Leise, fast andächtig, bewegte sich am Dienstagabend die orangefarbene Lichterkette durch die Innenstadt. Rund 120 Frauen und einige männliche Unterstützer hatten sich zum Orange Walk versammelt, dem weithin sichtbaren Höhepunkt der Orange-Day-Wochen in Weiden. Mit beleuchteten Regenschirmen zogen sie vom Neuen Rathaus durch die Schulgasse über die Bürgermeister-Prechtl-Straße zum Oberen Markt vors Alte Rathaus. Ins warme Farbspiel mischte sich lediglich das bläuliche Aufblitzen der sie begleitenden Streifenwagen.
Der Protestzug war bewusst still gehalten. Doch an mehreren Stationen wurde es für einen Moment ganz ruhig, bevor kurze Texte verlesen wurden. Sachlich, für manche Frauen manchmal nur schwer zu ertragen. Es ging um Gewalt, die Frauen in allen Lebensbereichen treffen kann: Am Arbeitsplatz, in der Partnerschaft, im öffentlichen Raum oder digital. Vertreterinnen von "Dornrose" verlasen Texte, die nicht laut sein mussten, um ihre Wirkung zu zeigen.
Jede Frau habe das Recht auf ein Leben ohne Angst, betonte die Fachberatungsstelle, die den Abend mit jenen kurzen Impulsen begleitete. Viele Teilnehmerinnen kannten das Szenario vom letztjährigen Orange Walk. Für manche war es der erste, für andere eine jährliche Selbstverständlichkeit. Auch Kleinkinder wurden in Kinderwägen geschoben oder getragen. "Solange Gewalt gegen Frauen existiert, brauchen wir solche Zeichen", sagte eine Teilnehmerin, die diese Veranstaltung kennt.
Der Orange Walk ist Teil der weltweiten Aktionen rund um den 25. November, den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Die Vereinten Nationen haben den Tag 1999 offiziell anerkannt, die Farbe Orange steht seitdem für Hoffnung und für eine Zukunft frei von Gewalt. Auch in Weiden setzt man darauf, die oft unsichtbare Realität vieler Betroffener sichtbar zu machen. Die orangefarbenen Schirme, die am Treffpunkt kostenlos ausgegeben wurden, verwandelten die Altstadt für eine gute Stunde in ein leuchtendes Mahnmal.
Die Orange Days des Frauenforums Weiden-Neustadt laufen noch bis zum 10. Dezember. Workshops, Vorträge und Veranstaltungen richteten und richten sich an Schüler, Familien, Fachkräfte und alle, die hinschauen wollen. Der Orange Walk jedoch bleibt das eindrucksvollste Bild dieser Wochen. Er ist nun Mal ein stiller, aber unübersehbarer Aufruf zu Solidarität, Aufmerksamkeit und zu einer Gesellschaft, in der Frauen ohne Furcht leben können.














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