Weiden in der Oberpfalz
14.05.2019 - 14:21 Uhr

Sicherheitsnetz für Senioren

In diesem Punkt sind sich alle Anbieter einig: Gerade für allein lebende ältere Menschen stellt der Hausnotruf eine wichtige Sicherheitsfunktion dar. Angesichts der Bevölkerungsentwicklung sind die Geräte so gefragt wie nie.

So funktioniert der Notrufknopf: Durch einen Druck aufs Armband wird über das Zusatzgerät am Telefon die Notrufzentrale alarmiert und die ist rund um die Uhr besetzt. Bild: Gabi Schönberger
So funktioniert der Notrufknopf: Durch einen Druck aufs Armband wird über das Zusatzgerät am Telefon die Notrufzentrale alarmiert und die ist rund um die Uhr besetzt.

Denn dafür ist der Hausnotruf da: Dass behinderte oder ältere Personen Hilfe rufen können. Rund um die Uhr und selbst wenn sie das Telefon nicht mehr erreichen können. Ein Handsender, von manchen auch Funkfinger genannt, wird um den Hals getragen oder am Handgelenk. Damit kann der Betroffene, nach einem Sturz oder einem anderen Notfall, die Helfer alarmieren. Der Notruf wird über ein Zusatzgerät, das mit dem Telefon gekoppelt ist, an die Notrufzentrale weitergeleitet. Die ist rund um die Uhr besetzt. Möglich ist das im Umkreis von etwa 150 Metern um das Zusatzgerät, also auch wenn sich der Betroffene im Keller, auf dem Dachboden oder im Garten befindet.

Dieses System ist im Prinzip bei allen Anbietern gleich. Doch welche Organisationen im Raum Weiden-Neustadt bieten den Hausnotruf an und vor allem, was kostet das? Anbieter in der Region sind das Rote Kreuz, der Malteser Hilfsdienst und seit zwei Jahren auch die Johanniter. Die Kosten unterscheiden sich dabei nur marginal.

Ältester Anbieter: BRK

Seit über 25 Jahren ist der BRK-Kreisverband Weiden-Neustadt auf diesem Sektor aktiv und damit der älteste Anbieter in der Region. "Wir bieten den Hausnotruf nur für Privathaushalte an", sagt Thorsten Gradl, BRK-Beauftragter für den Hausnotruf und Fahrdienstleiter für den Behindertentransport. Das Basispaket kostet 23 Euro im Monat. In diesem Fall informiert die Hausnotrufzentrale, Angehörige oder Nachbarn, die sich - wie vorher vereinbart - um den Senior oder die Seniorin kümmern. Falls die betroffene Person einen Pflegegrad bewilligt hat, übernimmt die Pflegekasse die Kosten in Höhe von 23 Euro.

"Wir empfehlen allerdings das Komfortpaket", erklärt Gradl. "Dann ist der Schlüssel bei uns hinterlegt und unsere Fachkräfte können sofort in die Wohnung, um der Person zu helfen." Denn, so betont Gradl: "Es gibt nichts Schlimmeres als einen Notfall, bei dem man nicht in die Wohnung kommt." Das BRK-Komfortpaket enthält außerdem die Funktion Tagestaste: Das heißt, der Nutzer muss diese Taste ein Mal pro Tag drücken. Tut er das nicht, gehen die Helfer von einem Notfall aus und fahren zu ihm. Die Kosten für das Komfortpaket: 42 Euro im Monat. Auch hier gilt: Wer einen Pflegegrad bewilligt hat, für den übernimmt die Pflegekasse 23 Euro pro Monat. Diese Kostenreduktion gilt für pflegebedürftige Menschen auch bei allen anderen Anbietern.

