Kaum hatten sich die Nerven des alternden Aufreißers beruhigt, wurden sie erneut strapaziert und die geplante traute Zweisamkeit war dahin. Die Kuschelrunde auf der Couch wurde zum dauerhaften Auf und Ab der Gefühle. Zu einer "Achterbahn"-Fahrt. Und der Auslöser war sie, die junge Frau. Dabei hatte alles so amourös begonnen in dieser Beziehungskomödie. Ein älterer Herr trifft eine reizvolle, viel jüngere Dame an der Bar und ab geht's zu ihm nach Hause. Eigentlich wollte sich der stellvertretende Einkaufsleiter nur einen netten Abend mit seiner Zufallsbekanntschaft machen. Stattdessen wurde er gezähmt, nachdem die Begleitung die Maske fallen ließ.
Da hatte Autor Éric Assous aber echt eine Story ausgeheckt, die kräftig Anlass gab für deftige Komik. Denn der Franzose hatte die oft überraschenden Pointen routiniert sicher gesetzt. Was natürlich die eine oder andere Steilvorlage für das Schauspielerpaar Julia Borgmeier und Stephan Schill bot, das diese Pantoffelhelden-Story auf der Weidener "Kulturbühne" in der Max-Reger-Halle bravourös in die Tat umsetzte. Das gut aufeinander eingespielte Zweier-Team bewerkstelligte seine Aufgabe brillant und überhaupt nicht überdreht. Weil nur knapp 80 Zuschauer gekommen waren, fand die Aufführung wieder einmal im Intim-Bereich der Max-Reger-Halle statt, nämlich auf der Bühne hinterm großen Bühnenvorhang. "Wir wollen aber auch mal wieder in den großen Saal", versprach Kulturbühnen-Chef Veit Wagner den Besuchern.
Der Bühnenaufbau war überschaubar. Eine angedeutete Küchenzeile. Ein weißes Sofa. Und nach der Pause wurde das Chaiselongue einfach umgedreht, was durchaus sinnbildlich war für die Handlung. Die war nämlich skurril, absurd und tiefsinnig zugleich. Das Publikum fand die Geschichte flott und süß erzählt und wartete ungeduldig 115 Minuten lang auf den magischen Moment der Auflösung. Sollten die Veranstalter auch künftig auf derart spritzige Stücke setzen, dann könnte sich das Versprechen Wagners vom Wiedereinzug in den großen Saal durchaus erfüllen.
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