Weiden in der Oberpfalz
30.01.2019 - 15:17 Uhr

Netzwerker in Politik und Fernsehen

Die Politik lässt ihn auch mit 65 Jahren nicht los. Beruflich will Lothar Höher aber zum Jahresende um einiges kürzer treten - und sich dafür für sein Privatleben etwas mehr Zeit freischaufeln.

Beruflich will Lothar Höher zum Jahresende kürzer treten, politisch nicht, auch wenn er als OB-Kandidat nicht zur Verfügung steht. "Da wäre ich zum Ende der Amtszeit ja 72. Das ist einfach zu alt", sagt der Noch-64-Jährige. Bild: Gabi Schönberger
Beruflich will Lothar Höher zum Jahresende kürzer treten, politisch nicht, auch wenn er als OB-Kandidat nicht zur Verfügung steht. "Da wäre ich zum Ende der Amtszeit ja 72. Das ist einfach zu alt", sagt der Noch-64-Jährige.

Am Freitag feiert der Bezirkstagsvizepräsident, Bürgermeister von Weiden und OTV-Geschäftsführer seinen 65. Geburtstag. Nicht groß, wie er im Interview mit Redakteurin Jutta Porsche gleich betont. Doch für den umtriebigen und bürgernahen Politiker ist dieser "Halbrunde" noch längst kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Dafür ist er mit der Politik zu sehr verwachsen und zu gern unter "die Leit'". Bei aller Liebe für die Politik gilt aber: Eine OB-Kandidatur kommt für ihn nicht mehr in Frage.

ONETZ: Ist der 65. Geburtstag für Sie ein einschneidendes Ereignis?

Lothar Höher: Eigentlich nicht. Ich feiere nur die runden Geburtstage groß, die halbrunden nicht. Es ist ja nicht so, dass ich jetzt einen neuen Lebensabschnitt beginne.

ONETZ: Aber für viele Menschen bedeutet der 65. den Eintritt in den Ruhestand. Haben Sie schon Planungen für diese Zeit: beruflich, geschäftlich und privat?

Lothar Höher: Fest steht, dass ich Ende des Jahres als Geschäftsführer bei OTV aufhöre. Mein Vertrag läuft bis 31. Dezember. Ich bleibe der Firma aber in anderer Funktion erhalten. Ich möchte die Hauptverantwortung an Christoph Rolf übergeben, werde ihm aber zur Seite stehen, als Netzwerker und im Marketingbereich.

ONETZ: Nochmal zurück zum Geburtstag: Den 65. feiern Sie aber schon?

Lothar Höher: Ich werde an diesem Tag bei meinem Enkerl in Oberfranken sein. Abends treffen wir uns in der üblichen Runde. Wir haben so einen kleinen Kreis, mit dem wir immer feiern: Die Familie und einige Freunde.

ONETZ: Zum Ihrem 60. Geburtstag standen die Gratulanten in der Max-Reger-Halle Schlange.

Lothar Höher: Das gibt es zum 70. wieder. Also, wer jetzt enttäuscht ist, kann dann gern kommen, denn den Geburtstag feiere ich wieder groß. Auch den 80., 90., und vor allem freue ich mich auf den 100. Geburtstag. Den nehme ich auf jeden Fall in Angriff, das wird war Größeres.

ONETZ: Und wie schaut es politisch aus?

Höher: Ich bin ja jetzt wiedergewählt worden als Bezirkstagsvize. Da werde ich sicherlich gefordert sein. Denn Franz Löffler ist Präsident für alle bayerischen Bezirkstage, also werden viele Vertretungen anfallen. Ich bin in allen Bereichen sein Vertreter, aber vor allem in der mittleren und nördlichen Oberpfalz, wo ich mich explizit kümmere, steht aktuell die Kinder- und Jugendpsychiatrie im Vordergrund. Dazu kommt Wöllershof. Wir haben versprochen, dass wir die Medizin zu den Patienten bringen, und das, glaube ich, gelingt uns gut.

ONETZ: Wie sieht der Zeitplan aus?

Lothar Höher: Wir schreiben die Arbeiten für die neue Kinder- und Jugendpsychiatrie in Weiden jetzt aus. 2020 ist Baubeginn. Der Doppelstandort Weiden-Wöllershof wird damit zum zweiten Standbein in der Oberpfalz.

ONETZ: Sie sind seit 1990 im Stadtrat, seit 2002 Bürgermeister. Aktuell läuft die Diskussion über einen OB-Kandidaten der CSU. Der Plan mit Barbara Klepsch aus Annaberg-Buchholz als gemeinsame Kandidatin mit der Bürgerliste ist geplatzt. Sind Sie darüber enttäuscht?

Lothar Höher: Nein. Unsere Partei hat viele gute Leute, die Oberbürgermeister machen könnten. In den nächsten Wochen werden wir in Ruhe einen Kandidaten küren und dann in den Wahlkampf ziehen. Die komplette Stadtratsriege kandidiert ja wieder.

ONETZ: Für die OB-Kandidatur geistern unter anderem die Namen Wolfgang Pausch (Fraktionsvorsitzender) und Stephan Gollwitzer (Kreisvorsitzender Weiden) durch die Gegend.

Lothar Höher: Dazu kann ich nichts sagen. Es sind einige Namen im Gespräch. Aber es gab noch keine Entscheidung.

ONETZ: Sie selbst stehen als OB-Kandidat nicht zur Verfügung?

