Weiden in der Oberpfalz
08.03.2020 - 12:34 Uhr

Patiententag am Klinikum Weiden: Krebs stirbt nicht aus

Die Menschheit muss auch in Zukunft mit Krebserkrankungen leben. Das wird beim Onkologischen Patiententag am Klinikum Weiden mehrfach betont. Doch die Medizin hat große Fortschritte gemacht, Betroffenen zu helfen.

Onkologischer Patiententag am Klinkum Weiden. Über
Krebsoperationen spricht Professor Karl-Heinz Dietl. Bild: Bühner
Onkologischer Patiententag am Klinkum Weiden. Über Krebsoperationen spricht Professor Karl-Heinz Dietl.

„Leben mit Krebs“ lautete das Leitmotiv des Onkologischen Patiententags der Kliniken Nordoberpfalz AG. In den acht Vorträgen standen Therapien verschiedenster Art im Mittelpunkt, doch auch Lebensstil, Ernährung und psychologische Aspekte wurden behandelt.

„Los wird die Menschheit den Krebs wohl nie“, stellte Professor Anton Scharl einleitend in seinem Referat fest. Und er erinnerte daran, dass anteilig mehr Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen sterben als an Krebs.

Privatdozent Dr. Werner Heinz organisierte und moderierte als
Leiter des Onkologischen Zentrums den Onkologischen Patiententag Bild: Bühner
Privatdozent Dr. Werner Heinz organisierte und moderierte als Leiter des Onkologischen Zentrums den Onkologischen Patiententag

Diese Faktoren begünstigen Krebs

„Ab der Geburt können Krebszellen auftauchen, doch fast immer werden sie von der Immunabwehr abgebaut“, sagte der Leiter des Onkologischen Zentrums Weiden und Organisator der Veranstaltung, Privatdozent Dr. Werner Heinz. Doch wenn körpereigene Immunabwehrkräfte nicht mehr funktionieren, entstehen Tumorzellen. Laut Professor Scharl tragen dazu auch Erbfaktoren, Schädigung durch Gifte wie Nikotin, Viren, Stoffwechselstörungen und vor allem ein zunehmendes Alter bei. Früherkennung sei ganz besonders wichtig, betonte Scharl mehrfach.

Professor Karl-Heinz Dietl (links) und Privatdozent
Dr. Werner Heinz sprechen beim Onkologischen Patiententag 
über die wichtigsten Behandlungformen von
Krebserkrankungen. Bild: Bühner
Professor Karl-Heinz Dietl (links) und Privatdozent Dr. Werner Heinz sprechen beim Onkologischen Patiententag über die wichtigsten Behandlungformen von Krebserkrankungen.

Empfehlung: Kinder impfen lassen

Gebärmutterhalskrebs bei Frauen würde durch Viren ausgelöst. Kinder zwischen 8 und 13 Jahren sollten dagegen geimpft werden. Ausdrücklich schloss Scharl auch die Jungen mit ein. „Heilung von Krebs hat etwas mit seinem Stadium zu tun“, sagte Scharl.

Klage über zu wenig Darmvorsorge

„Armselig“ kommentierte in diesem Zusammenhang Professor Karl-Heinz Dietl, Chefarzt der Allgemeinchirurgie, dass nur 15 Prozent der Bevölkerung zur Dickdarm-Koloskopie komme. Viele Tumore könne man operieren, stellte Dietl fest. Doch wenn der Krebs eine bestimmte Größe überschritten hat, verbreite er im Körper andere Krebszellen. „Operationen sind dann meistens wenig sinnvoll“, sagte Dietl. Bauchspeicheldrüsenkrebs sei deswegen so gefährlich, weil dieser extrem früh Krebszellen in den Körper sende. Bei Operationen werde versucht, den Krebs komplett zu entfernen.

Bei sehr großen Tumoren komme nur eine „offene OP“ in Betracht. In vielen anderen Fällen, zum Beispiel bei 90 Prozent der Dickdarmkarzinome, könne heutzutage der Eingriff „laparoskopisch“ mit nur „Fünf-Millimeter-Öffnungen“ erfolgen. Dietl stellte dann die verschiedenen OP-Umgebungen im Klinikum vor und erklärte dabei den „integrierten OP“, „Hybrid-OP“ und „da Vinci“.

Alternative: Immuntherapie

Reichen Operationen nicht mehr aus, kommen andere Therapien in Betracht. Hierüber informierte ausführlich Dr. Heinz. Immuntherapie und Chemotherapie stellte er in den Mittelpunkt und sagte grundsätzlich: „Immuntherapie ist überlegen gegenüber der Chemotherapie.“ Vor allem die Nebenwirkungen seien bei der Immuntherapie weniger gravierend. Zum Beispiel komme es hier nicht zum Haarausfall. Ausgangspunkt für die Immuntherapie sei, dass Zellen untereinander kommunizieren. Diese Tatsache nutze die Immuntherapie.

Am Beispiel der Einrichtung sogenannter „Immun-Checkpoints“ zeigte Dr. Heinz, wie es möglich gemacht wird, dass das Immunsystem den Krebs angreift. „Das Bremspedal des Tumors wird aufgehoben.“ Allerdings dürfe dabei eine hundertprozentige Heilung nicht erwartet werden.

Dagegen sei es Ziel einer Chemotherapie „die Tumorzellen im Körper zu vergiften“. Im Einzelfall müsse entschieden werden, welche Therapie zum Einsatz komme. Bei Darmkrebs sei die Chemotherapie nach wie vor „der wichtigste Baustein“. Manchmal müssten auch beide Therapien eingesetzt werden. Dr. Heinz sprach von einer „stetigen Weiterentwicklung der Immuntherapie. Das Klinikum Weiden nehme auch an entsprechenden Studien teil. Zusammen mit Irene Baunoch erläuterte Dr. Heinz diese Studien.

Lang war die Liste der sonstigen Referent und Themenstellungen rund um das Generalthema Krebs. Antje Betz sprach über Ernährung, Gerald Tretter über physikalische Therapien, Dr. Claudia Löffler über Impulse für einen gesunden Lebensstil, und die psychische Seite beleuchteten Susanne Meißner und Regina Buchner. Begrüßt hatte die Medizinische Direktorin Michaela Hutzler.

 
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