Irene Fritz lernte die Berliner Malerin Renée Strecker auf einer Reise auf die Äolischen Inseln (Italien) kennen. Auf Alicudi vermietet die Künstlerin landestypische Häuser. Und seit einigen Jahren bezieht Fritz regelmäßig eines davon. Ein Trullo, das Streckers Mutter weiland baute. Streckers Arbeiten lernte die Weidenerin in deren Berliner Atelier kennen. Dort reifte auch der Gedanke zu einer Ausstellung in Weiden, die von Fritz kuratiert wird. Am Freitagabend war in den Galerieräumen des Kunstvereins Eröffnung.
Die Ausstellung firmiert unter "Partenza", was sowohl Ende, wie auch Neubeginn bedeutet. Zweimal im Jahr reist Strecker nämlich ab und kommt an. Denn je eine Jahreshälfte lebt sie in Berlin und auf den Liparischen Inseln auf einem erloschenen Vulkan. Die Künstlerin studierte von 1979 bis 1983 an der Universität der Künste in Berlin und wurde Meisterschülerin von Professor Karl Oppermann. Stilistisch einzuordnen sind ihre Arbeiten zwischen informeller und lyrischer Abstraktion. Sie verzichtet auf naturalistische Bezüge zur sichtbaren Welt.
"Die Räume hier sind heller und schöner als ich dachte", erzählte die Künstlerin bei der Vernissage. Deshalb habe sie auch knapp 50 Bilder gehängt. Großformatige mit zwei Metern Breite. Aber auch Quadrate mit gerade mal 20 Zentimetern Seitenlänge. "Der Mix ist wichtig. Klassische Malerei, also Öl auf Leinwand, Glastechnik, die ich selber entwickelt habe, auch recht spannende, reliefartig gewellte Arbeiten." Zeichnungen, Collagen und Monotypien. Damit ist für jeden etwas dabei. Die Werke kann man auch käuflich erwerben. "Mir ist die Neugier jüngerer Leute wichtig, die über Kunst einen neuen Aspekt für ihr Leben kriegen."
Streckers Dank galt Wolfgang Herzer, der sie und ihre Bilder von der Spree persönlich an die Waldnaab gebracht habe. "Ganz grob betrachtet komme ich aus der Landschaft und der Natur." Deutlich erkennbar bei ihrem Bild "Ikarus", wo man unten das nicht sichtbare Meer vermuten kann. Auch Himmel und Horizont sind abstrakt. Jeder Betrachter ist gefordert, seine eigene Phantasie einzuschalten. Keiner ist gezwungen, konkrete Dinge zu erkennen.
Strukturen, Linien und Formen erzählen Geschichten über Raum und Tiefe, Berge und Ebenen, Klippen und Horizonte, geologische Formationen, Fundstücke, Wege und verlassene Orte. Die Werke sind so geschaffen, dass man sie gerne berühren möchte. Deshalb greift Strecker auf taktiles Material zurück. Glas und Ölfarbe machen ein gemeinsames Ding und eröffnen neue Sehräume. Viele Bilder erinnern an Inselpfade, an die Tiefe des tyrrhenischen Meers, an die leerstehenden Häuser der Menschen, die ihr Glück in wirtschaftlich reicheren Gegenden der Welt suchten. Oder vielleicht auch an die brüchige Stadtlandschaft der Berliner Nachkriegszeit, in der die Künstlerin ihre Kindheit verbrachte. Die Ausstellung ist noch bis zum 30. März zu sehen.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.