Weiden in der Oberpfalz
18.06.2023 - 12:43 Uhr

Eine schweißtreibende Vernissage ganz im Sinne des Künstlers

Die Vernissage von Jürgen Huber macht von sich reden. Der Schönseer Künstler bittet seine Gäste beim Kunstverein Weiden, die Bilder aufzuhängen und spricht dabei von Performance.

Künstler Jürgen Huber (mit Kappe) lässt andere für sich arbeiten und nennt das "Performance". Bild: Kunz
Künstler Jürgen Huber (mit Kappe) lässt andere für sich arbeiten und nennt das "Performance".

"Leere weiße Wände, unbeschriebene Blätter, rüsten Sie sich, verehrte Anwesende, zum Sturm auf den Turm." Man muss den Leuten eine Sache nur richtig schmackhaft machen. Das hat schon Tom Sawyer gewusst und hat die Bengel aus der Nachbarschaft Tante Pollys Zaun streichen lassen, wobei er noch reichlich belohnt wurde. Am Freitag trieb der Weidener Kunstverein seine Gäste mit Feuereifer zur Arbeit.

Im 30. Jubiläumsjahr eine unfertige Vernissage? Die Besucher waren angehalten, 120 Bilder vom deckenhohen Stapel zu nehmen und sie an den Wänden aufzuhängen? Ja, so war das. Performance nannte das der Künstler. Leistung erbringen auf Kosten des Publikums. Wolfgang Herzer verband die Aktion mit dem Gedanken an "Rettungsversuche" auf einem sinkenden Schiff.

In imaginärer See gerettet werden sollten die Werke von Jürgen Huber aus Schönsee. Der hatte die Bilder gemalt. Eine Reihen von mittelgroßen, quadratischen Spezialgemälden in Acrylfarben. "Jürgen ist eine altgedienter Beweger der regionalen Kunstwelt", präsentierte Herzer den Künstler. Dessen Ausstellung sei die Ernte eines 20-jährigen Experiments, das der Frage gefolgt sei, was denn nun geschehe, wenn alle Regeln über Bord gingen und man sich eine Zeitlang vom eigenen eingeschliffenen Reglement befreie, sich ganz der heterogenen Offenheit des Augenblicks überlasse.

Die Ausstellung geht zurück auf die bürgerliche Salonmalerei. Heute wie damals ist und war keines der zahlreichen Exponate fertig. Herzer erklärte das so: "Im Louvre haben die Künstler ihre Exponate vor der Hängung im Kreise des Publikums mit einem finalen Glanz-Lack oder Firnis, daher das Wort Vernissage, überzogen. Das Weidener Publikum erlebt in Jürgen Hubers Inszenierung, in die Sie hier gleich involviert sein werden, eine Rückkehr zu den sozioökologischen Wurzeln der Vernissage."

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.