Lothar Höher: Man ist schon auf mich zugekommen, aber das steht nicht zur Debatte. Da wäre ich ja 72 Jahre, wenn ich aufhöre. Das ist einfach zu alt. Dazu kommt: Oberbürgermeister ist ein Höllenjob. Da muss man jung und fit sein. Und ich möchte noch etwas von meinem Leben haben. Auch wenn ich mich gerne einbringe, so lange es gesundheitlich geht.

ONETZ: Zu Ihrem Bürgermeisterkollegen und SPD-OB-Kandidaten Jens Meyer haben Sie bekanntermaßen ein gutes Verhältnis. Wird das im Wahlkampf so bleiben?

Lothar Höher: Natürlich. Ich habe zu Oberbürgermeister Kurt Seggewiß auch in meinem Wahlkampf als OB-Kandidat ein gutes Verhältnis gehabt. In einer Demokratie ist eine Wahl doch kein Krieg, sondern eine Entscheidung zwischen zwei Personen. Deshalb gibt es keinen Grund, das gute Verhältnis zu ändern. Wir werden Freunde bleiben, der Jens und ich. Egal, wie die Wahl ausgeht. Wir kommen alle drei miteinander gut aus. Das ist auch die Pflicht eines Bürgermeisters.

ONETZ: Was kann die CSU bei der Wahl schaffen? Wie ist Ihre Einschätzung?

Lothar Höher: In der Demokratie kann jeder alles schaffen. Die CSU hat bei der Landtags-, Bezirkstags- und Bundestagswahl eine große Mehrheit eingefahren. Auch in Weiden gibt es eine große bürgerliche Mehrheit. Die gilt es zu gewinnen. Da hat die CSU sicherlich alle Chancen.

ONETZ: Wie schätzen Sie die Chancen der AfD in Weiden ein?

Lothar Höher: Wenn sie eine Liste aufstellen, haben sie sicherlich eine gute Chance reinzukommen. Wir kennen ja ihr Stimmenpotenzial. Wir haben im Stadtrat keine 5-Prozent-Klausel. Das ist auch eine Chance für die Linken. Bei uns im Bezirkstag sind beide Parteien vertreten.

ONETZ: Jetzt mal zur Stadt Weiden: Was fehlt ihr noch? Was könnte verbessert werden?

Lothar Höher: Wir sind ein Oberzentrum, haben sehr viel. Aber wir brauchen auf jeden Fall das Gewerbegebiet West IV. Es wollen unwahrscheinlich viele Firmen nach Weiden, für die wir keinen Platz haben. Wir benötigen Wohnbebauung, vor allem Sozialwohnungen. Da haben wir jetzt gute Chancen mit dem Hammerweg- und dem Stockerhutgebiet. Wichtig ist natürlich auch das Einkaufszentrum NOC, das gottseidank im Herbst fertig wird.

ONETZ: Wird es wirklich im Herbst fertig?

Lothar Höher: Sicher. Davon bin ich überzeugt.

ONETZ: Beruflich wollen Sie nur etwas kürzer treten, politisch weiter am Ball bleiben.

Lothar Höher: Mir macht das Spaß: Netzwerken, Dinge ins Rollen bringen. Ich habe gute Verbindungen überallhin, und wenn ich politisch gebraucht werde, bringe ich mich gern für meine Heimat ein. Ich fühle mich noch wohl und fit. Ich bin auch sehr glücklich, dass ich Sozialpolitiker geworden bin, kümmere mich um Soziales, Kultur, Sport. Da haben wir einiges bewegt, zum Beispiel im Bereich Psychiatrie, nicht zuletzt bei den niederschwelligen Angeboten. Gerade in dem Bereich steht noch vieles an. In den Bezirkstag bin ich für fünf Jahre gewählt. Jetzt muss man die Stadtratswahl abwarten. Ob ich dann Bürgermeister bleibe oder nicht, das entscheidet der Stadtrat. Ich mache das Amt gerne.

ONETZ: Womöglich über die nächste Wahlperiode hinaus?

Lothar Höher: Nein. Das ist meine letzte Kandidatur für den Bezirkstag gewesen und dann auch für den Stadtrat. Irgendwann muss Schluss sein.

ONETZ: Und die privaten Pläne?

Lothar Höher: Da habe ich vor, mich mehr um meine Enkelin zu kümmern. Linda ist jetzt fünf Monate. Wer weiß, vielleicht kommt noch eins. Deswegen höre ich ja auf als Geschäftsführer bei OTV. Das ist meine Hauptätigkeit. Wenn die wegfällt, habe ich mehr Zeit für die Familie. Die Ehrenämter in der Politik, Stadtrat und Bezirkstagsvize, hindern nicht am Privatleben. Außerdem muss ich immer wieder raus, unter die Leute, sonst halt ich's nicht aus. Das verbindet mich übrigens auch mit meiner Frau.

Kontakte knüpfen, Dinge ins Rollen bringen - "das macht mir Spaß", sagt Lothar Höher. Als Netzwerker will er OTV deshalb auch nach 2019 weiter unterstützen, selbst wenn die Familie für ihn dann mehr in den Mittelpunkt rückt. Bild: Gabi Schönberger
Kontakte knüpfen, Dinge ins Rollen bringen - "das macht mir Spaß", sagt Lothar Höher. Als Netzwerker will er OTV deshalb auch nach 2019 weiter unterstützen, selbst wenn die Familie für ihn dann mehr in den Mittelpunkt rückt.
 
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