Der "Kulturbahnhof Parapluie" verwandelte sich am Freitagabend einmal mehr in eine musikalische Zeitmaschine. Die Fans wurden zurück katapultiert in eine Ära, als es noch Heizer auf den Lokomotiven gab und die Dampfloks langsam gegen Dieselloks ausgetauscht wurden. Die Gäste auf der "Live Stage" waren ganz besondere: Die Regensburger "Rocking River Rats". Jene eigentlich sechs, krankheitsbedingt diesmal nur fünf Musiker, die einst als die "7Sinalcos" auf Isar-Flößen die Ausflugsgesellschaften beschallten. Geblieben ist ihnen der Spaß am Oldschool-Rock und die Souveränität einer Band, die nichts mehr beweisen muss, aber alles gibt.
Goldene Rockzeiten
Es war ein herzlicher und rundherum gelungener Ausflug in die goldenen Rockzeiten. Schon mit den ersten Takten wurde klar, dass die früheren "Flussratten" auch an Land bestens navigieren. Die Gäste der vollbesetzte Musikkneipe waren schnell auf dem Parkett, die Musiker adrett gekleidet und vom ersten Beat an hellwach. Die Rats spannten einen lässig-schwungvollen Bogen durch die Rockgeschichte der 60er und 70er Jahre.
Mit Klassikern wie "Bad Moon Rising", "I Should Have Known Better" und "Keep On Running" zeigten die Musiker, wie zeitlos gute Songs funktionieren, wenn sie mit Herzblut und einer Prise Erfahrung weitergegeben werden. Der Gesang geerdet, die Gitarren klar, gelegentlich mit rauem Biss, das Schlagwerk stets treibend: Die Fünf zauberten eine musikalische Mixtur, die den Saal zuverlässig in Bewegung hielt.
Glam-Rock-Klassiker
Doch die River Rats beließen es nicht bei den üblichen Publikumslieblingen. Überraschend frisch kamen jene Stücke daher, die viele Coverbands oft meiden: "CoCo", "Get It On" oder "Hot Love": Die Glam-Rock-Klassiker von Sweet und T. Rex, die im „Parapluie“ den Glanz einer Ära wieder aufleben ließen, als die Refrains größer, die Hosenbeine weiter und die Schuhsohlen höher waren. Die Band spielte sie nicht ironisch, sondern ehrlich und direkt.
In der Pause erzählten die Musiker kleine Anekdoten aus ihrer Zeit auf der Isar. Von damals, als sie einsprangen, wenn für frisch zu Wasser gelassene Flöße noch keine Bands verfügbar waren. Die Flussmusik sei ja traditionell in Münchner Hand, meinten sie augenzwinkernd. Natürlich gab es auch Beschwerden wegen Lärmbelästigung durch die Anlieger. Besonders in der Grünwalder Gegend. Man glaubte ihnen gerne, dass genau diese Jahre sie zusammengeschweißt haben.
Im "Parapluie" jedenfalls hinterließen die "Rocking River Rats" ein spürbar zufriedenes Publikum. Klagen wegen des Lärms gab es auch keine. Im Gegenteil: Es wurde viel getanzt und mitgewippt. Die Songs wurden allesamt solide interpretiert und waren mehr als nostalgische Rückblenden. Der Abend zeigte, dass diese Ratten aus der Domstadt zwar ihr Floßfahrt-Kapitel abgeschlossen haben, dass sie aber auf der Bühne noch lange nicht zum alten Eisen gehören.



















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