01.12.2019 - 11:43 Uhr

"Die Schneekönigin" in der Regionalbibliothek Weiden

Spiegelsplitter schießen dieser Tage durch die Regionalbibiliothek Weiden. Denn das Landestheater Oberpfalz zeigt das Märchen von Hans Christian Andersen "Die Schneekönigin".

von Helmut Kunz

Während Doris Hofmann immer Gerda bleiben darf, muss Julian Struck in viele Rollen schlüpfen. Hier spielt er den Räubersohn, der das Mädchen vor dem Schlachter rettet.

Bild: Kunz

Gerade noch dicke Freunde und Spielkameraden und plötzlich so fern voneinander. Und das nicht nur räumlich. „Die Schneekönigin“ reflektiert am Samstagnachmittag in der Regionalbibliothek den plötzlichen Seelenwandel eines Jungen, der wie vom Blitz getroffen von verwunschenen Spiegelsplittern durchbohrt wird. Winzige Teilchen, die groß genug sind, sein Wesen zu verändern. Aufregend macht die Handlung die Tatsache, dass ihn seine Freundin nicht aufgeben will.

Mit minimalsten Kulissen und nur drei Darstellern gelingt es dem Landestheater Oberpfalz die wohl umfassendste Geschichte des dänischen Märchenerzählers Hans Christian Andersen auf die Bühne des Mansarden-Theaters zu bringen. Der Zuschauerraum bietet trotz seiner vielen Querbalken, Dachschrägen und der relativen Enge gerade fürs Theaterspiel ein großzügiges Raumgefühl. Denn die Darsteller können die Bühne von drei Seiten aus erreichen.

Erzählt wird unter der Regie von Jona Manow die Geschichte zweier Kinder. Vor vielen Jahren erschuf der Teufel einen Spiegel, der alles Gute und Schöne ins Hässliche verzerrt: „Die schönste Landschaft sah wie gekochter Spinat aus.“ Irgendwann zerbrach der Spiegel in kleine Teile, aber die Wirkung der Splitter hält an und beeinflusst jeden Menschen, der mit ihnen in Kontakt kommt.

Zwei der Splitter treffen den Jungen Kay (Julian Struck) ins Auge und ins Herz, woraufhin er sich verändert und sich im Winter unbemerkt mit seinem Schlitten an die Kutsche der Schneekönigin (Claudia Lohmann) hängt. Seine Freundin Gerda (Doris Hofmann) macht sich auf die Suche nach ihm und begegnet auf ihrer Reise allerlei wundersamen Gestalten.

Das solide Ensemble ist dauernd damit beschäftigt, eine aus mehreren Schlitten bestehende Bühnendekoration geschickt neu umzuschlichten. Im Handumdrehen gelingt der Troika, Flüsse, Räuberhöhlen oder das Schloss der Schneekönigin zu schaffen. Den Zuschauer erwartet eine märchenhafte Bildkomposition, die aber nur dann gelingt, wenn der Betrachter seine Fantasie beflügelt.

Wie in vielen seiner Märchen thematisiert Andersen auch hier das kleine Glück der einfachen, guten Leute. Dabei geht er mit seinen Protagonisten humorvoll und ironisch um. Das „Märchen in sieben Geschichten“ fand in Dänemark wenig Resonanz und wurde als nicht für Kinder geeignet dargestellt. Lobend waren einige Kritiken, andere bemängelten die fehlende „Naivität und Naturwahrheit“. Heute ist Andersens „Schneekönigin“ ein Klassiker.

Hintergrund:

Noch mehr Termine

Weitere Aufführungen "Der Schneekönigin" gibt es am 7. Dezember (16.30 Uhr), 8. Dezember (14.30 Uhr), 14. Dezember (16.30 Uhr) und am 15. Dezember (14.30 Uhr) jeweils in der Regionalbibliothek Weiden. Tickets gibt es im Internet unter www.nt-ticket.de, im Kartenbüro in Leuchtenberg, Telefonnummer 09659/93100, oder an der Abendkasse.