Finanzen, Freizeit, Medien, Suchtmittel und Kommunikation: Unter diesen fünf Schlagwörtern stehen die fünf Termine der Veranstaltungsreihe "Pubertät: Jugendliche im Sturm und Drang" der Sozialarbeit am Sonderpädagogischen Zentrum der Stötzner-Schule in Weiden. Das Besondere: Eine Teilnahme ist nur möglich, wenn auch ein Elternteil mit im Boot ist.
"Erst machen die Kinder den Workshop und dann bekommen die Eltern bei einem Elternabend einen Vortrag zum selben Thema", erklärte Conny Lutz, Organisatorin und Zuständige für die Sozialarbeit am Sonderpädagogischen Förderzentrum. "Nur wenn die Eltern mit dabei sind, kann sich zu Hause etwas ändern", bestätigte Schulrektor Reinhard Kausler. "Wir geben den Familien so auch ein Thema, über das sie zu Hause zusammen reden können."
Etwas Überredungskunst benötigte Kausler doch, um Eltern und Kinder für das Projekt zu gewinnen. "Wir haben uns darum bemüht, vielleicht auch ‘Brennpunktfamilien’ mit einzuschließen. Aber es ist klar, wenn es eh schon stressig ist, hat man nicht noch Zeit für einen Vortrag." Trotzdem sei es ihm gelungen, elf Schüler und Eltern von der sechsten bis neunten Klasse für die Reihe zu begeistern. "Das ist elf Mal toll", sagte Kausler. Ohne Hilfe von außen sei das nicht möglich gewesen.
Unterstützer gibt es viele: Die erste Veranstaltung widmete sich dem Thema Freizeit. Unter dem Motto "Mir ist so langweilig... chillen und abhängen" organisierten Erlebnispädagoge Nico Erhard und Maximilian Schultes von CT-Creativ einen Nachmittag für Elternteil und Kind in der Turnhalle. "Wir haben geschaut, wie kann man mit möglichst wenig Equipment miteinander etwas erleben", erklärte Erhardt. Durch ein gemeinsames Warm-Up und Spiele, in denen eine Lösung für ein Problem erarbeitet werden sollte, sei eine gute Mischung aus Spiel, Spaß und Spannung entstanden.
Weiter ging es mit dem Thema Kommunikation. Regina Träger und Jürgen Rau von der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern Weiden/Neustadt beschäftigten sich in ihrem Workshop mit dem Thema Jugendschutzgesetz, Grenzsetzung und Gespräche zwischen Kindern und ihren Eltern. "Das Wichtigste war, uns zu vermitteln, wie fundamental es ist, zuzuhören", erklärte Rau. In einem Rollenspiel sollten die Schüler auch aus der Sicht der Eltern agieren.
Referentin Lisa Loreth vom Gesundheitsamt-Sozialdienst (Weiden/Neustadt) setzte den Fokus auf Suchtberatung. Unter dem Motto "Stärken entwicklen - Gefährdungen begegnen" informierte sie über Sucht und Drogen. "Wichtig war es mir zu vermitteln, dass die Eltern hier eine Vorbildfunktion haben. Sie sollten im Dialog mit ihren Kindern bleiben und dafür benötigen sie ein Grundwissen, auch beispielsweise, was das Jugendschutzgesetz betrifft", sagte Loreth.
"Die letzten beiden Vorträge hielten wir für so wichtig, dass wir noch mehr Schüler miteinbezogen haben", erklärte Kausler. Es ging um die Medien- und Finanzkompetenz. Ein reflektierter, verantwortungsbewusster und kreativer Umgang mit den aktuellen Medien sollte gefördert werden. Dafür setzte sich Philipp Reich vom T1-Medienzentrum Tannenlohe ein.
Die Finanzwelt präsentierten Bettina Ermer, Felix Kraus und Anja Rauenbusch von der Volksbank Raiffeisenbank Nordbayern den Schülern. Thema hier: Was ist eigentlich ein Girokonto, wie fülle ich eine Überweisung aus oder was bedeutet ein negativer Schufa-Eintrag für mich langfristig? Auch Schuldenfallen wie beispielsweise Ratenkauf standen auf der Tagesordnung. Bei den Eltern sah es etwas anders aus. Beim Elternabend übernahm Marc-Thomas Sturm, Schuldnerberater der AS Soziale Dienstleistungen Neustadt/WN, das Wort.
Die Veranstaltungsreihe begann im Januar und endete im April diesen Jahres. Einen richtigen Abschluss gab es aber erst jetzt. "Es hat etwas gedauert, bis wir alles ausgewertet hatten", erklärte Lutz. Sie überreichte am Donnerstag nun den Schülern ihre Teilnahmeurkunde und einen Gutschein. Das Konzept der Veranstaltungsreihe begeistert auch Evi Fink vom Dezernat für Familie und Soziales der Stadt Weiden. "Das ist etwas, das sollten wir unbedingt auch an anderen Schulen übernehmen", sagte Fink. Die Stadt half der Schule bei der Finanzierung der benötigten Materialien, Geschenkgutscheinen und dem Essen während der Elternabende.
Das wünschen sich Jugendliche
Im Workshop "Kommunikation: Solange du deine Füße unter meinem Tisch hast... oder: Wer hat das sagen?" erarbeiteten die Jugendlichen mit den Referenten Regina Träger und Jürgen Rau von der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern Weiden/Neustadt gemeinsam Punkte, die ihnen im Gespräch mit den Eltern besonders wichtig sind: Mehr Zuhören, kein Stress bei den Gesprächen, mehr Respekt, weniger Strafen, mehr Zeit miteinander, ein freundlicher Umgang, weniger Streit zwischen den Elternteilen, nicht so viel Motzen, keine Behauptungen aufstellen und den Kindern glauben. (men)
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