"Alle Frauen wollen einen geilen Arsch", dieser Satz hat sich in meinem Gehirn festgebrannt. Wenn ich daran denke, machen sich Wut und Frust in mir breit. Aber auch Enttäuschung. Enttäuschung darüber, dass manche Männer offenbar denken, ein geiler Arsch wäre das Lebensziel einer jeden Frau. Und Enttäuschung über mich. Weil ich dem Typen nicht meine Meinung gesagt habe. Ich habe einfach alles weggelacht. Aber mal von vorne:
Vor rund drei Monaten habe ich meinen inneren Schweinehund überwunden und mich in einem Fitnessstudio angemeldet. Voll motiviert wollte ich mir auch gleich noch einen Trainingsplan erstellen lassen. "Warum bist du hier?", war die erste Frage des Trainers. Weil ich einen Ausgleich zu meinem Bürojob brauche und etwas gegen meine Rückenschmerzen machen will. "Das reicht nicht." Ich bräuchte größere Ziele, damit ich das Training auch wirklich durchziehe. Okay? Ich will einen Marathon laufen? Oder gleich einen Ironman, scherzte ich. Auch das überzeugte ihn nicht. Und dann fiel er. Der Satz. Ein "geiler Arsch" ist aus seiner Sicht offenbar das perfekte Trainingsziel. Denn nur mit einem runden, straffen Hintern, einer schmalen Taille und einem flachen Bauch ist eine Frau schön?
Ich war so überrumpelt, dass ich nur unsicher lächelte. Er fasste das wohl als Zustimmung auf und fragte, wo ich denn noch Problemzonen habe. Eigentlich bin ich mit meinem Körper recht zufrieden. Ich wollte mich nur wieder bisschen gesünder und fitter fühlen. Aber die Frage erwischte mich kalt. Anstatt ihm ordentlich meine Meinung zu geigen, zählte ich die Stellen meines Körpers auf, die noch "etwas definiert" werden müssen. Zufrieden kreuzte er ein paar Punkte auf seinem Zettel an.
Ist ihm denn nicht bewusst, wie verletzend seine Reduzierung auf äußere Merkmale ist? Gerade er als Fitnesstrainer sollte anfangen, sich von diesen überholten Idealen zu befreien. Jede Frau hat das Recht, ihre eigenen Ziele zu setzen, ohne sich von den Erwartungen anderer unter Druck setzen zu lassen – hätte ich sagen müssen. Stattdessen, habe ich jetzt einen Trainingsplan für einen "geilen Arsch" und ärgere mich, dass ich nichts gesagt habe, dass mir erst im Nachhinein schlagfertige Argumente eingefallen sind, dass diese Situation für immer in meinem Kopf sein wird, er sie aber vermutlich schon vergessen hat. Und am meisten, dass er weiterhin Frauen, mit diesen Behauptungen verunsichern und verletzen wird.
OTon
Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.
Genau deswegen wird mich als Mann nie jemand in so einem Studio antreffen. Die "Typen" dort sind komplett auf ihre Muskeln und die Definition des weiblichen Geschlechts reduziert. Dissen jeden, der diesem Ideal nicht entspricht oder gar es nicht will. Vor kurzem las ich den Bericht über eine dänische Profi-Bodybuilderin, die das Ganze den Bach runterkippte und nun bewusst mit ein paar Kilo mehr sehr glücklich lebt, weil sie sich diesem Esstörungsanfälligen, hormongesteuerten Wahnsinn nicht mehr hingeben muss. Und dafür feiere ich sie...im nächsten Eiscafe...
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