Meistens gibt es Probleme in der partnerschaftlichen Kommunikation, wenn Paare und Familien die katholische Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle (EFL) der Caritas in Weiden aufsuchen. Worte kommen nicht an oder werden anders interpretiert, als sie gemeint waren. Gefühle und Bedürfnisse des Partners werden nicht verstanden. Die Betroffenen haben sich festgefahren, nicht selten über mehrere Jahre. "Oft spielt auch die Ursprungsfamilie eine Rolle", sagt Monika Endres-Dechant. Sie war acht Jahre lang Leiterin der Beratungsstelle in Weiden und hat diese Rolle im November an ihre Nachfolgerin Michaela Schmucker abgegeben. Ein guter Zeitpunkt, die Arbeit der Beratungsstelle vorzustellen.
Sich öffnen und einander wieder verstehen wollen: Für manche Paare ist dies eine riesige Herausforderung. Unterstützung dafür und einen geschützten Raum bekommen sie in der Dr.-Pfleger-Straße. Die Beratung richtet sich nicht nur an Paare, sondern auch an Einzelpersonen und ganze Familien. Neben Kommunikationsproblemen spielen Konflikte durch Traumata, psychische Erkrankungen, kritische Lebensereignisse, Auseinanderleben, unterschiedliche Rollenverständnisse, Sexualität und Fremdgehen häufig eine Rolle. Nicht selten leiden die Kinder am meisten. So erinnert sich Monika Endres-Dechant an einen Siebenjährigen, der wegen der Trennung der Eltern sagte: "Ich will nicht mehr leben." Manche Kinder würden in einer Trennungsphase von ihren Eltern als Machtinstrument missbraucht. Es gebe allerdings auch viele Eltern, die gemeinsam in die Beratung kommen, um vor allem für die Kinder eine gute Lösung zu finden.
Angst und Unsicherheit
Altersmäßig gebe es keine Grenzen. Auch Paare, die seit vier oder fünf Jahrzehnten zusammen sind, lassen sich noch beraten. In den letzten Jahren hätten zudem viele jüngere Menschen die Beratungsstelle aufgesucht, "die nach einer Trennung nicht mehr in die Spur gekommen sind", so Endres-Dechant. Bei Bedarf leite das Team in eine Therapie oder einen Klinikaufenthalt über.
Michaela Schmucker findet sich in Weiden noch ein, hat aber bereits in der Amberger Beratungsstelle der Caritas jahrelang Erfahrung in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung gesammelt. Wie ihre Vorgängerin hat sie die Erfahrung gemacht, dass auch globale Krisen wie die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine weit in das Beziehungsleben der Menschen hinein reichen. Corona sei ein richtiges Störfeld in Familiensystemen geworden, in denen es unterschiedliche Auffassungen zum Beispiel zum Thema Impfungen gibt. Krieg sorge für Unsicherheit, Überforderung durch negative Schlagzeilen und möglicherweise unterschiedliche Ansichten in verschiedenen Generationen. Angst und Sicherheit seien derzeit große Themen.
Hoffnung weitergeben
"Zwänge sind ganz häufig geworden", berichtet Schmucker. Dabei gehe es darum, "überhaupt irgendetwas noch kontrollieren zu können". Hinzu kommen in vielen Fällen dramatische Erlebnisse, beispielsweise, wenn für den Mann ein Einsatz in Afghanistan bevorstehe, wenn frühe Verluste oder Gewalterfahrungen zu verarbeiten sind, Trauer oder Schuldgefühle eine Rolle spielen. Die Beraterinnen hören zu, zeigen Lösungswege auf und geben Hoffnung. "Wir haben die Erfahrung, dass nichts immer gleich schlimm bleibt", sagt Schmucker. Daher könne ihr Team diese Hoffnung weitergeben.
Ob ein Paar gemeinsam zur Beratung kommt und diese nur kurze Zeit oder über mehrere Jahre in Anspruch nimmt, hänge vom Einzelfall ab. Es gebe sogar Paare, die sich Jahre nach einer ersten Beratungsphase positiv daran erinnern und noch einmal zurückkehren. Doch wie erkennt man überhaupt, ob externe Hilfe sinnvoll sein kann? "Wenn beide ständig die Augen übereinander rollen, dann ist es noch nicht zu spät", sagt Monika Endres-Dechant dazu. Manchmal habe sie beim Erstbesuch eines Paares gedacht: "Ein paar Jahre früher wäre nicht schlecht gewesen." Sonst bestehe das Risiko, sich festzufahren und nur beim anderen die Schuld zu sehen. Die richtige Perspektive sei jedoch: Was können beide positiv verändern?
Zeit zum Reflektieren
Die Beraterinnen stehen unter Schweigepflicht. "Das geht so weit, dass wir zum Beispiel auch keine Gutachten für Kliniken schreiben. Wir können die Klienten dabei unterstützen, selbst etwas zu schreiben. Aber was hier gesprochen wird, bleibt hier", betont Schmucker. "Wir reden auch nicht untereinander mit Namen über die Klienten."
Eines wollen die beiden Beraterinnen Paaren und Familien mit auf den Weg geben. "Es wäre hilfreich, sich mehr Zeit zum Reflektieren zu nehmen, für sich selbst und auch in der Partnerschaft", sagt Schmucker. "Auch dafür bieten wir einen Raum und festen Zeitrahmen." Im Alltag gingen Reflexion und Zeit zum Zuhören oft unter. "Aufeinander zu wird manchmal zu nebeneinander her und kann sich komplett auseinander entwickeln", beschreibt Endres-Dechant das Problem. Die beiden Frauen raten, eine Paar-Kultur zu schaffen und zum Beispiel Spaziergänge für Gespräche zu nutzen. "Zum Glücklichsein braucht es keinen Malediven-Urlaub und keinen Memory-Ring, bei dem für jedes Ehejahr ein Stein hinzukommt, sondern ganz einfache Dinge", so Endres-Dechant.
Ehe-, Familie- und Lebensberatung der Caritas
- 1955 startete die Ehe-, Familien- und Lebensberatung der Caritas im Bistum Regensburg.
- Die Beratungsstelle in Weiden gibt es seit 1969. Sie gehört zu den größeren der insgesamt 12 Beratungsstellen im Bistum.
- Hier arbeiten drei Beraterinnen in nicht ganz zwei Vollzeitstellen.
- Für Frauen in Trennung gibt es einen mehrmonatigen Gruppenkurs, der die Frauen auf dem Weg vom Trennungsschmerz hin zu einem glücklicheren und selbstbestimmten Leben begleiten soll. Für Männer gibt es einen solchen Kurs in der Regensburger Beratungsstelle.
- Am 1. November hat Michaela Schmucker die Leitung von Monika Endres-Dechant übernommen.
- Kontakt: Dr.-Pfleger-Straße 26 in Weiden, Telefon 0961/4 70 23-28, E-Mail eheberatung-weiden[at]bistum-regensburg[dot]de
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