Weiden in der Oberpfalz
26.12.2018 - 11:01 Uhr

Sehnsucht nach ein wenig Stille

Pfarrer Heribert Engelhard stellt im Weihnachtsgottesdienst in St. Marien Rothenstadt das 200 Jahre alte Weihnachtslied "Stille Nacht" in den Mittelpunkt und zieht Parallelen zum aktuellen Tagesgeschehen.

Zur Kinderchristmette hatte Gemeindreferentin Claudia Stöckl ein Krippenspiel vorbereitet, das die Zeitspanne vom Propheten Jesaja bis zur Geburt in der Krippe von Bethlehem umfasste. Bild: Kunz
Zur Kinderchristmette hatte Gemeindreferentin Claudia Stöckl ein Krippenspiel vorbereitet, das die Zeitspanne vom Propheten Jesaja bis zur Geburt in der Krippe von Bethlehem umfasste.

Das zentrale Thema in der Weihnachtspredigt von Pfarrer Heribert Englhard in St. Marien Rothenstadt war das vor zwei Jahrhunderten komponierte „Stille Nacht“. „Haben Sie es heute auch schon gesungen?“, fragte der Geistliche. „Stille Nacht, heilige Nacht“ sei das weitverbreitetste Weihnachtslied weltweit. Auf den Tag genau vor 200 Jahren sei es zum ersten Mal in der Christmette in Oberndorf erklungen.

Für viele gehöre dieses Lied einfach zu Weihnachten dazu. „Da stimmen sogar die ein, die sonst nicht mitsingen.“ Einige hielten es für kitschig. Die Strophe etwa vom „trauten Paar und dem Knaben im lockigen Haar.“ Aber vielleicht seien gerade solche Worte Grund für den weltweiten Erfolg. „Ich spüre darin eine große Sehnsucht“, erklärte der Pfarrer. Den Wunsch nach Stille, wie ein See ohne Wellen, eben und glatt, wenigstens für ein paar Stunden "einmal durchatmen.“

Ein kurzes Innehalten von Streit und Hass, Feindschaft und Ungerechtigkeit, Krieg und Hunger, dem Jagen nach Geld, Krankheit und Trauer. „Stille Nacht“ sei eine schöne Vision. Ein frommer Wunsch, der die Wirklichkeit leider nicht ganz widerspiegle. Der Stadtpfarrer blickte auf die Geburt Jesu: Unterdrückung, kein Platz in der Herberge. Die ersten, die von der frohen Botschaft gehört hätten, seien Hirten gewesen. „Menschen ohne besonderen Ruf.“

Ähnlich verhalten habe es sich, als Hilfspriester Joseph Mohr den Text zum Lied verfasste, geprägt von Not und Elend durch die Napoleonischen Kriege, Verwüstungen, Naturkatastrophen, Hunger. „Er selber hatte eine schwere Kindheit und Jugend hinter sich, musste von einer Pfarrei in die nächste wechseln.“

„Stille Nacht“ sei zum Trost-Text geworden. Zeilen voller Sehnsucht nach Frieden, Geborgenheit und Rettung. „Das alles sucht dieses Lied im Kind von Bethlehem.“ Und vielleicht spüre so mancher, der sonst kaum in die Kirche gehe, diese Sehnsucht an Heilig Abend. Schließlich werde hier nicht irgendein Kind gesungen. "Gott selbst ist in diesem Kind."

„Jeder braucht jemanden, der ihn mag. Das ist lebensnotwendig.“ Und Gott schenke den Rückhalt dazu. Helfe, auf andere zuzugehen. Der Text von „Stille Nacht“ wolle Vertrauen wecken. „Lassen wir uns darauf ein."

Bereits zur Kinderchristmette hatte Gemeindreferentin Claudia Stöckl ein Krippenspiel vorbereitet, das die Zeitspanne vom Propheten Jesaja bis zur Geburt in der Krippe von Bethlehem umfasste. Musikalisch umrahmt wurde das Spiel vom Jugendchor „Somesing“ unter Leitung von Monika Lämer. Erzählt wurde, wie Gott die Menschen aus der Dunkelheit zum Licht holte.

 
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