Ein Routineanruf: Der Redakteur fragt bei der Polizeiinspektion nach, weil er etwas Genaueres zu einer Pressemeldung wissen will. "Moment noch bitte", sagt der Beamte am anderen Ende der Leitung, "es ist gerade so viel los, die Leute zeigen sich reihenweise an".
Wie bitte? "Wegen Corona. Da meldet sich jemand und sagt, dass der Nachbar eine Party feiert, und wenn die Kollegen hinfahren, stellt sich heraus, dass hier eine größere Familie zusammen isst", seufzt der Polizist.
Oft war an dieser Stelle schon von der positiven Seite der Pandemie die Rede (sofern es die gibt): Jüngere kaufen für ältere Nachbarn ein, Wirte kochen für Krankenpfleger, Hausfrauen nähen Gesichtsmasken.
Bei allem Verständnis dafür, dass Uneinsichtige Konsequenzen spüren müssen - der Anruf bei der Polizei bringt die hässliche Nebenwirkung des Virus' ans Licht. Abstandsgebot und Ausgangsbeschränkung sind ein Festschmaus für Denunzianten. Wer bislang den Volkssport ausgeübt hat, Fünf-Minuten-Falschparker zu verpetzen, hat nun offenbar seine Erfüllung als Wächter der Kontaktsperre gefunden.
"Man merkt jetzt, dass was aufbricht, was schon lange in manchen Nachbarschaften gebrodelt hat", erklärt der Polizist. Traurig, traurig: Als ob es nicht reicht, dass Covid-19 das Leben jedes Einzelnen durcheinanderwirbelt, machen manche das Zwischenmenschliche doppelt schwer erträglich. Trotz Mund-Nase-Maske wirkt so etwas demaskierend. Es steckt nur leider viele Nachahmer an.
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