Weiden in der Oberpfalz
21.03.2019 - 13:38 Uhr

"Der schwarze Nazi": Mit Witz gegen Rechts

Er wollte Radikale ins Lächerliche ziehen. Das ist Regisseur Tilman König mit der Groteske "Der schwarze Nazi" gelungen. Das Neue-Welt-Kinocenter zeigte ihn nun bei der Internationalen Woche gegen Rassismus.

Filmgespräch mit Hauptdarsteller Aloysius Itoka, Regisseur und Drehbuchautor Tilman König und Veit Wagner von Amnesty International. Bild: Kunz
Filmgespräch mit Hauptdarsteller Aloysius Itoka, Regisseur und Drehbuchautor Tilman König und Veit Wagner von Amnesty International.

"Wenn ihr irgendetwas mitnehmen würdet aus dieser Diskussion: Man hat viel mehr davon, wenn man fünf Minuten auf der Straße mit einem Flüchtling redet, als dreimal tausend Minuten Dokumentarfilme anzusehen", gab Aloysius Itoka den Kinobesuchern am Mittwoch mit auf den Heimweg. Veit Wagner von Amnesty International: "Natürlich muss man einen finden, der so gut Deutsch spricht wie Sie."

"Der schwarze Nazi"

In Anwesenheit von Hauptdarsteller Itoka und Regisseur Tilman König präsentierten antirassistische Vereine und Verbände im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus im Neue-Welt-Kinocenter den Film "Der schwarze Nazi", der 2014 in Leipzig gedreht wurde. Anschließend waren die Kinobesucher eingeladen, über die Groteske zu diskutieren.

Der Independent-Film, eine Satire, handelt vom schwarzen Sikumoya Mumandi, der nach vielen Anfeindungen in Ostdeutschland den Spieß umdreht und für den Vorsitz einer rechtsradikalen Partei kandidiert. Itoka war bereits im Alter von sechs Monaten erstmals in Deutschland, als Sohn eines liberianischen Botschaftsmitarbeiters in Bonn. Nach fünf Jahren kehrten er, seine Mutter und Geschwister - zwei waren in Deutschland geboren - zurück nach Westafrika.

Er stamme aus einer langen Tradition von Schwarz-Amerikanern ab, die im 19. Jahrhundert nach Afrika zurückkehrten, um dort eine neue Heimat zu finden. "Viele Menschen können sich das gar nicht vorstellen: Viele glauben, afrikanische Flüchtlinge kämen alle aus ärmlichen Dörfern. Ich komme aus einer sehr bürgerlichen Familie."

Studiert habe er zwei Semester Biochemie in den USA, bevor er ans Theater wechselte. "Hier in der deutschen Fernsehlandschaft hatte ich viel Erfolg. Wenn Leute 'Tatort' gucken, oder 'Polizeiruf' oder Serien, dann haben sie mich irgendwo gesehen." Die Rolle des Sikumoya sei aber seine erste Hauptrolle gewesen. "Ich war 20 Jahre im Geschäft, bevor ich so eine Rolle ergattern konnte."

Top-Einspielergebnis

"Ich hatte einfach Lust gehabt, mich über Nazis lustig zu machen", begründete König sein Motiv, diesen Film zu drehen. Es ist übrigens die zweite Version. Es gibt eine erste, die nicht professionell genug sei, um öffentlich gezeigt werden zu können. Ohne Verleih hatte man zunächst größte Probleme, den Film in den Leipziger Kinos unterzubringen. Als es dann doch klappte: "In zwei Kinos brachte er das beste Einspielergebnis aller Zeiten."

In Dresden nutzte man zur sächsischen Premierenfeier die Montagsdemonstrationen von Pegida, die man störte. Die Reaktionen der Wutbürger auf diese Aktion habe den Film erst richtig befeuert. "Wochenlang war er ausverkauft." Die Produktionskosten - 30 Drehtage - beliefen sich auf 70 000 Euro.

Die Nazis, die im Film gezeigt werden, wurden ausschließlich von Antifa-Leuten gespielt. Bis auf sechs professionelle Schauspieler wirkten nur Laien mit. Und es gab einige brenzliche Situationen während der Dreharbeiten beim Zusammentreffen mit echten Neonazis, wie König betonte.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.