Weiden in der Oberpfalz
16.11.2018 - 12:03 Uhr

Pfarrer sieht Kirche in der Pflicht

Seine Erlebnisse mit Flüchtlingen und seine Gedanken zu deren Schicksalen, aber auch die Steine, die freiwilligen Helfern in den Weg gelegt wurden, hat Pfarrer Burkhard Hose in seinem Buch "Aufstehen für ein neues Wir" verarbeitet.

Pfarrer Burkhard Hose liest aus seinem Buch "Aufstehen für ein neues Wir", in dem er Erlebnisse und Geschichten mit Flüchtlingen niedergeschrieben hat. Bild: otj
Pfarrer Burkhard Hose liest aus seinem Buch "Aufstehen für ein neues Wir", in dem er Erlebnisse und Geschichten mit Flüchtlingen niedergeschrieben hat.

"Ich will nicht, dass die wegmüssen. Ich will nicht, dass da Fremde herkommen", mit diesem Satz eines KfZ-Mechanikers aus dem Steigerwald auf einer Bürgerversammlung sei eigentlich alles zum Thema Fremdheit gesagt, sagt Hose bei seiner Lesung im Martin-Schalling-Haus. Denn die Vertrauten, seine Nachbarn, sind keine Deutschen, sondern Flüchtlinge. "Diese Fremdheit wird immer wieder unterbrochen. So kann ein neues Wir wachsen, wenn die Zeit da ist sich kennenzulernen." Die hat sich der Pfarrer genommen.

Flüchtlinge auf der Couch

Immer wieder schlugen am Wochenende Geflüchtete ihr Nachtlager auf der Couch des Würzburger Kirchenmannes auf, die sonst nur die Tristesse der Erstaufnahmelager kannten. "Ist das schon alles", hätten sich diese gefragt. "Das ist schon eine belastende Situation in den Notunterkünften."

Aus diesen Übernachtungskonstellationen sind so Freundschaften entstanden, die bis heute Bestand haben. Auch wenn Hoses Golden Retriever die Einnahme seines Refugiums Couch mit besorgtem Blick quittiert hätte, bemerkt der Hochschulpfarrer bei seiner Lektüre augenzwinkernd.

Allerdings hat das Buch nicht nur heitere Seiten. Oft werde den freiwilligen Helfern die Arbeit mit ihren Schützlingen erschwert. Beispielsweise sei so eine private Unterbringung politisch nicht gewollt, ja, sogar verboten. "Dennoch gibt es noch eine Reihe von älteren Damen, die diese Regeln mit Genuss umschiffen oder Studenten, die zivilen Ungehorsam zeigen."

Klar sei die Euphorie des Jahres 2015 nicht mehr dieselbe. Einige hätten sich zurückgezogen, andere wieder seien, vielleicht aus menschlichen Enttäuschungen heraus, den Flüchtlingen nicht mehr so zu getan. Aber es gebe noch eine gleichbleibend hohe Zahl, die bereit seien, zu teilen.

Fremdenfeindliche Muster

Das Gefühl der Fremdheit kenne er persönlich auch, allerdings nicht gegenüber den Flüchtlingen, sondern gegenüber den Plakaten, Transparenten und Parolen der Migrationsgegner. "Da ist dann die Rede von Kulturen, die angeblich nicht zueinanderpassen sollen. Das ist nichts weiter als die Fortsetzung von rassistischen Clustern."

In diesem Klima der Abgrenzung gegen die neuen Mitbürger sieht Hose auch und gerade die Kirche in der Pflicht. "Wir dürfen das Christentum nicht denen überlassen, die in einem fort das christliche Abendland verteidigen wollen." Diese Forderung macht er in einem neuen Buch zum Thema. Der Titel: "seid laut! - Für ein politisch engagiertes Christentum."

Einen großen Vorwurf macht er auch der CSU, die mit ihren scharfen Statements zur Zuwanderung zu einer Verschärfung der gesellschaftlichen Lage beigetragen hätten. "Da muss unbedingt das Kreuz an die Wand hängen, aber die Botschaft dahinter verstehen sie nicht."

 
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