Weiden in der Oberpfalz
30.04.2019 - 13:18 Uhr

Pappstuhl mit Hintergedanken

Kuratorin Susanne Kempf schenkt der Stadt zum Ende der Wanderausstellung "Denken, Fühlen, Malen" einen Stuhl aus Pappe. Das ist nicht alles: Sie spart auch nicht mit Kritik an der Stadtspitze.

Die Argumente von Kuratorin Susanne Kempf (links) nach neuen Ausstellungsmöglichkeiten für bildende Künstler waren nicht aus Pappe. Petra Vorsatz nimmt im Namen der Stadt Weiden einen Stuhl entgegen. Bild: Kunz
Die Argumente von Kuratorin Susanne Kempf (links) nach neuen Ausstellungsmöglichkeiten für bildende Künstler waren nicht aus Pappe. Petra Vorsatz nimmt im Namen der Stadt Weiden einen Stuhl entgegen.

Nach der ersten Präsentation und dem erfolgreichen Verlauf der Wanderausstellung mit 35 Bilder und Wellpappe-Skulpturen von 16 Künstlerinnen mit Multipler Sklerose, überreichte Kempf in Anwesenheit von CSU-Kreischef Stephan Gollwitzer eines der Exponate aus der Ausstellung als Geschenk an die Stadt Weiden.

Kempf präsentierte einen Stuhl aus Wellpappe, die sie von den Schirmherren der Ausstellung, Christian und Lars Engel, für ihre Kreation zur Verfügung gestellt bekommen hatte, an Petra Vorsatz. Vor einem Jahr hatte sie den Stuhl mit Acrylfarben in Spachteltechnik bemalt. Die Schenkung war mit der Hoffnung verbunden, dass die bildende Kunst in Weiden wieder mehr Platz finde.

Mit der Schenkung des Stuhls „Just look, don’t take a seat“ richte sie ihre dringende Bitte an die Stadtspitze, sich endlich einmal über Möglichkeiten zur Verwirklichung eines Anliegens zahlreicher Künstler konstruktive Gedanken zu machen, meinte Kempf.

Denn im Vergleich zu anderen Orten in der Region biete die Stadt Weiden, nach Auffassung nicht nur von Kempf, der Bildenden Kunst wenige Möglichkeiten und Ausstellungsräume für Werke regionaler und überregionaler, akademischer und nichtakademischer Künstler. „Ausstellungen werden ins Foyer einer Schule oder das wenig besuchte Untergeschoss der Max-Reger-Halle verbannt.“

Das für Ausstellungen konzipierte Foyer im Neuen Rathaus sei für Künstler kaum mehr nutzbar. „Einzig der Ausstellungsraum im Alten Schulhaus steht zur Verfügung. Hier fehlt jedoch ein entsprechendes ganzjähriges Ausstellungskonzept mit langfristiger Vorplanung. Anders in Mitterteich, Schwandorf oder Waldsassen. Auch Amberg lockt mit regelmäßigen Ausstellungen von Werken namhafter Künstler."

Ein kleiner Ort, wie Elsenfeld im Spessart, die nächste Station der Wanderausstellung, veranstalte im Gemeindezentrum jährlich eine Kulturwoche und biete Ausstellungsflächen und Unterstützung lokaler Künstler. „In Weiden hingegen beschränkt sich ein umfangreiches Marketing zum Thema Kunst auf eine Veranstaltung, wie ‚Kunstgenuss bis Mitternacht‘, die sich jedoch vor allem als Spaß-Event präsentiert, bei dem Kunst nur Event-Thema ist, inhaltlich jedoch keinen nachhaltigen Akzent liefert.“

Kempf: „Weiden fehlt eine Jahresplanung zum Thema Bildende Kunst ebenso wie Ausstellungsflächen, die Künstlern kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Denkbar wären für die Einrichtung städtischer Galerieräume das Feuerwehrgebäude, wenn die Feuerwehr tatsächlich ein neues Gebäude beziehen würde oder der Gebäudekomplex Flurerturm/Milchladl, der durch die räumliche Nähe zu Regionalbibliothek und Keramikmuseum sehr geeignet wäre.“

 
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