Weiden in der Oberpfalz
16.11.2018 - 16:44 Uhr

Neunkirchener setzen nun auf Städtebauförderung

Der Informationsabend in Neunkirchen bringt überraschende Erkenntnissen: Die Stadt Weiden ist zu reich und deshalb bleibt die Tür zur Dorferneuerung im Ortsteil verschlossen. Aber, es gibt Auswege.

Erik Bergner vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz (vorne links) und Baudezernent Oliver Seidel (rechts) informieren in Neunkirchen über die Chancen, für die Ortsentwicklung Fördergelder zu erhalten. Bild: Josef Wieder
Erik Bergner vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz (vorne links) und Baudezernent Oliver Seidel (rechts) informieren in Neunkirchen über die Chancen, für die Ortsentwicklung Fördergelder zu erhalten.

Freundlich und verbindlich im Ton. Doch hart in der Sache. Es ist genau 20.12 Uhr, als Baudirektor Erik Bergner die unbequeme Auskunft gibt: Das Amt für Ländliche Entwicklung in Tirschenreuth sieht keine Möglichkeit, Neunkirchen ins Programm Dorferneuerung aufzunehmen. "Da gibt's kein Rumeiern! Diesen Zahn muss ich Ihnen ziehen", bekräftigt Bergner. Denn, obwohl Weiden noch Stabilisierungskommune ist, die aufgrund ihrer Finanzschwäche staatliche Fördergelder erhält, ist die Stadt nach den statistischen Vorgaben seiner Behörde viel zu reich. Nach derzeitigem Stand sei ein Aufnahme-Antrag erfolglos, komme allenfalls auf Halde, betont Bergner.

Und gerade diesen Antrag, gestellt von allen vier Fraktionen, sollte der Stadtrat am Montag beschließen. Der erst im März gegründete Verein Dorfgemeinschaft Neunkirchen und Umgebung hatte - unter der Leitung von Vorsitzender Renate Jahreis, Simon Grajer und Stephan Bauer - die Stadträte mächtig angeschoben und alle ins Boot geholt. Denn es wird immer klarer, dass dieser Weidener Vorort Unterstützung braucht, um auch für die Zukunft fit zu sein. Der CSU-Ortsverband Neunkirchen-Frauenricht hatte am Donnerstagabend zur Informationsveranstaltung geladen. Norbert Uschald begrüßt die Gäste.

Bevor sich nach dem kategorischen Nein von Baudirektor Bergner im voll besetzten katholischen Pfarrsaal riesige Enttäuschung und Fruststarre breit macht, weist Baudezernent Oliver Seidel auf "die Alternative" hin. Bei Orten zwischen 500 und 2000 Einwohnern sei nämlich beides möglich: Dorferneuerung und/oder Städtebauförderung. Die Töpfe der Städtebauförderung zeigten sich zum Bersten gefüllt". Bei der zuständigen Oberpfalz-Regierung sei zudem bei den Gesprächen eine große Aufgeschlossenheit spürbar gewesen. Die Förderung sei nicht direkt abhängig von der Finanzkraft der Stadt. Seidel verspricht den rund 100 anwesenden Neunkirchenern, dass in der Stadtratssitzung - ohne erneuten Antrag der Fraktionen - der Weg Städtebauförderung anvisiert werde.

Auch in diesem Programm sei die Mitarbeit der Bürger wichtig, betont Seidel. Begleitet von Fachplanern seien gemeinsam Ideen zu kreieren, Defizite im Ort aufzuspüren, um sie zu vermindern oder zu beheben. Ohne ein neues Gesamtkonzept für Weiden entwerfen zu müssen, könne ein Teilbereich, wie eben Neunkirchen, betrachtet und gefördert werden.

Endlich Verkehr raus und Festplatz rein:

Zustimmung auf breiter Front. Simon Grajer stellt bei der Infoveranstaltung zu den Fördermöglichkeiten aus dem Stegreif die von der Dorfgemeinschaft erarbeiteten Vorschläge für den „Umbau der Ortsmitte“ von Neunkirchen vor. Erster Schwerpunkt müsse es sein, den Verkehr zu reduzieren und endlich eine Dorfmitte, etwa einen Festplatz zu schaffen.

Zunehmend leiden die Neunkirchener und Latscher am Durchgangsverkehr hinunter in die Gewerbegebiete in Weiden-West. Dieser werde sich durch das geplante Gebiet West IV „unerträglich“ steigern. Eine der Prioritäten müsse es sein, diese Verkehre nicht in die Vororte zu leiten, „sondern eine Umgehungsstraße zu bauen“. Bis dies möglich sei, müssten die Vororte zu sozial aufgewerteten Stadtteilen von Weiden umgebaut werden, die einer neue Wohnqualität und eine attraktive Gestaltung des Wohnumfeldes erhielten.

Dazu hat die Dorfgemeinschaft, so Simon Grajer, weitere Vorschläge entwickelt. In der Bürgermeister-Bärnklau-Straße könnten Pflaster, optische Barrieren oder Baumreihen besonders den Lkw-Verkehr ausbremsen. Mit dem Wegfall der Bürgersteige, und der Einbindung des Kriegerdenkmals könnte eine Art Festplatz entstehen. Im Bereich des Katholischen Pfarrheimes und des Evangelischen Pfarrhofes sei dann ein Kinderspielplatz oder auch ein kleiner Backofen möglich. Dort könnten neue Parkplätze für Gottesdienste/Beerdigungen entstehen.

Die neu gestaltete, multifunktionale Straße lasse sich dann als definierte Ortsmitte, als sozialer und kultureller Mittelpunkt für Veranstaltungen wie Martinszüge des Kindergarten, Kirchenumzüge, Dorffeste oder Maibaumaufstellung, Weihnachtsmarkt und Vereinsfeste nutzen. Zudem sei die Installation von Licht, Strom und Wasser nötig.

Voraussetzung für die Nutzung als Dorfmitte (Straßensperrung) sei eine andere Verkehrsführung. Die Autos könnten etwa von der Trippacher Kreuzung (und aus Wiesendorf) über die Neunkirchener Straße bis vor zum Dorfweiher in die Mallersrichter-/Hofackerstraße geleitet werden. Voraussetzung dafür wiederum sind Parkverbote, Tempo 30, aber auch der Ausbau der Gehsteige.

Überfällig ist der Anschluss Neunkirchens an das Radwegenetz, die Aufwertung des gesamten Bereiches von Dorfweiher, Altem Schulhaus bis zur Latscher Straße, des Grüns bei der Firma Stahl und der Bushaltestellen (Dächer, Bänke). Weitere Sorgenkinder sind die Gastronomie (beide Gasthöfe sind geschlossen) sowie der Erhalt der Nahversorgung. Und gerade diese könnten, so Grajer, von der Entwicklung in Halmesricht (Denkdorf und Gestüt) profitieren.

Simon Grajer stellt die ersten von der Dorfgemeinschaft Neunkirchen erarbeiteten Vorschläge für die Aufwertung des Ortsteils vor. Bild: Josef Wieder
Simon Grajer stellt die ersten von der Dorfgemeinschaft Neunkirchen erarbeiteten Vorschläge für die Aufwertung des Ortsteils vor.
 
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