Auf Einladung des Integrationsprojekts "Familienakademie" informierten Sema Tasali-Stoll und Imam Khedr mit persönlichen Anekdoten und theologisch fundiert zum Thema Integration. "Seit 29 Jahren führe ich ein multikulturelles Leben", erzählte die Stadträtin. Sowohl christliche als auch muslimische Feste werden im Haus der Medizinerin gefeiert. Zum Thema Integration zog Tasali-Stoll eine positive Bilanz: "80 Prozent der Deutschen haben laut einer aktuellen Studie nichts dagegen, Nachbarn von muslimischen Einwanderern zu sein."
Doch wenn Muslime ihre Religiosität im Alltag offen zu erkennen geben, hätten die Deutschen ein Problem. Genauer gesagt: Das Kopftuch könne schnell zum Stigma werden. "Mit Schubladendenken kommen wir hier nicht weiter", sagte Tasali-Stoll. Man solle nicht das Kopftuch, sondern den Menschen sehen.
Auch Imam Khedr wünscht sich mehr Akzeptanz bei äußerlichen Besonderheiten. Damit Religion bei der Integration kein Hindernis werde, müssten auch die Zugewanderten Kompromisse eingehen, erklärte der zweite Vorsitzende des Landesverbands des Zentralrats der Muslime in Bayern. Denn oftmals ließen sich Vorschriften, die in islamischen Ländern Gültigkeit haben, nicht im Alltag der westlichen Welt realisieren.
Ein Beispiel: Ramadan und Schule. Muslimische Schüler stünden bei Prüfungen oftmals vor der Frage: Fasten ja oder nein? "Wenn Fasten in einer bestimmten Lebenssituation nicht tragbar ist, bietet der Koran verschiedene Lösungen an", betonte der Islam-Experte. Doch nur wer die Verbote und Vorschriften im Kontext lese, kenne die Anpassungsmöglichkeiten des Koran. Um den zeitlichen und örtlichen Besonderheiten gerecht zu werden, fordert der aufgeklärte Imam: "Wir müssen den Koran neu lernen und interpretieren."
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