Partnerschaften und Kooperationen mit Schulen und Kindertagesstätten sind das Erfolgsgeheimnis der städtischen Franz-Grothe-Musikschule, verrät Thorsten Willecke in der Sitzung des Kulturbeirats am Dienstag im Weidener Rathaus. Der Leiter der Einrichtung ist seit 2019 am Ruder, hatte damals selbst keine Erfahrung mit Kooperationen und habe Schulleiterkollegen nach Tipps gefragt. Deren Antwort sei gewesen: "Mach wie du denkst. Es gibt keine Blaupause."
Willecke machte und so gewann die Franz-Grothe-Musikschule innerhalb der letzten vier Jahre vier Kindertagesstätten und alle sieben kommunalen Grundschulen als Partner. Über 240 Musikschüler werden hier von 13 Lehrkräften unterrichtet. Die Schule arbeitet mit einer höheren Kostendeckung und hat mehr Schüler. Der Plan ging also auf.
Musikunterricht ab 4 Jahren
An der Kita St. Dionysius in Neunkirchen startete der Musikunterricht vor zwei Jahren mit einer Musicalklasse und 25 Kindern ab vier Jahren. „Hier haben wir einen enormen Zulauf“, freut sich Willecke. Die Kinder durften in der Max-Reger-Halle „vor vollem Haus“ und mit einem Orchester auftreten und haben vor Kurzem auch schon den nächsten Teil von „Die Eule findet den Beat“ aufgeführt. Dank einer Sozialermäßigung von 40 Prozent und dem BuT-Gutschein in Höhe von 15 Euro nach dem Förderprogramm „Bildung und Teilhabe“ kostet der Musikunterricht an der Kita für bedürftige Eltern 2 Euro im Monat. Die Regelgebühr betrage laut Willecke 18 Euro. Mit dem Angebot an der Kita habe man eine Kostendeckung von 81 Prozent erreicht.
Beim zweiten Beispiel, der Hans-Sauer-Grundschule, liege die Kostendeckung mit 60 Prozent etwas niedriger. Hier begann der Musikunterricht ebenfalls 2022 mit Gitarrenklassen in den Jahrgangsstufen 2 und 3. In der ersten Jahrgangsstufe gebe es das „sehr kindgerechte“ Angebot „Okta-La – die klingende Insel“. 24 Kinder werden unterrichtet und dürfen dafür auch Instrumente nutzen, die die Schule extra dafür angeschafft hat. Auch hier fallen monatlich 18 Euro Regelgebühr an.
Sonderfall Rehbühl-Schule
Ein Sonderfall ist laut Musikschulleiter Willecke die Rehbühl-Grundschule. Hier sei die Stadtkapelle, die ebenfalls Nachwuchsprobleme habe, mit im Boot. „Damit profitieren gleich drei Einrichtungen.“ 43 Schüler der Jahrgangsstufen 1 bis 3 werden seit vergangenem Jahr von 5 Lehrkräften unterrichtet. Das Besondere: Für die 1. und 2. Grundschulklassen ist das Ganze kostenlos. Kinder, die sich die Instrumente von der Stadtkapelle ausleihen, zahlen den Mitgliedsbeitrag. Für die Franz-Grothe-Schule sei diese Kooperation aufgrund der Personalkostenförderungen und der Kostenübernahme durch Träger der Offenen Ganztagsschule (OGS) zu 85 Prozent kostendeckend.
Über die Kooperation mit der Gerhardinger-Grundschule sagt der Musikschul-Chef: „Hier ist der Schülerstand mit 73 so wie ich es mir für jede Schule wünschen würde.“ Im vergangenen Jahr sei die Gerhardinger-Schule von Bayerischen Kultusministerium als „Musikbegeisterte Grundschule“ ausgezeichnet worden. Sponsor des Musikunterrichts sei die Firma Witt Weiden, die laut Willecke „hoffentlich noch lange bleibt“. Mit einer Kostendeckung von 77 Prozent sei das Unterrichtsangebot für alle Kinder kostenlos.
Musikunterricht für Senioren
Musikunterricht soll nicht nur Kindern, sondern jedem Menschen ermöglicht werden, wünscht Willecke sich für die Zukunft. Er möchte mit dem Maria-Seltmann-Haus Musikkurse für Senioren anbieten. Gespräche mit Seniorenheimen laufen gerade. Auch eine Zusammenarbeit mit Weidens italienischer Partnerstadt Macerata sei für ihn denkbar. "Es ist eine E-Mail aus Italien gekommen und wir sind an einer Zusammenarbeit oder einem Austausch interessiert. Das sollte aber eine langfristige Sache sein", informierte Willecke den Kulturbeirat. Der Schulleiter wünscht sich außerdem Kooperationen mit weiterführenden Schulen. Seit Januar besteht eine Kooperation mit dem Landestheater Oberpfalz.
Die größte Herausforderung für die Zukunft sieht der Musikschulleiter im Ganztagsbetreuungsgesetz. Werde das 2026 umgesetzt, werden Kinder flächendeckend bis zum Nachmittag betreut. Der Nachmittag ist die Hauptunterrichtszeit der Musikschule. “Sollten wir es nicht schaffen, an Ganztagsschulen zu kommen, wird es schwierig für uns zu bestehen.”
Eine weitere Schwierigkeit: Der Musikunterricht soll sich möglichst zeitnah an den Regelunterricht anschließen. Eltern möchten ihre Kinder später nicht nochmal an die Grundschule bringen. Auch die Raumverteilung sei nicht einfach, sagt Willecke. “Wir sind nicht in die einzigen, die Kurse geben.” Privaten Anbietern wolle man nicht in die Quere kommen.
Musikschule neu ausgerichtet
Zeit und Geld kostet auch die Wartung der Instrumente. Gerade die Blechblasinstrumente müssten überprüft und gepflegt werden. Aufwändig sei der Austausch mit Schul- und Kita-Leitungen. Großes Thema sei auch für die Franz-Grothe-Schule der Fachkräftemangel gerade im Bereich der frühkindlichen Musikerziehung. Die Franz-Grothe-Schule habe eine sogenannte EMP-Kraft als Quereinsteigerin angestellt, die in Teilzeit an sechs Orten in der Stadt tätig sei. Für die Zukunft sei die Musikschule laut Willecke gut aufgestellt und vernetzt. Sie habe die Herausforderungen der Zeit als Chance angenommen.
Durchschnittlich werden circa 77,8 Prozent der Personalkosten der städtischen Musikschule durch Gebühren, staatliche Zuwendungen und Zahlungen der Kooperationspartner und Sponsoren gedeckt. Die Stadt Weiden übernahm bisher 50 Prozent der Personalkosten der Franz-Grothe-Schule. Bei Kooperationen seien es etwa 22 Prozent. Weidens Oberbürgermeister Jens Meyer dankte dem Leiter und dem Team der Franz-Grothe-Musikschule: "Das schreibt sich wirklich 'von'. Sie haben es geschafft, die Musikschule neu auszurichten. Das haben Sie gut gemacht."
Das ist die Franz-Grothe-Schule Weiden
- Gründung: 1952 durch Eberhard Otto
- Angebot: Gruppen- und Einzelunterricht, Zusammenspiel in Ensembles, regelmäßige Auftritte bei Konzerten
- Lehrer: 24 professionell ausgebildete Kräfte
- Förderung: begabte und talentierte Schüler bis zur Aufnahme eines Musikstudiums befähigen
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