Wie schnell komme ich von meinem Ort in ein Krankenhaus?

Weiden in der Oberpfalz
03.05.2019 - 10:17 Uhr

In manchen Oberpfälzer Orten erreicht man in weniger als fünf Minuten ein Krankenhaus, in anderen kann das sehr viel länger dauern. Der Krankenhausatlas zeigt aber auch: Im ländlichen Bayern sieht's besser aus als in anderen Bundesländern.

Ein Rettungswagen im Einsatz.

(jut/dpa) Der Unterschied ist gewaltig: In manchen Oberpfälzer Orten können Menschen in nicht mal fünf Minuten ein Krankenhaus erreichen, in anderen Gegenden in der Region kann das dagegen sehr viel länger dauern - bis zu einer Dreiviertelstunde. Das zeigt der Krankenhausatlas, den die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder diese Woche veröffentlichten.

Verglichen mit anderen Bundesländern schneidet Bayern aber gut ab. Denn: Bürger in den ländlichen Regionen des Freistaats können schneller ein Krankenhaus erreichen als Menschen auf dem Land in anderen Bundesländern. Laut Krankenhausatlas können fast 73 Prozent der auf dem Land lebenden Bayern innerhalb einer Viertelstunde das nächstgelegene Krankenhaus mit Basisversorgung erreichen. In Mecklenburg-Vorpommern sind es nur 52 Prozent. Als Basisversorgung gilt der Definition zufolge mindestens eine der folgenden Fachabteilungen: Innere Medizin, Allgemeine Chirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie.

Wie schnell ist ein Krankenhaus erreichbar? Der Krankenhaus-Atlas zeigt es.

"Verzögerte Notfallrettung"

In der Oberpfalz können, logischerweise, die Menschen in den Städten und Orten mit Krankenhaus ein solches schneller erreichen als anderswo. In all diesen Orten - wie Amberg, Weiden oder Kemnath - sind die Krankenhäuser in weniger als fünf Minuten erreichbar. Anders sieht es unter anderem in Grafenwöhr, Hirschau, Vilseck, Flossenbürg, Rieden oder im Lauterachtal aus: Dort kann man zwischen 20 und 30 Minuten brauchen. Bis zu einer Dreiviertelstunde kann es an der tschechischen Grenze bei Neualbenreuth und Mähring dauern, genau wie in der Gegend südwestlich von Hohenburg - dort liegt der Truppenübungsplatz Hohenfels. Die Erreichbarkeit bezieht sich auf die Fahrtzeit mit einem Auto, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden weiter mit.

Stefan Brunner, stellvertretender Leiter der Integrierten Leitstelle (ILS) Amberg, erklärt die teils langen Zeiten: "Die Oberpfalz ist ein verhältnismäßig dünnbesiedelter Regierungsbezirk. Daraus ergeben sich allgemein größere Fahrstrecken." Das gelte auch für die medizinische Versorgung. "Durch die ausgedünnte und spezialisierte Krankenhauswelt ergeben sich leider oft verlängerte Fahrzeiten für Rettungsmittel, die somit einen weiteren Einsatz in der Notfallrettung verzögern." Je nach notwendiger Versorgungsstufe und Fachrichtung könne der Transport eines Notfallpatienten mitunter 45 Minuten dauern, erklärt Brunner. Jürgen Meyer, stellvertretender Leiter der ILS Nordoberpfalz, spricht von der "goldenen Stunde": Bei Diagnosen wie Kreislauf-Stillstand oder Schlaganfall solle von Meldung bis Eintreffen in die Klinik nicht mehr als eine Stunde vergehen. Klappt das nicht, helfe der Rettungshubschrauber.

Die Fahrtzeiten von Auto und Rettungswagen seien im Notfallgeschehen vergleichbar, sagt Brunner von der Amberger ILS, - aber nur im außerstädtischen Bereich. "Im Stadtbereich ist ein Rettungswagen mit Sondersignal deutlich schneller."

Hier geht's zum interaktiven Krankenhausatlas

Lieber Rettungsdienst rufen

Wenn es zu einer Notsituation kommt, empfiehlt Brunner ohnehin den Notruf über die 112. Die zuständige ILS kümmere sich darum, dass schnellstmöglich Einsatzmittel geschickt werden. "Einen eigenständigen Transport bei kritischen Patienten sehe ich nicht als sinnvoll an, da während der Fahrt viel Unvorhersehbares passieren kann." Außerdem könne dem Patienten so nicht mit Soforthilfe- oder Erste-Hilfe-Maßnahmen geholfen werden.

In den bayerischen Städten können laut Krankenhausatlas knapp 86 Prozent der Menschen innerhalb von 15 Minuten in das nächste Krankenhaus mit Basisversorgung fahren. Hier liegt der Freistaat leicht unter dem bundesweiten Schnitt von 88 Prozent. Basis der Informationen für den Krankenhausatlas sind Ergebnisse der Daten von Krankenhäusern, die 2016 im Rahmen einer Krankenhaus-Statistik Leistungen abgerechnet haben. Diese Informationen seien um eigene Recherchen der statistischen Ämter angereichert worden.

Dank des Klinikum Amberg: In der Vilstadt können Menschen ein Krankenhaus in weniger als fünf Minuten erreichen.
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