Unter dem Motto „Naziplätze aus der Deckung holen“ setzten am Freitagabend rund 20 Demonstranten in Weidn ein sichtbares Zeichen gegen Rechtsextremismus. Sie fuhren auf Fahrrädern durch die Stadt, begleitet von drei Polizeifahrzeugen und zwei Beamten auf E-Bikes. Das Oberpfälzer Bündnis für Toleranz und Menschenrechte organisierte die Aktion. Diese Gruppe bezieht seit Jahren öffentlich Stellung gegen rechte Strukturen in der Region.
Die Route der Demonstration führte durch die Fußgängerzone über das Basis-Büro, die Sparkasse Oberpfalz Nord, das Jugendzentrum und das AfD-Parteibüro zum Fitnessstudio „Team Spartan“ in der Ringstraße. Dieses Studio steht im Zentrum der aktuellen Kritik. Hintergrund ist eine ZDF-Reportage, die rechtsextreme Netzwerke im Kampfsport beleuchtet hatte. Dabei war auch das Weidener Studio erwähnt worden.
Patrick Schröder auch vor Ort
Startpunkt war das Obere Tor. Dort bat man den bekannten Neonazi Patrick Schröder, die Versammlung zu verlassen. Die Fahrraddemo verlief friedlich. Hans-Peter Pauckstadt-Künkler von „Opas gegen Rechts“ und „Weiden ist bunt“ warnte vor der Verharmlosung rechter Netzwerke: „Die Zeit, rechtes Gedankengut und rechtes Treiben als Spinnerei abzutun, ist vorbei. Wir brauchen eine klare Kante gegen Intoleranz, Ausländerhass, Rassismus und Antisemitismus.“
Für das Bündnis für Frauenrechte trat die Landtagsabgeordnete der Grünen, Laura Weber, ans Mikrofon. Sie betonte, dass autoritäre Kräfte häufig zuerst die Rechte von Frauen einschränkten. In diesem Zusammenhang kritisierte sie auch die Vorgänge um eine Bar in Weiden. Gegen den Betreiber laufe ein Verfahren wegen heimlicher Videoaufnahmen auf der Damentoilette. „Das zeigt deutlich, wie gegen Frauenrechte agiert wird. Ohne Reue“, so Weber.
Auch Organisatorin Karin Fichtner machte gleich zu Beginn deutlich, dass es nicht darum gehe, Kampfsport generell zu diskreditieren. „Wir wollen aufzeigen, wie rechtsextreme Netzwerke gezielt Kampfsport als Trainings- und Rekrutierungsfeld missbrauchen“, betonte sie. Mit Sorge verwies sie darauf, dass einzelne Mitglieder des „Team Spartan“ in entsprechenden Zusammenhängen auftauchten. Selbst wenn journalistische Fehler nicht ausgeschlossen seien, bleibe der Kernpunkt bestehen: „Es gibt deutliche Überschneidungen mit rechtsextremen Strukturen.“
Kritik an Sparkasse
An mehreren Stationen hielten Rednerinnen und Redner kurze Kundgebungen ab. Vor der Sparkasse Oberpfalz Nord sprach Magunde Reiß von den „Omas gegen Rechts“. Sie kritisierte den Vorstand, darunter Oberbürgermeister Jens Meyer und Bürgermeister Lothar Höher, wegen des Geschäftskontos des rechtsextremen Versandhandels „Nemesis Productions“ mit dem Nazi-Kleidungslabel „Ansgar Aryan“ bei der Sparkasse. Zwar sei den Demonstrierenden der sogenannte Kontrahierungszwang der Bank bewusst, doch gerade eine angesehene Institution solle nicht unwissentlich rechte Strukturen unterstützen. Als möglichen Ausweg schlug Reiß vor, die Gebührenrahmen auszuschöpfen und die Einnahmen für demokratische Projekte zu spenden.
Die Abschlusskundgebung – inzwischen bei Nieselregen – fand vor dem „Team Spartan“ statt. Mit der Aktion wollte das Bündnis zeigen, dass rechte Treffpunkte und Strukturen in Weiden nicht unbeachtet bleiben dürfen. „Es geht nicht um eine Diffamierung des Sports“, fasste Fichtner die Kampagne zusammen. „Es geht darum, Gefahren zu benennen und unsere Demokratie zu schützen.“
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