Eine Gruppe engagierter Tierschützer, Drohnenpiloten, Jäger, Landwirte und Naturfreunde will beim Rehkitz-Sterben nicht länger zusehen und hebt dazu einen neuen Verein im Landkreis Neustadt/WN und der Stadt Weiden aus der Taufe – den „Rehkitzrettung NEW-WEN e.V.“. Während andere Vereine mit Mitgliederschwund zu kämpfen haben, scheinen die Initiatoren hier einen Nerv getroffen zu haben, denn die Gründungsversammlung im Landgasthof Kett in Theisseil hat regen Zulauf.
Das Thema ist ernst. Während die Mütter auf Futtersuche sind, laufen die Kitze bei Gefahren nicht davon, sondern ducken sich instinktiv noch tiefer in die Wiese. Für den Schutz vor Fressfeinden ist sinnvoll, denn sie verfügen noch über keinen Eigengeruch und werden so meist nicht gefunden. Dieser Instinkt hat aber schreckliche Folgen, wenn Landwirte dann das erste Mal mähen. Die Rehkitze werden in großer Zahl übermäht und sind entweder gleich tot oder sie sind schwerverletzt und sterben dann grausam.
Viele Initiativen, aber hohe Dunkelziffer
Um dies zu verhindern, sind Landwirte verpflichtet, ihre Wiesen vor der Mahd absuchen oder andere geeignete Maßnahmen treffen. Ohne zahlreiche Helfer und Drohnen mit Wärmebildkamera ist dies jedoch sehr ineffektiv und somit ein nahezu aussichtslosen Unterfangen. Viele kleinere Initiativen auf lokaler Ebene aus Jagdpächtern, Tierschützern und anderen Engagierten sind daher in den relevanten Wochen im Frühjahr unermüdlich meist frühmorgens im Einsatz, um möglichst viele Rehkitze und andere kleine Wildtiere vor dem Mähtod zu retten. Die enorm große Zahl der so gefundenen Rehkitze lässt auch auf eine traurige Dunkelziffer schließen, wenn die Suche nicht in dieser Form stattfindet.
Diese Herkulesaufgabe möchten die Initiatoren von "Rehkitzrettung NEW-WEN" für das ganze Gebiet des Landkreises und Weiden besser strukturieren. Es sollen möglichst viele Teams aus Drohnenpiloten und „Trägern“ gebildet werden, die dann in den kritischen Wochen flexibel einsetzbar sind und möglichst viele Hektar Wiesen absuchen können. Dank eines Förderprogramms des Bundeslandwirtschaftsministeriums, von dem jedoch nur bestimmte Antragsberechtigte profitieren können und zwei der kostspieligen Drohnen mit Wärmebildkamera mit 60 Prozent gefördert bekommen können, sollen diese Drohnenausstattung und möglichst noch einige weitere beschafft werden.
34 Gründungsmitglieder
Gleich beachtliche 34 Gründungsmitglieder unterzeichneten bei der von Versammlungsleiter Sebastian Vogel perfekt vorbereiteten Gründungsversammlung die Satzung des Vereins. Der komplette Vorstand wurde einstimmig gewählt. Als Vorsitzender leitet Stefan Radies (Püchersreuth) den Verein für die ersten vier Jahre. Radies zeigte sich überwältigt von dem erfahrenen Zuspruch von allen Seiten: „Mit diesem motivieren Team packen wir das, das wir eine großartige Sache“, ist er fest überzeugt. Er wird vom Vorstandsteam mit den Stellvertretern Sebastian Arnold und Christina Mathes, Schriftführer: Christof Vogel, Schatzmeister Sebastian Vogel (Stellvertretender Philipp Karl) und den Beisitzern Constanze Erl-Höning und Claudia Prößl unterstützt. Kassenprüfer sind Markus Bachmeier und Raphael Bittner.
Nun müssen noch die rechtlichen „To-Do´s“ einer Vereinsgründung erledigt werden: der Gang zum Notar, der Eintrag ins Vereinsregister beim Amtsgericht Weiden und die Anerkennung der Gemeinnützigkeit beim Finanzamt. Diese ist besonders wichtig, damit Spendenbescheinigungen ausgestellt werden können. Anschließend möchte die „Rehkitzrettung“ richtig durchstarten: Mitglieder- und Sponsorenwerbung, Schulung der Drohnenpiloten und eine Informationsveranstaltung für Landwirte und andere Interessierte sind für den Herbst geplant. Alle haben das Ziel fest im Blick: Im nächsten Frühjahr sollen möglichst viele Rehkitze gefunden und gerettet werden.
Dass das gelingt, davon sind alle fest überzeugt. Der Landkreis und die Stadt Weiden haben finanzielle beziehungsweise materielle Unterstützung fest zugesagt und wollen auch mit ihren Netzwerken helfen. Auch andere Organisationen wie der Maschinenring Neustadt & Weiden sind schon mit an Bord. Unternehmen haben bereits Spenden in Aussicht gestellt. Und auch die frisch eingerichteten Social-Media-Kanäle auf Facebook und Instagram verzeichneten nach wenigen Tagen bereits hunderte Fans und auch die Webseite wird schon rege geklickt. Weitere Infos unter www.rehkitzrettung-new-wen.de
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