Noch vor 100 Jahren war es für Mediziner ein unerfüllter Traum mit einer Kamera in das Innere eines lebenden Menschen schauen zu können. Heutzutage werden nicht nur Miniaturkameras, sondern gleichzeitig auch Miniaturoperationswerkzeuge ins Körperinnere geführt. „Endoskopie ist in den letzten Jahren immer leistungsfähiger geworden“, erklärte Dr. Alexander Horn, Sektionsleiter Gastroenterologie am Klinikum Weiden. In der Vortragsreihe „Chefarzt im Gespräch“ ging es diesmal um das Thema „Krebs erkennen und heilen – Was leistet die Endoskopie?“ Deutlich gemacht wurde im Vortrag, dass diese Untersuchungs- und Behandlungsmethode längst ein breites Leistungsspektrum besitzt. Es reicht von der Diagnose, Vorsorge bis zur Nachsorge und beinhaltet auch schonende operative Eingriffe mit den endoskopischen Instrumenten.
Endoskopie belastet den Patienten nur wenig. Sie kommt hauptsächlich für Krankheiten des Darms, des Magens und der Speiseröhre zum Einsatz. Ausführlich wurden im Vortrag die verschiedenen endoskopischen Techniken am Beispiel Darmpolypen und Darmkrebs erläutert. Viele medizinische Fachbegriffe wurden erläutert wie die „NBI-Technik“ als innovative Bildtechnik zur detaillierten Darstellung der Darmoberfläche und Gefäßstruktur sowie die ganz neue „ESD-Technik“ bei der erkrankte Gewebeteile in einem Stück endoskopisch entfernt werden.
Ausführlich ging Dr. Horn darauf ein, in welchen Fällen endoskopische Eingriffe und wann die Chirurgie zum Einsatz kommt. Sicher entfernt werden können mit der Endoskopie Polypen bis zu 2,5 Zentimeter Breite. Und generell komme Endoskopie im Frühstadium einer Krebsentstehung zum Einsatz. Geschnitten werde immer weniger mit Strom, sondern mit sogenannten Kaltschlingen. Bei größeren Polypen müsse entschieden werden, ob sie in mehreren Stufen abgetragen werden oder die chirurgische Operation erforderlich sei.
Auf jeden Fall chirurgisch operiert werden müsse, „wenn die Basis nicht tumorfrei ist“. Je tiefer ein Krebsgeschwür unter der Darmschleimhaut ins Gewebe eingedrungen ist, desto eher müsse chirurgisch operiert werden. Wegen Operationsrisiken zum Beispiel infolge von Lungen- oder Bauchembolien gelte der Grundsatz: „Operation immer nur dann, wenn sinnvoll.“
Dr. Horn wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass das Klinikum Weiden gemessen an der Zahl der hier durchgeführten Operationen zu den größten Darmzentren Deutschlands gehöre. Patienten könnten sicher sein, dass sich das Klinikum immer auf dem allermodernsten Stand der Medizin bewege. Er selbst sei auch deswegen kürzlich bei einem namhaften Spezialisten in England gewesen.
Begonnen hatte der Vortrag mit generellen Aussagen über Krebsentstehung und Vorbeugung. In Deutschland würden jährlich knapp eine halbe Million Menschen an Krebs erkranken. Fachleute hätten ausgerechnet, dass knapp zweihunderttausend Krebsfälle vermeidbar wären. Hauptrisiko sei die „westliche Lebensführung“. Genetische Faktoren spielten nur in fünf Prozent aller Fälle eine Rolle. Krebs sei auch im Wesentlichen eine Alterskrankheit geworden, dennoch sei die Sterblichkeit kräftig gesunken. „Vorsorge ist die wirksamste Methode zur Verhinderung von Darmkrebs“ stellte Dr. Horn fest.
Exakt seit dem Zeitpunkt der Übernahme von Vorsorgekosten durch die Krankenkasse sei die Zahl der Darmkrebserkrankungen rückläufig. Trotzdem würde leider nur ein Viertel der Vorsorgeberechtigten zur Koloskopie kommen.
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