Genau 100 Stühle dürfen aus feuerpolizeilichen und statischen Gründen im Saal aufgestellt werden. Und die waren komplett besetzt. Einige Spätkommende mussten enttäuscht wieder gehen. Stadtrat Alois Schinabeck sagte: „Danke, dass'z ihr kumma sad's, für siebn Leit is vorn grod Platz. Und hintn passn hundert nei – I glab, es san fast hundertdrei.“ Außerdem überbrachte der dichtende pensionierte Lehrer „an schöina Grouß vom Burgamoista, Seggewiß so hoist a. Ober nea no heier, nächsts Johr gibt`s an neia“.
Die neueste Verstärkung der Poetenrunde ist Helmut Erndt aus Flossenbürg. Der Vorsitzende des dortigen Waldvereins und pensionierter „Grenzerer“ erfreute bei seiner Debüt- Lesung die Besucher mit heiteren Geschichten aus seiner Heimat. Köstlich war sein „brutal-lustiger“ Vergleich des Lebens einer Sau, der es gut geht, und eines Rentners. Beide hätten ein schönes Leben – „aber es dauert halt nimmer lang!“ Donnerndes Gelächter gab es im Publikum bei seiner Weihnachtsgeschichte. Als der Kater Peter mit einer Maus im Maul mit in die Kirche kam, sich in der Krippe zwischen Ochs und Esel einquartierte und für reichlichen Tumult im Gotteshaus sorgte.
Mit drei Geschichten um das sechste Gebot brachte Wolfgang Leo Bäumler die Gäste zum Lachen. „Mengenrabatt“ bei der Buße nach dem Beichten hätte die Zenz gewollt, obwohl sie grundsätzlich mit Strafe einverstanden gewesen wäre. Auch einem Bauern kamen seine Schäferstündchen teuer. Ihm brummte der Pfarrer als Buße auf, eine der beiden neuen Kirchenglocken zu bezahlen – die andere wolle er, der Pfarrer, selbst bezahlen. Und auch die Magd musste dafür büßen, dass sie unkeusch hingeschaut hatte, als der Knecht Xare nackert aus dem Bach gestiegen war. Gertraud Mois, die dichtende Denkenreuther Bäuerin, erklärte, warum sie so gerne in Mundart redet: weil ihr „der Schnabel so gewachsen“ sei. Mois lästerte über die „Handy-Bürscherla“ und stellte fest, dass nichts so wichtig sein könne, dass sie immer erreichbar sein müsste.
Christa Haubner aus Neustadt erzählte aus ihrem Leben. Romantisch verklärte Kindheitserinnerungen ans Milch-Holen mit dem Roller, an die geliebte Oma in deren Fußstapfen sie nun selbst trete, und an Erlebnisse während ihrer Karriere als Verkäuferin. Christine Schreiber aus Floß beschrieb das „Jahreszeitenwunder“, hektische und wenig erbauliche „Besinnlichkeit auf Knopfdruck“, aber auch Stimmungen, bei denen es warm ums Herz werde. Günter Weber (Weiden) berichtete von einem „Köpfler“ ins zu seichte Wasser, bei dem er ein „Hörndl“ am Hirn davongetragen hatte und die Badehose weg gewesen war. Weber lästerte auch über die Trendsportart „Walken“ – mit anschließendem Wirtshausbesuch. Markus Keßler, Lehrlokführer und Dichter aus Windischeschenbach, berichtete von langjährigen CSU-Mitglied Ignaz, das, als es ans Sterben ging, noch zur SPD übertreten wollte. Weil es doch besser sei, wenn es einen von den „Roten“ erwischt! Zum Thema „Umweltschutz“ wusste Keßler, dass die „Schweden-Gretl“ nicht ganz unrecht hat. Die Politiker würden „reden, aber nix sagen“, nach dem Motto: „Heiliger Sankt Florian, schütz` d` Umwelt – aber fang bei die Anderen an!“ Schließlich sinnierte Keßler noch darüber, wie es wäre, wenn es in seiner Heimatstadt ein „Etablissement“ gäbe.
Umrahmt wurde die Mundartdichterlesung „ohne Strom und ohne Licht“ von der „Wirtshauseck Musi“. Christine Eller mit Harfe und Okarina und Hans Fröhlich mit einer sehenswerte Ziehharmonika spielten vom besinnlichen „Sonnenaufgang“ bis zum „Troid-Kasten“ und viele weitere zünftig-heimatliche Klänge.















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