeibeamte seien speziell für schwierige Kommunikation geschult, wie zum Beispiel, wenn jemand androht, von einem Gebäude zu springen.
 
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