Rund 400 Kunden betreut der BRK-Hausnotruf in Weiden und dem Landkreis Neustadt aktuell. Die Zahl ist seit der Einführung stark gestiegen. Unter anderem, weil die Menschen heute so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden leben wollen, vermutet Gradl. "Aber auch, weil die Angehörigen viel gelassener sind, wenn sie wissen, es existiert ein Sicherheitssystem für ihre Eltern oder andere Verwandten." Um die Selbstständigkeit von älteren Menschen, Behinderten oder Kranken so lange wie möglich zu unterstützen, bietet das Rote Kreuz außerdem ambulante Pflege an, den Behindertentransport zum Beispiel zum Arztbesuch oder auch Essen auf Rädern. Außerdem läuft aktuell die Aktion "Rotkreuzdose". In ihr werden die wichtigsten Patientendaten zusammengetragen und dann im Kühlschrank deponiert, wo sie für Rettungskräfte schnell zu finden sind. Ein Aufkleber weist die Helfer darauf hin.

MHD: Rund 700 Geräte

Seit über 20 Jahren ist auch der Malteser Hilfsdienst (MHD) in Sachen Hausnotruf aktiv. Der Grundsicherheitsvertrag (Verständigung von Nachbarn oder Angehörigen) kostet auch hier 23 Euro pro Monat, falls nicht die Pflegekasse die Kosten übernimmt. Das Komplettsicherheits-Paket (Schlüssel beim MHD hinterlegt) kostet 45 Euro. „Damit sind alle Einsätze abgedeckt“, betont Dieter Landgraf, Leiter der MHD-Dienststelle Weiden. „Auch wenn jemand 20 Mal im Monat den Notdienst braucht.“

Wie das Rote Kreuz bieten auch die Malteser den Hausnotruf nur für Privathaushalte an. „Wir haben rund 700 Geräte in Weiden, dem Landkreis Neustadt und Teilen der Landkreise Tirschenreuth und Schwandorf im Einsatz.“ Knapp 400 davon befinden sich laut Landgraf in Weiden. Seit der Einführung vor über 20 Jahren hat auch beim MHD die Zahl der Kunden kontinuierlich zugenommen. "Heutzutage muss die Hausnotrufzentrale rund um die Uhr besetzt sein", sagt Landgraf. "Anfangs dagegen war sie das nur zu bestimmten Zeiten." Auch die Beteiligung der Pflegekassen an den Kosten dürfte seiner Ansicht nach dazu beigetragen haben, dass die Zahl der Teilnehmer wächst.

Johanniter: Start 2017

Erst seit zwei Jahren sind auch die Johanniter im Raum Weiden aktiv. "Bayernweit werden aber über 20 000 Kunden über unsere Notrufzentrale in Regensburg betreut", sagt Pressesprecher Andreas Denk. In Weiden und dem Landkreis Neustadt dagegen sind aktuell erst 150 Kunden an den Johanniter-Hausnotruf angeschlossen. Das Basispaket kostet hier 25 Euro im Monat, das Komfortpaket (mit Schlüsseltresor an der Hauswand, um den Zutritt zu ermöglichen) 32 Euro und das Komfortpaket inklusive Einsatzdienst der Johanniter 44 Euro pro Monat. "Wenn jemand einen Pflegegrad hat, zahlen die Kassen das Basispaket." Zu den Hilfsangeboten der Johanniter Unfall Hilfe, die den Grundsatz "ambulant vor stationär" mit unterstützen sollen, zählen vor Ort außerdem der Patientenfahrdienst und der Menüservice (analog zu Essen auf Rädern).

Die Rotkreuzdose enthält die wichtigsten Notfall-Informationen für Rettungskräfte und wird im Kühlschrank aufbewahrt. Bild: Gabi Schönberger
Die Rotkreuzdose enthält die wichtigsten Notfall-Informationen für Rettungskräfte und wird im Kühlschrank aufbewahrt.
Ein Aufkleber an der Tür weist die Rettungskräfte darauf hin, dass der Wohnungsinhaber eine Rotkreuzdose besitzt. Bild: Gabi Schönberger
Ein Aufkleber an der Tür weist die Rettungskräfte darauf hin, dass der Wohnungsinhaber eine Rotkreuzdose besitzt.
 
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