"Der hinkt ja schon", "Was hat der denn für ne CO2-Bilanz?", "Schickt den erst mal zum Hufschmied. Oder gleich zum Abdecker". Das arme Pferd der Detag Schimmel AG musste ein dickes Fell haben. Seine Eigentümer Jürgen Laubert und Beate Merkel wollten ihn möglichst teuer verkaufen. Aber so richtig konnte den Schimmel keiner brauchen und so kam es zu knallharten Verhandlungen.
"Da in der Stadt Weiden hin und wieder der Amtsschimmel wiehert, kann diese unser Pferd bestimmt gebrauchen", dachten sich Laubert und Merkel und wurden so im Rathaus vorstellig. Das Interesse an dem ungewöhnlichen Gast war groß: die Bürgermeister Jens Meyer und Lothar Höher, Ludwig Zitzmann, der Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Oberpfalz Nord, Johann Riedl von den Stadtwerken, Günther Kamm von der Stadtbau GmbH und natürlich Oberbürgermeister Kurt Seggewiß erwiesen sich als erfahrene Pferdekenner.
Laubert konnte nicht aufhören, die Vorzüge des Vierbeiners anzupreisen. Doch Seggewiß blieb skeptisch: "Was soll ich denn im Zeitalter der künstlichen Intelligenz mit so einer Mähre? Einen Stall haben wir nicht und die Kapazitäten im Tierheim sind begrenzt," lehnte er das Eröffnungsgebot von 2 000 Euro ab. Mit den 1 000 Euro, die das Stadtoberhaupt anbot, konnte wiederum Laubert nichts anfangen. Nach zähem Kampf traf man sich bei 1 500 Euro. "Die absolute Höchstgrenze" für Seggewiß. Er hat schon Ideen wie er seine Investition wieder reinholen kann: das Pferd könnte an städtischen Veranstaltungen oder beim Volksfest auftreten.
Proberitt vor Schnapsrunde
Wozu der Schimmel fähig ist, wollte die Sparkasse Neustadt vor einem Gebot wissen. Und so ritt Nicole Münchmeier im Trab durch die Geschäftsstelle. Die Zeit nutzten Vorstandsvorsitzender der Vereinigten Sparkassen Josef Pflaum, Verwaltungsrat Hans-Günther Höhbauer, stellvertretender Landrat Albert Nickl, sowie die Bürgermeister Rupert Troppmann aus Neustadt und Günter Stich aus Floß zur geheimen Beratung. Lagen die Parteien mit ihren Vorstellungen von anfänglichen Vorstellungen von 500 und 1 500 Euro weit auseinander, trafen sie sich bei der Schnapszahl von 1 111,11 Euro und schenkten gleich eine Runde darauf ein.
Zuvor hatte die Schimmel AG dem OWS-Geschäftsführer Ulrich Rütten 400 Euro abgenommen. Dieser fühlte sich etwas über den Tisch gezogen, war aber dennoch froh, mit seinem Kauf soziale Zwecke zu unterstützen.
Seit 50 Jahren für guten Zweck
Über 20 Stationen "klapperten" der Gaul und seine Halter an Rosenmontag und Faschingsdienstag ab. Als der Schimmel am Dienstagvormittag bei den Oberpfalz-Medien vorbeischaute, war er schon etwas ruhiger. "Vielleicht ist er schon vom Fasching geschädigt", mutmaßten die Mitarbeiter. Als Chefredakteur Norbert Gottlöber jedoch anmerkte, für die Annahme des "Kleppers" eigentlich noch Geld bekommen zu müssen, schlug das Pferd dann doch aus. Ein Mitarbeiter nach dem anderen warf also Geld in den Topf. "Reicht noch nicht!", verkündete Laubert. Schließlich legte Norbert Gottlöber noch ein Scheinchen drauf und der Schimmel ging für 250 Euro an Oberpfalz-Medien. Die ungewohnte Herangehensweise an die Versteigerung gefiel Laubert - und mit dem Erlös war er auch zufrieden. "Wir brauchen ein paar Verrückte, die mitmachen."
Das "trojanische Pferd" wurde authentisch von Hans Wittmann und Rainer Vater gespielt. Die Tradition der Glasbläser besteht bereits in der fünften Generation, aber erst seit den 60er Jahren für einen gemeinnützigen Zweck in der Region.
"Früher wurde ein echtes Aschepferd versteigert und der Erlös einfach versoffen", lacht Laubert, "wir spenden jeden Euro". Er sei immer froh, zahlungskräftige Sponsoren für seinen Spaß zu finden, "auch wenn es immer schwieriger wird. Einige sind uns dieses Jahr abgesprungen."
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.